Julia Extra Band 0350
tief die salzige Meerluft ein. Der Wind zersauste ihre herrlichen Locken und drückte ihren grünen Rock und ihr weißes Piratenhemd eng an ihren Körper, wodurch die Konturen ihrer schmalen Taille und ihrer verführerischen Brüste deutlich sichtbar wurden. Sie drehte sich zu ihm um und lächelte. Ihre Wangen waren gerötet, und in ihren Augen lag ein warmes Funkeln, als sie weit ihre Arme ausbreitete.
Patrick lief auf sie zu. Seine Füße schienen kaum den Boden zu berühren, sein Herz floss über vor Glück, doch das Telefon klingelte erbarmungslos weiter. Es fiel Patrick zunehmend schwer, das penetrante Geräusch aus seinem Bewusstsein auszublenden, aber er durfte sich nicht bewegen. Irgendwo hatte er einmal gelesen, dass dann die Träume verschwinden würden. Und wer sollte ihn schon mitten in der Nacht anrufen?
Die Antwort durchfuhr ihn wie ein Blitz. Es konnte nur Molly sein, die sich wegen ihres Hauses Sorgen machte. In der nächsten Sekunde hatte er schon den Hörer von der Gabel gerissen und meldete sich mit verschlafener Stimme.
„Patrick, bist du das? Hier ist Molly.“
„Hi. Wie geht es dir?“
Am anderen Ende der Leitung ertönte ein tiefer Seufzer. „Ich bin ja so froh, deine Stimme zu hören.“
Patrick lächelte in die Dunkelheit hinein. Nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, waren Mollys Worte Balsam für seine Seele.
„Ich meine, da du ans Telefon gehst, kann man dich schließlich nicht aus dem Haus geworfen haben“, fügte sie etwas atemlos hinzu.
„Nein, ich bin immer noch hier.“
„Hör zu, Patrick, ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch wegen des Briefes, den du mir nachgeschickt hast. Wusstest du, dass er von der Firma kam, die meine Hypothek verwaltet?“
„Ja, aber mach dir deswegen keine Sorgen, Molly.“
„Wie sollte ich mir keine Sorgen machen, wo meine ganze Zukunft auf dem Spiel steht?“ Ihre Stimme zitterte bedenklich. „Haben sie schon in irgendeiner Form Kontakt zu dir aufgenommen?“
„Sie haben letzte Woche jemanden vorbeigeschickt, der mir die Pfändungspapiere in die Hand drücken wollte.“
„Oh nein! Dann werden sie mir also tatsächlich das Haus wegnehmen …“
„Das werden sie nicht, Molly, beruhige dich. Ich habe bereits alles geregelt.“ Patrick wusste, wie sehr sie an Pandanus Cottage hing, und es tat ihm in der Seele weh, dass sie nach allem, was sie seinetwegen mitgemacht hatte, auch noch um ihr geliebtes Zuhause bangen musste.
„Du hast alles geregelt ?“, wiederholte sie verwundert. „Was um Himmels willen meinst du damit?“
„Ganz einfach. Nachdem der Gerichtsvollzieher mich ins Bild gesetzt hatte, habe ich bei dieser ALC in Brisbane angerufen und mich mit dem zuständigen Sachbearbeiter verbinden lassen. Ich erklärte ihm die Situation und meinen Hintergrund im Bankgeschäft, und der Rest war mehr oder weniger ein Kinderspiel. Jedenfalls konnte ich ihn ziemlich schnell davon überzeugen, die Vollstreckung nicht weiter zu betreiben.“
„Oh Patrick, das ist ja … ein Wunder! Wie hast du das bloß gemacht?“
„Es war keine große Sache. So etwas mache ich praktisch jeden Tag“, wehrte Patrick bescheiden ab. Doch der Respekt und vor allem die Bewunderung in Mollys Stimme klangen wie Musik in seinen Ohren. „Im Grunde habe ich ihm nur vor Augen gehalten, dass ein Rechtsstreit für keine Partei von Vorteil wäre, und ihm zugesagt, dass der ausstehende Betrag umgehend überwiesen würde.“
„ Umgehend ?“ Molly schnappte hörbar nach Luft. „Aber das konnte ich nicht! Ich war in Cornwall.“
„Ganz ruhig, Molly. Es ist bereits erledigt.“
Darauf trat ein längeres Schweigen ein.
„Soll das etwa heißen, dass du ihm das Geld überwiesen hast?“, fragte Molly schließlich ungläubig.
„Es war ein ganz simpler Vorgang“, versicherte Patrick ihr. Er wollte die Angelegenheit auf keinen Fall zu einer großen Sache aufbauschen.
„Das war wirklich sehr nobel von dir, aber in meinen Augen ist es durchaus kein simpler Vorgang, mal eben fünfeinhalbtausend Dollar lockerzumachen.“ Mollys Stimme klang plötzlich wieder alarmiert. „Natürlich zahle ich dir das Geld sofort zurück. Wenn du mir deine Kontonummer …“
„Bitte, Molly, mach dir darüber jetzt keine Gedanken“, unterbrach Patrick sie. „Das Problem ist gelöst. Über die Details können wir später reden.“
„Wann genau?“, hakte sie nach. „Ich hasse es, Schulden zu haben.“
Patrick unterdrückte einen Seufzer. „Das ist sehr
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