Julia Extra Band 356 - Ebook
seinen Konkurrenten erlangt hatte. Mit Alena hatte er ein wirkliches Pfund in der Hand. Der Mann, der sie einmal ehelichte, würde damit automatisch in einen der einflussreichsten Konzerne des Landes einheiraten. Eine Allianz mit ihrem Bruder war eine der stärksten Verbindungen, die man sich nur wünschen konnte.
Aber was dachte er da? Er würde gewiss nicht derjenige sein, der sie heiratete. Er würde niemanden heiraten. Doch wenn es seinen Plänen nützte, würde er dafür sorgen, dass Alena eine Heirat für möglich hielt.
Nein, Kiryl wusste genau, was er wollte. Er wollte Alena verführen, wollte, dass sie sich in ihn verliebte. Und das war wahrscheinlich gar nicht so schwierig. Denn natürlich war ihm seine Wirkung auf sie nicht verborgen geblieben. Und wenn sie einmal angebissen hatte, würde er die Beziehung unter einer Bedingung beenden: Ihr Bruder müsste sein Angebot für den Auftrag zurückziehen. Kiryl ging davon aus, dass Vasilii ihn auf keinen Fall zum Schwager haben wollte. Das hing nicht nur mit seiner einfachen Herkunft zusammen, sondern auch damit, wie er aus der Gosse wieder herausgekommen war. Seiner Einschätzung nach würde Alenas Bruder mit Freuden auf ein Geschäft verzichten, wenn er dafür seine Schwester zurückgewinnen und dafür sorgen konnte, dass sie einen Mann heiratete, der besser zu ihr und ihrer Familie passte.
Natürlich würde Vasilii diese Art von Erpressung nicht gefallen, aber er würde es letzten Endes akzeptieren müssen, denn Alenas Schwäche für Kiryl war seine Achillesferse. Und ohne Zweifel war Vasilii seine Schwester sehr wichtig, sonst hätte er sie nicht so eifersüchtig bewacht.
Was nun Alena selbst anging … er würde ihr das sexuelle Vergnügen verschaffen, nach dem sie sich offensichtlich so sehnte. Und wenn ihre Affäre erst einmal vorüber war und ihr Bruder sie mit einem Mann verkuppelte, den sie vielleicht gar nicht liebte, würde sie noch sehr lange an ihn zurückdenken.
Während Kiryl so seinen Gedanken nachhing, tauchte auf einmal das Gesicht seiner Mutter vor seinem geistigen Auge auf. Er erinnerte sich daran, mit welcher Verzweiflung sie ihm damals erzählt hatte, wie sehr sie seinen Vater geliebt habe und wie hart es sie getroffen habe, als er sie und ihren gemeinsamen Sohn zurückstieß. Aber diesen Gedanken verdrängte Kiryl schnell wieder. Hier ging es nur ums Geschäft, das musste er sich immer wieder vor Augen halten.
Das Taxi bog in die Einfahrt zum Hotel ein. Während Kiryl bezahlte, erschien ein Portier in Uniform, der Alena den Wagenschlag aufhielt und ihr heraushalf. Im Vorübergehen steckte Kiryl ihm ein fürstliches Trinkgeld zu. Bestimmt würde der Mann sich an ihn und Alena erinnern, und das konnte für seine Pläne nur gut sein.
„Hier entlang“, sagte er zu Alena. Er ergriff ihren Arm und führte sie in Richtung Lift. Damit hatte sie nicht gerechnet, denn zum Restaurant ging es nach links. Kiryl spürte, wie sie erstarrte.
„Was soll das?“, fragte sie verwirrt. „Ich dachte, wir würden zu Mittag essen.“
„Ja, das machen wir auch“, nickte er. „Aber nicht im Restaurant. Ich habe mir überlegt, dass wir uns in meiner Suite ungestörter unterhalten können.“ Er fasste sie am Arm und stieg mit ihr in den Fahrstuhl.
In seiner Suite? Bei dem Gedanken, allein mit ihm zu sein, wurde Alena ganz heiß. Einerseits hatte sie sich genau das gewünscht. Zugleich wusste sie nicht, ob es ihr gelingen würde, eine so intime Situation heil zu überstehen.
Ihr Herz fing heftig zu pochen an, und sie sagte mit unsicherer Stimme: „Bitte entschuldigen Sie, aber ich bin mir nicht sicher, ob …“
„Haben Sie Angst, mit mir allein zu sein? Glauben Sie, ich würde versuchen, Sie zu verführen? Oder …“, er sah sie eindringlich an, „wünschen Sie sich das vielleicht sogar?“
„Nein!“, protestierte sie laut.
In diesem Moment hielt der Fahrstuhl, und die Tür glitt zur Seite. Kiryls Blick war noch immer auf Alena gerichtet – mit einer Mischung aus Amüsement und etwas, das sie nicht benennen konnte. Aber es entzündete sofort wieder ihr Verlangen nach ihm.
„Dann bin ich ja froh“, erwiderte er ungerührt. „Denn ich kann Ihnen versichern, dass es für mich hier nur ums Geschäft geht.“
Und das war nicht einmal gelogen – auch wenn er nicht die Absicht hatte, ihr zu enthüllen, wie weit seine Pläne gingen.
Alena war einerseits erleichtert, andererseits aber auch peinlich berührt. Erneut hatte sie das Gefühl,
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