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Julia Extra Band 0350

Julia Extra Band 0350

Titel: Julia Extra Band 0350 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Jordan
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er verächtlich. „Du neigst zum Zweiten.“
    Hannah verschränkte die Arme vor der Brust. So naiv war sie nicht, dass sie nicht gefühlt hatte, wie sehr er sie begehrte. „Ich täusche mich nicht.“
    „Wirklich?“, spottete er.
    „Wirklich.“ Dennoch wurde sie nicht schlau aus der Sache. Wenn Sergej sie nicht fortgestoßen hatte, weil er sie nicht mehr wollte, warum dann?
    Weil er ihr nicht wehtun wollte. Der Gedanke war plötzlich da, einleuchtend und überzeugend. Aber war das möglich? Ihr war noch nie ein Mensch begegnet, der so distanziert und zynisch wie Sergej war. Trotzdem … „Ich glaube dir nicht“, sagte sie ruhig.
    Er lachte und schüttelte den Kopf. „Du glaubst wirklich stets an das Gute im Menschen. Mach das bei mir besser nicht.“
    „Aber du warst so großzügig zu mir“, widersprach Hannah.
    „Großzügigkeit ohne Hintergedanken gibt es nicht.“ Er sah sie kalt und durchdringend an. „Ich sagte dir doch, dass jeder stets ein Motiv für sein Handeln hat, das meistens nicht sehr nett ist.“ Er trat dicht an sie heran, aber Hannah wich nicht zurück. „Und mein Motiv kennst du, nicht wahr, maja sladkaja .“
    „Nenn mich nicht so!“
    „Aber du bist doch wirklich süß.“ Er berührte zart ihre Wange, und Hannah zuckte zurück. Es gefiel ihr gar nicht, was er sagte und wie er es sagte, als wollte er alles bewusst kaputt machen. Auch wenn sie immer noch nicht genau verstand, warum. „Ich wollte dich in mein Bett bekommen“, fuhr er vielsagend fort. „Was glaubst du, warum ich die kleinen Taschendiebe vertrieben habe? Du bist eine natürliche und sehr schöne Frau.“
    „Dann solltest du aber an deinen Verführungskünsten arbeiten“, entgegnete Hannah heiser. „Denn bei unserer ersten Begegnung warst du ziemlich unfreundlich.“
    Er lächelte kalt. „Es hat doch funktioniert, oder nicht? Ich hätte dich eben haben können, hier gegen die Tür gelehnt.“ Seine eisblauen Augen funkelten. „Also muss ich etwas richtig gemacht haben.“
    Hannah ließ sich nicht beirren. „Und warum hast du dann aufgehört?“
    Er nahm die Hand von ihrer Wange und wich zurück. „Ist das nicht offensichtlich? Weil ich dich nicht mehr wollte.“
    Ganz mutig richtete sie den Blick bewusst dahin, womit er ihr bewiesen hatte, wie sehr er sie begehrte. „Ach wirklich?“, sagte sie herausfordernd. „Ich mag zwar noch Jungfrau sein, aber so unschuldig bin ich auch nicht.“
    Seine Augen wurden schmal. „Ein schnelles Vergnügen ist nicht mein Stil, maja sladkaja, da habe ich andere Ansprüche. Offen gesagt, du warst der Mühe nicht wert. Jungfrauen sind so langweilig und werden hinterher meist auch noch gefühlsduselig. Ich hatte wirklich keine Lust, mich auch noch mit deinen Tränen abgeben zu müssen.“
    Jedes einzelne seiner Worte traf sie wie ein Dolchstoß mitten ins Herz. Vielleicht hatte sie sich ja doch getäuscht. Als sie jedoch benommen aufblickte, sah sie, dass Sergej sie seltsam angespannt beobachtete. Und sie wusste, dass sie sich nicht geirrt hatte. Wenn sie ihn gelangweilt hätte, hätte er sie doch längst kalt lächelnd abserviert und wäre gegangen. Entschlossen ging sie zu ihm hin und berührte nun ihrerseits seine Wange, zärtlich und liebevoll. „Nein, Sergej, ich glaube dir nicht. Ich bin nicht sicher, warum du versucht hast, mich wegzustoßen. Vielleicht hast du Angst, mir wehzutun, vielleicht hast du auch nur Angst. Und vielleicht sollte es heute Nacht auch einfach nicht sein. Ich bin nicht so naiv, mir einzubilden, dass sich so schnell etwas zwischen uns entwickeln könnte, aber … ich weiß auch, dass du mir nicht die Wahrheit sagst.“
    „Sergej …“
    Hannah erstarrte, als in diesem Moment die Tür aufging. Eine Frau stolperte herein, bekleidet mit einem trägerlosen, hautengen schwarzen Top und einem äußerst kurzen roten Lederrock. Kniehohe schwarze Lacklederstiefel mit Stilettoabsätzen vervollständigten dieses gewagte Outfit. Die ungekämmte wasserstoffblonde Mähne reichte ihr fast bis zur Taille, das ursprünglich sicher schöne, aber verlebte Gesicht war stark geschminkt. Mit anderen Worten, die Frau strahlte die krasse, billige Erotik einer Straßenhure aus, und danach zu urteilen, wie sie Sergej anlächelte, kannten sich die beiden sehr gut.
    „Sergej …“ Sie kicherte betrunken, bevor sie undeutlich etwas auf Russisch sagte.
    „Nein“, erwiderte Sergej auf Englisch, vermutlich, damit auch Hannah es verstand, „du störst gar nicht, Varya.

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