Julia Extra Band 357
„Das hier war gerade einmal der Anfang.“
12. KAPITEL
Zwei Stunden später betraten sie die Lobby von Gabriels Haus.
Laura trug seine Smokingjacke über dem zerrissenen Abendkleid. Ihr Haar war zerzaust, das Make-up verschmiert und ihre Lippen von seinen Küssen geschwollen.
Als Gabriel sie in seinem zerknitterten, schief zugeknöpften Hemd zum Aufzug führte, sah er aus dem Augenwinkel, wie die beiden Securityleute einander vielsagend angrinsten. Kein Wunder, dachte er. So, wie er und Laura aussahen, konnte es kaum einen Zweifel daran geben, was sie gerade getan hatten.
Im Penthouse fanden sie Maria im Wohnzimmer bei der Lektüre eines Romans vor.
„Mr Gabriel, Mrs Laura …“ Die Haushälterin erhob sich lächelnd aus ihrem Sessel, doch als sie nach einem zweiten Blick den derangierten Aufzug der beiden wahrnahm, wandte sie hastig den Blick ab und griff nach ihrem Buch, um ihren schockierten Gesichtsausdruck zu verbergen.
„Der Kleine schläft“, teilte sie ihnen mit, sobald sie sich wieder gefasst hatte. „Ich wünsche Ihnen dann eine gute Nacht.“
Gabriel bedankte sich bei seiner ehemaligen Nanny, die nur kurz nickte, bevor sie beinah fluchtartig den Raum verließ. Kurz darauf hörten sie die Lifttüren auf- und wieder zugehen.
Sobald sie allein waren, wandte Laura sich Gabriel zu. „Sie hat doch hoffentlich nichts bemerkt, oder? Ich meine … glaubst du, sie hat es uns angesehen?“
„Natürlich nicht“, versicherte Gabriel ihr. Es war eine glatte Lüge, aber Laura wirkte so besorgt, dass er nicht anders konnte.
Sie seufzte erleichtert. „Gut. Dann werde ich mal nach Robby sehen.“
Ohne genau zu wissen warum, folgte Gabriel ihr.
An der geöffneten Tür des Gästezimmers blieb er stehen und beobachtete, wie sie sich über das Kinderbett beugte und ihren schlafenden Sohn betrachtete.
Nach einer Weile kam er näher.
Im gedämpften Licht der Nachttischlampe konnte er nicht viel mehr von Robby sehen, als seine winzige Faust, seinen dunklen Haarschopf und den Umriss seiner runden Wange. Er hörte seinen leichten, regelmäßigen Atem, und plötzlich verspürte er den unerklärlichen Drang, diesen kleinen Jungen zu beschützen, damit ihm kein Leid geschah.
Es war das gleiche Gefühl, das er einmal für seine Familie empfunden hatte.
Der Gedanke verursachte ein brennendes, würgendes Gefühl in Gabriels Kehle. Ohne ein Wort zu sagen, wandte er sich ab und ging ins Wohnzimmer zurück. Als Laura sich einige Minuten später zu ihm gesellte, hatte er sich wieder im Griff.
Und er war er zu einer Entscheidung gekommen.
„Es tut mir so leid wegen Robby“, sagte sie leise. „Ich weiß, dass es nicht in Ordnung war zu lügen, aber ich hatte solche Angst.“
Gabriel strich sich das Haar aus der Stirn und lachte unvermittelt auf. „Um die Wahrheit zu sagen, ist es mir im ersten Moment nicht anders gegangen“, gestand er ihr. „Aber deine Idee, mich als Robbys Vater auszugeben, hat den Deal gerettet. Das war wirklich ein Geniestreich von dir, Laura.“
Laura wurde blass. „Was sagst du da?“
Er betrachtete sie kopfschüttelnd. „Jetzt schau mich doch nicht so ängstlich an, querida. Okay, es war eine Lüge, aber was soll’s? Selbst wenn Adriana das Gerücht in alle Welt hinausposaunt – und ich bin sicher, dass sie das tun wird – habe ich nicht vor, es zu bestreiten.“ Er schob entschlossen das Kinn vor. „Anscheinend ist der leibliche Vater nicht gewillt, sich zu seinem Kind zu bekennen, und irgendjemand muss es schließlich tun.“
Laura biss sich fest auf ihre Unterlippe, die plötzlich unkontrolliert zitterte. „Hast du denn nicht einmal einen Moment lang in Betracht gezogen, dass … dass es wahr sein könnte?“
„Natürlich nicht. Denn wenn Robby wirklich mein Sohn wäre, und du mich die ganze Zeit über belogen hättest …“
„Ja …?“
Gabriel ging zu ihr und drückte kurz seine Lippen auf ihr Haar. „Ich glaube, das möchtest du gar nicht so genau wissen.“ Er streichelte ihre weiche Wange, dann beugte er sich vor und biss ihr spielerisch in den Nacken. „Aber da wir Kondome benutzt haben, kann Robby unmöglich von mir sein. Und jetzt lass uns unseren Erfolg gebührend feiern.“ Er schenkte ihr ein sündiges Lächeln. „Ich könnte mir auch schon vorstellen, wie …“
„Nein!“, stieß Laura heftig hervor. „Ich muss jetzt …“ Sie schluckte mehrmals, um den dicken Kloß in ihrer Kehle loszuwerden. „Ich … ich glaube, ich muss jetzt einfach ein
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