Julia Extra Band 362
Eins seiner Fotos wurde sogar in der Zeitung veröffentlicht. Jetzt ist er fast berühmt.“
Lächelnd zeigte Mary auf den Platz neben sich. „Setz dich, mein Junge. Ich würde dich gern kennenlernen.“
Bereitwillig gehorchte Jeremy, und schon bald entspann sich eine angeregte Unterhaltung zwischen den beiden. Auf ein Zeichen von Mary hin hatte Stace sich unauffällig entfernt – nach einem besorgten Blick auf ihren Neffen. Doch der benahm sich vorbildlich und erzählte begeistert von seinen künstlerischen Ambitionen.
Vielleicht ist die Wilmont Akademie tatsächlich genau die richtige Schule für ihn, dachte Stace und ging hinüber zu Riley, der am Tresen stand und auf ein Zeichen aus der Küche wartete.
„Deine Großmutter ist sehr nett.“
„Ja. Und ich weiß, dass sie nur das Beste wollte, als sie mir den Geldhahn zudrehte.“
Jetzt wurde Stace einiges klar. „Ach, so ist das.“
Riley nickte. „Ich sollte mal erfahren, wie es ist, richtig zu arbeiten und eigenes Geld zu verdienen.“
„Ich dachte, du hättest im Familienunternehmen gearbeitet.“
„Das war nur Spielerei. Aber das hier ist richtige Knochenarbeit. Ich bewundere dich, wie du das durchhältst, Stace.“
„Danke.“ Verlegen wandte sie den Blick ab. Sie freute sich über das Lob und staunte über den Facettenreichtum dieses Mannes, den sie für einen unverbesserlichen Playboy gehalten hatte. Er erkannte an, wenn jemand hart arbeitete, er hing an seiner Familie, und er half Menschen, die er kaum kannte.
Das Sandwich für seine Großmutter war fertig. Riley servierte es ohne viel Aufhebens und kehrte strahlend zurück. „Offenbar geht Jeremy demnächst auf die Wilmont Akademie. Meine Großmutter und er sind sich einig geworden. Er besucht regelmäßig die Schule und ist fleißig und erhält als Gegenleistung ein Stipendium. Problem gelöst.“
„Oh Riley! Das ist großartig. Danke, danke, danke.“ Impulsiv fiel sie ihm um den Hals. „Du hast ja keine Ahnung, was mir das bedeutet.“
Er drückte sie an sich und dachte an die Pfannkuchen. Lächelnd atmete er dann Staces verlockenden Duft nach Vanille, Lavendel und anderen Köstlichkeiten ein. „Vielleicht doch“, murmelte er in ihr Haar. In diesem Moment wurde ihm bewusst, was ihm diese wundervolle Frau bedeutete. Lange würde er die Finger nicht mehr von ihr lassen können …
7. KAPITEL
Genau davor hatte er Angst. Sowie eine Beziehung ernst zu werden drohte, suchte Riley das Weite. Keiner Frau war es bisher gelungen, ihm seine Bindungsängste zu nehmen.
Außerdem ging ihm die Arbeit im Morning Glory langsam auf die Nerven. Einige Kunden waren absolut unausstehlich; eine gewisse Routine hatte sich eingeschlichen, und sein Verhältnis zu Frank, Stace und Jeremy wurde immer enger. So viel Nähe ertrug er nicht.
Daher sagte er sofort zu, als Alec ihn telefonisch zum Mittagessen im Club einlud. Endlich kam er mal aus der Mühle heraus und konnte wenigstens vorübergehend in sein altes Leben eintauchen. Eine Stunde raus aus dem Morning Glory und weg von Stace Kettering, die ihn immer wieder wie ein Magnet anzog, sowie Riley den Entschluss fasste, auf Distanz zu gehen.
Kaum hatte das Lokal sich geleert, band er die Schürze ab und legte sie über eine Stuhllehne. Genau in diesem Moment hastete Stace mit einem Tablett voll beladen mit schmutzigem Geschirr vorbei. „Ich mache jetzt Mittagspause. Okay?“, rief er ihr zu.
„Klar. Solange du nicht zu lange weg bist. Ich muss doch nachher gleich nach Hause, weil der Dachdecker kommt.“
„Kein Problem.“ Erleichtert atmete er auf und machte sich auf den Weg. Je eher Stace merkte, dass er frei und ungebunden bleiben und kommen und gehen wollte, wie es ihm gefiel, desto besser.
Stace würdigte ihn keines Blickes, als er kurz nach fünfzehn Uhr zurückkehrte. Nicht mal beim Stapeln der Stühle durfte er ihr helfen. War das mittelmäßige Mittagessen mit Alec im überteuerten Club es wirklich wert gewesen? Grübelnd verschwand Riley in der Küche.
„Du steckst ganz schön in der Bredouille, Freundchen“, sagte Frank zur Begrüßung.
„Tut mir leid, Frank. Mir ist einfach die Zeit davongelaufen.“ Suchend sah er sich nach seiner Schürze um und fand sie sorgfältig gefaltet auf einem leeren Regal. Wahrscheinlich hatte Stace sie dort hingelegt. Oder Frank?
Der Küchenchef hielt ihn davon ab, die Schürze umzubinden. „Lass nur. Du kannst morgen wiederkommen, wenn du wirklich arbeiten willst und nicht nur so tust, als
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