Julia Extra Band 0354
war er der Besitzer ihrer Boutique, ihrer Werkstatt, ihrer Wohnung. Alles, was ihr auf dieser Welt etwas bedeutete, war jetzt sein Eigentum.
Entschlossen stand sie wieder auf. Sie würde jetzt nicht in die Knie gehen! Es ging um ihre Karriere, ihr Label, um alles, wofür sie so hart gearbeitet hatte. Und solange es noch einen Funken Hoffnung gab, dachte sie überhaupt nicht daran, ihren Traum zu begraben.
„Und wie beabsichtigen Sie jetzt weiter vorzugehen?“, erkundigte sie sich sachlich.
„Es ist mein Beruf, Geld zu machen, Ms Stanton. Und wie es aussieht, bringen Ihre Boutique und Ihr Label nicht einmal genug ein, um die Kosten zu decken und Ihnen ein akzeptables Leben zu ermöglichen.“
„Das werden sie aber“, hielt Ella ihm rasch entgegen. „Mit etwas zusätzlicher Werbung habe ich mir in einem Jahr einen größeren Kundenstamm aufgebaut und kann anfangen, an den wichtigeren Modenschauen teilzunehmen, wodurch sich natürlich auch nach und nach der Bekanntheitsgrad meines Namens erhöht.“
Blaise Chevalier zog eine dunkle Braue hoch. „Und dann?“
Ella atmete tief durch. Nichts leichter, als diese Frage zu beantworten. Sie hatte alles bis ins Kleinste durchgeplant, bis hin zu den Outfits, die sie bei den entsprechenden Events tragen würde.
„Dann kommt die Fashion Week hier in Paris. Danach eventuell New York und Mailand. Weitere Boutiquen werden mein Label vertreiben, und sicher werde ich auch Kontakte zu der einen oder anderen Einzelhandelskette knüpfen können. Ich habe einen kompletten Fünfjahresplan ausgearbeitet, von dem ich Ihnen gern eine Kopie zur Verfügung stelle.“
Blaises Miene drückte gelangweiltes Desinteresse aus. „Ich warte keine fünf Jahre, bis sich ein Geschäft für mich rentiert. Und daraus folgt, dass Sie ebenfalls keine fünf Jahre haben.“
Heiße Wut schoss in Ella hoch und versorgte sie mit dem dringend benötigten Adrenalin. „Und was schwebt Ihnen stattdessen vor?“, erkundigte sie sich sarkastisch. „Soll ich mit einer Trommel und einem Plakat um den Hals durch die Stadt marschieren und meinen Namen herausschreien, damit es schneller geht? Die Modebranche ist ein hart umkämpftes Terrain, Monsieur Chevalier. Man braucht Zeit, um sich dort durchzusetzen.“
„Ich hatte mehr an ein offensives Vorgehen auf hohem Niveau gedacht. An etwas mit … Klasse .“ Die Art, wie er dabei die Lippen kräuselte, ließ vermuten, dass Ella in seinen Augen nicht die geringste Klasse besaß.
„Sie haben von schnellen Ergebnissen gesprochen, und nicht von Klasse“, erinnerte sie ihn giftig.
„Das eine muss das andere ja nicht ausschließen, oder?“
Obwohl Ella ihm am liebsten an die Kehle gesprungen wäre, überlief sie beim Klang seiner melodischen Stimme ein erregender Schauer. Den Grund dafür konnte sie sich nicht erklären. Sie sprach häufig mit französischen Männern, die hier etwas für ihre Frauen oder Freundinnen kauften, sodass der weiche Akzent inzwischen den Reiz des Neuen für sie verloren hatte. Dennoch – aus Blaise Chevaliers Mund klang er anders. Es schwang etwas darin mit, das sie nicht näher definieren konnte und das seiner Stimme eine unwiderstehlich exotische Note verlieh.
Was leider nichts an der Tatsache änderte, dass er hier hereingerauscht war, als würde ihm der ganze Laden gehören, um ihr dann umgehend mitzuteilen, dass genau das der Fall war.
„Wozu überhaupt über Strategien nachdenken?“, wollte sie wissen. „Sie werden mein Unternehmen doch ohnehin bei der nächsten Gelegenheit wieder abstoßen.“
„Davon habe ich nichts gesagt. Ich habe lediglich festgestellt, dass Sie mehr Umsatz machen müssen. Und zwar in weniger als fünf Jahren.“
„Dann haben Sie außer diesen Papieren sicher auch einen Zauberstab mitgebracht“, spöttelte sie. Die wichtigste Regel im Umgang mit Machtmenschen lautete: Niemals Angst oder Schwäche zeigen!
Blaise lächelte selbstgefällig. „Erfolg hat nichts mit Magie zu tun, sondern mit der Fähigkeit zu handeln und Dinge in Bewegung zu setzen.“
„Und was heißt das jetzt konkret?“ Im besten Fall würde sie die Kontrolle über die Leitung ihres Geschäfts verlieren. Schlimmstenfalls verlor sie es ganz, und wenn das geschah …
„Ich will Ihnen nicht verhehlen, dass die Modeindustrie nur von geringem Interesse für mich ist“, riss Blaise sie aus ihren düsteren Gedanken. „Das Darlehenspaket habe ich, wie gesagt, wegen anderer Unternehmen gekauft, aber Ihres war nun einmal auch
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