Julia Extra Band 357
Wüstenprinz kommen.
Dass er noch nicht verheiratet war, wunderte sie. Bestimmt hatten einige Frauen Probleme mit seiner autoritären Art. Er wusste alles besser. Genau wie er prophezeit hatte, hatte sie einen leichten Sonnenbrand auf den Schultern. Andererseits konnte sie froh sein, dass er sich hier so gut zurechtfand und sich um sie kümmerte.
„Pass auf, Ruby …“, warnte er sie jetzt, doch Ruby brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen.
„Lass gut sein, Raja! Du weißt alles und könntest wahrscheinlich das ganze Jahr hier leben, aber ich bin nicht der Typ.“
„Mein Volk und deins sind in der Wüste zu Hause“, sagte er mit einem vorwurfsvollen Unterton. „In Najar gibt es wundervoll angelegte Gärten und Parks, aber wenn die Menschen sich auf das Ursprüngliche zurückbesinnen wollen, gehen sie in die Wüste.“
Wütend stieß sie mit dem Turnschuh einen Stein weg.
„Ruby!“
Als der Stein wegflog und etwas darunter hervorkroch, stürzte Raja sich förmlich auf sie, um sie aus der Gefahrenzone zu ziehen. Aus sicherer Entfernung und an ihn gelehnt, beobachtete sie entsetzt, wie die kleinen Tiere davonstoben.
„Skorpione“, informierte er sie, während er sie weiter wegführte. „Tagsüber verstecken sie sich.“
Bei der Vorstellung, wie leicht sie hätte gestochen werden können, wurde ihr übel. „Ich hasse alles, was kriecht und stechen oder beißen kann …“
„In der Wüste gibt es auch Giftschlangen …“
„Das reicht!“, fuhr sie ihn an. „Ich bin nicht auf einer Bildungsreise. Ich will das alles gar nicht wissen!“
Daraufhin drehte er sie zu sich herum und betrachtete sie mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.
„Lass gut sein“, fügte sie trotzig hinzu. „Versuch nicht, eine spießige Königin aus mir zu machen, die nie ins Fettnäpfchen tritt.“
Diesmal lachte Raja schallend, denn Ruby war wirklich einzigartig, ganz anders als die Frauen, denen er bisher begegnet war. Sie flirtete nicht und verzichtete auf die üblichen Waffen der Frauen. Sie setzte ihre Reize nicht ein, machte ihm keine Komplimente und versuchte nicht, sich durch irgendwelche Geschichten in ein gutes Licht zu rücken. Sie war erfrischend unkompliziert, und ihre offene, beherzte Art gefiel ihm zunehmend besser.
„Du hast also doch Sinn für Humor. Ich bin wirklich erleichtert!“, rief Ruby.
Fasziniert betrachtete er ihr atemberaubend schönes Gesicht. Ein Lächeln umspielte ihre sinnlichen Lippen. Wie von einer unsichtbaren Macht getrieben, neigte er den Kopf, um sie zu küssen.
Sobald Raja die Lippen auf ihre presste, loderte heißes Verlangen in ihr auf. Noch nie hatte Ruby sich nach etwas so gesehnt, und es machte sie schwindlig.
Unvermittelt löste er sich dann von ihr und legte ihr die Hand in den Rücken, um sie zum Zelt zurückzuführen.
Nie zuvor hatte sie so empfunden, und sie fühlte sich plötzlich ganz leer. Unwillkürlich strich sie sich mit der Zunge über die geschwollenen Lippen und konnte nur daran denken, dass sie wieder von ihm geküsst werden wollte. Die Intensität dieser Sehnsucht schockierte sie. Ihre Brustwarzen hatten sich aufgerichtet und prickelten, und Ruby hatte ganz weiche Knie. Es fiel ihr schon schwer, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Zu gern hätte sie gewusst, was in Raja vorging.
Vor dem Zelt warf sie ihm einen neugierigen Blick zu. Sein markantes Profil wirkte hart, und als er sie ansah, verriet der Ausdruck in seinen Augen intensive Gefühle. Sofort begann ihr Herz, wie wild zu pochen. „Spiel keine Spielchen mit mir, Ruby“, sagte Raja rau.
Dass er ihr so etwas unterstellte, kränkte sie. Trotzig hob sie das Kinn. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest … Du hast mich geküsst …“
„Aber du hast es zugelassen. Und vorher hast du gesagt, ich soll dich nicht berühren. Ist das etwa kein Spielchen?“
„So berechnend bin ich nicht. Du bist so verdammt misstrauisch.“ Dass er sie daran erinnerte, machte sie genauso verlegen wie ihr untypisches Verhalten. „Es liegt bestimmt an der ganzen Situation … Ich hatte es einfach vergessen und habe mich für einen Moment hinreißen lassen.“
„Jede Handlung hat Folgen“, erklärte Raja, die Hände zu Fäusten geballt und sichtlich angespannt.
Im Zelt sank Ruby auf eine Matte. Es war sehr heiß, aber die Hitzewellen, die ihren Körper durchfluteten, machten ihr viel mehr zu schaffen als die Temperaturen draußen. Sie schaffte es einfach nicht, locker zu sein. Ein Kuss, und nichts war
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