Julia Extra Band 356 - Ebook
privilegierte Kindheit gehabt, dennoch war es ihm gelungen, all seine Ziele zu erreichen. Fast alle jedenfalls.
„Ich habe eine Überraschung für dich“, erklärte er.
„Was für eine Überraschung?“
„Nun, vor allem brauchst du dafür einen Ausweis. Du hast doch einen Pass, oder?“
Einen Pass? Kiryl wollte mit ihr verreisen? Alenas Herz machte einen Sprung. „Ja, natürlich“, erwiderte sie zögernd. „Aber …“
„Nein, keine Fragen mehr“, sagte er resolut. Er warf einen Blick auf seine goldene Rolex. „Ich gebe dir fünf Minuten, dich zu entscheiden, ob du mitkommen möchtest oder nicht.“
„Fünf Minuten? Aber ich …“
„Vertrau mir, Alena“, unterbrach er sie. „Vertrau deinen Gefühlen und vertrau dem, was zwischen uns ist. Vielleicht ging gestern ja alles ein wenig schnell. Aber die Leidenschaft, die zwei Menschen verbindet, kann … kann manchmal eben so sein. Daran ist nichts Falsches.“ Er sah sie eindringlich an. „Nichts, was wir miteinander teilen, könnte je falsch sein, Liebling. Ich will dir nur zeigen, wie kostbar du für mich bist. Aber dafür müssen wir allein sein, an einem ganz besonderen Ort. Bitte komm mit mir dorthin.“
Alenas Wangen röteten sich. Sie wusste sofort, wovon er sprach – nicht nur von einem Ort dieser Erde, sondern auch von einem Refugium für sie beide, wo sie sich dem Rausch der Sinne hingeben konnten. Das Herz schlug ihr bis zum Halse, ihr ganzer Körper sehnte sich nach Kiryl. Die Entscheidung lag bei ihr. Sie könnte ihm sagen, dass sie mehr Zeit brauchte, dass ihr das alles zu schnell ging. Aber sie wusste, dass das keine Option war. Über Nacht war sie von einem unerfahrenen jungen Mädchen zu einer Frau geworden, die genau wusste, was sie wollte. Und sie wollte ihn, daran gab es keinen Zweifel.
Sie atmete tief durch. „Was soll ich alles mitnehmen?“
„Du brauchst nicht viel.“
Bei diesen Worten errötete sie noch mehr, und Kiryl lachte. Er war so auf seinen Plan fokussiert, dass er einen Moment lang vergessen hatte, wie jung und unerfahren sie war.
„Keine Sorge“, neckte er sie. „Du denkst vielleicht, ich möchte, dass du nur wenige Sachen zum Anziehen mitnimmst? Nein, das ist ein Missverständnis. Ich wollte dich bitten, nur das Nötigste einzupacken, den Rest kaufen wir, wenn wir am Ziel unserer Reise sind.“ Er senkte die Stimme und fügte hinzu: „Und wenn wir uns lieben, wirst du nichts anderes tragen als deine eigene Haut. Du wirst nichts anderes brauchen, denn meine Hände werden überall sein, ich werde dich überall küssen, überall berühren.“
Alena war ein wenig verlegen und zugleich aufs Höchste erregt. Kiryl versprach ihr nichts weniger als das Paradies.
„Dir bleiben noch drei Minuten“, erinnerte er sie. „Und denk bitte vor allem an deinen Pass.“
„Ein bisschen mehr musst du mir schon sagen“, protestierte sie. „Wird es dort, wo wir hinfahren, heiß sein oder …“
„Von hier aus fahren wir zuallererst zum Flughafen, und dafür wirst du deinen Mantel brauchen. Mehr werde ich dir jetzt nicht sagen.“ Erneut sah er auf die Uhr.
Die schreckliche Vorstellung, wie es sein würde, wenn er ohne sie abfuhr, ließ Alena keine Wahl. Sie eilte in ihr Zimmer und sah sich um. Viel zu aufgeregt, um einen klaren Gedanken zu fassen, verschwendete sie ein paar wertvolle Sekunden. Doch dann riss sie sich zusammen, holte einen kleinen Koffer vom Schrank und packte ihn schnell mit dem Allernötigsten. Dazu gehörten auch ein paar seidene Dessous. Dann stopfte sie ihren Pass in ihre Handtasche, warf sich den dunkelgrauen Parka über, der so gut zu ihrem grauen Kaschmirpulli passte, und schlüpfte in ein Paar warmer Stiefel. Die hochhackigen Schuhe kamen ebenfalls in den Koffer.
„Vier Minuten“, sagte Kiryl, als sie wieder im Wohnzimmer erschien, „das war eine Minute zu lang. Hast du deinen Pass?“ Seine Stimme klang fast geschäftsmäßig.
Alena nickte und reichte ihn ihm. Als ihre Finger sich berührten, durchfuhr es sie wie ein Stromstoß. Wenn dieser kurze Kontakt schon genügte, um sie zu elektrisieren, wie würde es dann erst sein, wenn sie miteinander schliefen?
„Komm“, sagte er, nachdem er den Pass in die Innentasche seines Mantels gesteckt hatte. Er streckte die Hand nach ihrer aus.
Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte sie. Denn ihr wurde schlagartig klar, was es bedeutete, wenn sie jetzt seine Hand ergriff. Es war ein großer Schritt, mit dem sie den Schutz ihres Bruders
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