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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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Ein Störenfried im Juckener Ländchen

    An einem schönen Sommerabend nach Dienstschluss fuhr der Polizeihauptmann des Juckener Ländchens, Sieghelm Stolzenrück, von Juckenau nach Juckendorf. Er fuhr auf seinem Fahrrad, weil er gern die Vögel singen hörte - und weil er sparsam war. Unvorsichtigerweise fuhr er allein und unbewaffnet.
    Hinter der scharfen Kurve bei den fünf Eichen stand plötzlich der Räuber Grapsch breitbeinig und barfuß mitten auf der Straße. In der schwarz behaarten Faust hielt er eine Pistole. „Halt", donnerte er. „Ihre Schuhnummer!"
    Der Hauptmann musste scharf bremsen. Fast wäre er über die Lenkstange geflogen.
    „Was fällt Ihnen ein?", schrie er erbost. „Ich bin der Polizeihauptmann persönlich!"
    „Schuhnummer oder Leben", sagte Grapsch gelassen und hob die Pistole.
    „Neunundvierzig", knurrte der Hauptmann. „Trifft sich ja prächtig", grinste Grapsch. „Ich hab auch neunundvierzig. Meine Stiefel sind hin. Ich brauche neue. Deine Stiefel sind wahrscheinlich die besten von allen Polizeistiefeln im Juckener Ländchen. Also her damit oder es knallt."
    „Das werden Sie mir büßen, Sie Strolch", fauchte der Hauptmann. „Fangt mich erst mal. Ihr habt's ja schon oft probiert. Dabei geraten höchstens ein paar von deinen Leuten in die Sümpfe. Aber jetzt ein bisschen dalli, ich habe keine Lust, hier ein Schwätzchen zu halten!"
    Räuber Grapsch knallte einen Schuss in die Luft. Der Hauptmann zuckte zusammen. Er zog und zerrte, aber es war ihm unmöglich, ohne Stiefelknecht aus seinen Stiefeln herauszukommen.

    Grapsch sah sich das eine Weile grinsend an, dann sagte er: „Das werden wir gleich haben." Er packte den Hauptmann bei den Füßen und wirbelte ihn im Kreis herum, bis er im hohen Bogen aus den Stiefeln herausflog und in einem Rapsfeld landete. Grapsch fuhr in die Stiefel, nickte zufrieden, steckte die Pistole ein und stapfte in den Wald - den großen Rabenhorster Wald, der voller Dickicht und Sümpfe war.
    „Nichtsnutz! Schädling anständiger Bürger!", schrie der Polizeihauptmann ihm nach und humpelte auf Socken zu seinem Fahrrad zurück. „Dich kriegen wir noch. Dann herrscht im Juckener Ländchen wieder Recht und Ordnung!"
    Tassilo Grapsch kümmerte sich nicht um das, was der Polizeihauptmann ihm nachbrüllte. Es störte ihn auch nicht, dass er eine Plage für die braven Bürger war. Darüber dachte er nämlich nie nach. Schon sein Vater und sein Großvater waren hier gefürchtete Räuber gewesen.
    Er hauste ganz allein im Rabenhorster Wald. An seine Eltern konnte er sich kaum mehr erinnern. Als er noch ein kleiner Kerl gewesen war, hatte seine Mutter dem Räubervater den Suppenkessel vor die Füße geworfen und war fortgelaufen, fort aus dem Räuberwald, geradewegs in den Zirkus, der damals zufällig durch das Juckener Ländchen karrte. Mit dem Zirkus war sie weitergezogen, hatte Löwen dressiert und Eintrittskarten verkauft. Im Rabenhorster Wald hatte sie sich nie wieder sehen lassen. Der Räubervater hatte vor Ärger und Kummer angefangen, haufenweise Süßes zu essen. Davon war er unglaublich dick geworden. Wer so dick ist, kann nicht schnell genug verschwinden, wenn die Polizei auftaucht. Und so war er geschnappt worden, als er sich um Mitternacht in der Bäckerei Häberle über eine Sahnetorte hergemacht hatte. Im Gefängnis war er dann gestorben, weil er dort nichts Süßes zu essen bekommen hatte.
    Der Räubergroßvater hatte sich nun allein um den kleinen Tassilo kümmern müssen. Er hatte sich große Mühe gegeben, aus ihm einen guten Räuber zu machen. Das war ihm auch gelungen. Grapsch hatte sich noch nie erwischen lassen. Er konnte mit Flinten, Messern und Pistolen umgehen. Er hatte gelernt, fast unhörbar zu schleichen und seine Fingerspuren zu verwischen, und es war ihm immer gelungen, das zusammenzuräubern, was er zum Leben brauchte.

So und nicht anders ist der Grapsch

    Freilich - sehr klug war der Räuber Grapsch nicht. Dafür war er unglaublich stark. Er hatte eine prächtige, dicht behaarte Ringerbrust. Seine Ärmel platzten ihm immer wieder auf, weil seine Armmuskeln so dick waren. Seine Hände waren wie Schaufeln. Mit seinem gewaltigen Gebiss zermalmte er sogar Wildschweinknochen. Ja, er konnte einem schon Angst einjagen, dieser Grapsch, wenn er so daherkam, fast zwei Meter groß, in Stiefeln Größe neunundvierzig. Seine roten Henkelohren ragten aus dem Struwwelhaar. Seine Augen lauerten unter buschigen Brauen hervor. Seine Nase

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