Julia Extra Band 356 - Ebook
nicht. Ich weiß auch gar nicht, wo ich Ihre Karte jetzt hinstecken sollte …“
„Ich hebe sie für dich auf. Vielleicht überlegst du es dir ja noch“, mischte sich Ari ein und steckte die Visitenkarten in seine Brusttasche. Dann blickte er lächelnd in die Runde. „Ohne einer dieser reizenden Damen zu nahe treten zu wollen, bin ich übrigens auch der Meinung, dass Christina einzigartig und außergewöhnlich ist.“
Was im Grunde einer öffentlichen Erklärung gleichkam, dass er ernsthaft an ihr interessiert war, und gleichzeitig einem etwaigen Interesse irgendeiner der „reizenden Damen“ von vornherein einen Riegel vorschob.
Tina errötete tief. Sofort beugte sich Cassandra zu ihr vor und flüsterte ihr ins Ohr: „Mama hat recht, Ari ist sehr angetan von dir. Gib ihm eine Chance, Tina.“
Sogar Cass war also auf seiner Seite! Tina hatte allmählich das Gefühl, dass sich die ganze Welt gegen sie verschworen hatte, um sie zu dem Schritt zu drängen, vor dem sie zurückschreckte.
„Ich glaube, ich brauche etwas Luft“, flüsterte sie.
Sofort nahm Ari sie beim Arm. „Entschuldigt uns jetzt bitte. Wir lassen uns die frische Meeresbrise um die Nase wehen.“
Er führte sie zu der Mauer oben auf dem Klippenrand. Tina ließ es geschehen. Sie hatte sich damit abgefunden, dass sie Ari für die Dauer der Hochzeit nicht ausweichen konnte.
„Warum hast du die Karte angenommen?“, fragte sie ärgerlich.
„Weil es meine Schuld war, dass du deine geplante Model-Karriere nicht weiterverfolgen konntest. Aber es ist noch nicht zu spät. Und diesmal hast du meine volle Unterstützung.“
Sie sah ihn irritiert an. „Zuerst einmal bin ich jetzt Mutter. War das nicht auch die Rolle, die du mir zugedacht hast: Mutter deiner Kinder zu sein?“
„Ja, aber heutzutage gibt es durchaus erfolgreiche Models, die auch Mütter sind.“ Er streichelte ihr sacht die Wange und sah sie eindringlich an. „Ich habe zwei deiner Träume zerstört. Aber einen davon könnte ich dir wenigstens zurückgeben. Vielleicht ja auch den anderen … wenn wir uns Zeit lassen.“
Tina blinzelte gegen Tränen an. Es war einfach zu viel. Wie gern hätte sie ihm geglaubt, aber er konnte ihr nicht zurückgeben, was er ihr genommen hatte. Was immer die Zukunft ihnen brachte, würde anders sein. Und sagte er das alles nicht nur, um sie zurückzugewinnen? Sie hatte ihm einmal blind vertraut, und er hatte ihr das Herz gebrochen. Dennoch fühlte sie, wie sie schon wieder schwach wurde. Wie sollte sie ihm glauben oder vertrauen? Sie brauchte dringend Abstand, um in Ruhe nachzudenken.
Entschlossen wich sie zurück. „Ich hätte jetzt gern ein Glas Wasser.“
Er sah sie lange und forschend an, als würde er in ihrem Gesicht nach einem Anzeichen suchen, dass ihr Widerstand erlahmte. Schließlich nickte er langsam. „Ich hole dir eins.“
Tina blickte aufs Meer hinaus und atmete tief die frische Meeresluft ein. Es half nur bedingt gegen das Chaos in ihrem Kopf. Trotz der schmerzlichen Erfahrung mit Ari Zavros meldete sich immer wieder ein Gedanke, der ihren Widerstand gegen Aris Pläne untergrub.
Gib ihm eine Chance.
Gib ihm eine Chance.
Gib ihm eine Chance.
Der Brautwalzer.
Tina atmete tief ein und erhob sich, als Ari ihr den Stuhl zurückschob. Er war den ganzen Tag der perfekte Gentleman gewesen und hatte kurz zuvor eine ebenso humorvolle wie charmante Rede gehalten, bevor er einen Toast auf das Brautpaar ausgesprochen hatte. Er war einfach der Beste.
Vielleicht war er ja auch der Beste für sie, wenn sie bedachte, dass sie sich in den vergangenen sechs Jahren tatsächlich zu keinem anderen Mann hingezogen gefühlt hatte. Wollte sie wirklich den Rest ihres Lebens ohne Zärtlichkeit und Leidenschaft verbringen?
Gib ihm eine Chance.
Er legte ihr ganz leicht eine Hand auf den Rücken, als er sie zur Tanzfläche führte, und sie fühlte, wie die Wärme langsam ihren Körper durchflutete. Die Band spielte „Moon River“, einen swingenden langsamen Walzer, den Cass und George zur Freude der im Kreis um die Tanzfläche stehenden Hochzeitsgäste bis in die letzte Nuance auskosteten, romantisch und sexy zugleich.
Tina spürte, wie ihr die Knie weich wurden, als sie an Aris Seite auf die Aufforderung wartete, sich zu dem Brautpaar auf die Tanzfläche zu gesellen. Wie würde es sein, wenn er sie an sich presste? Würde sie wieder die gleiche Erregung spüren wie damals? Eine elektrisierende Vorfreude durchzuckte sie, als die Aufforderung kam,
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