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0321 - Freitag - Mordtag

0321 - Freitag - Mordtag

Titel: 0321 - Freitag - Mordtag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Das Rollo hing so vor der Fensterscheibe, daß noch Tageslicht durch die offenen Lücken sickern und sich auf dem Boden des Zimmers ausbreiten konnte. In seinen Ausläufern erreichte das Licht einen Gegenstand, den man nie in diesem Raum vermutet hätte.
    Es war ein Sarg!
    Pechschwarz, glänzend lackiert, so stand er einen Spalt offen in der Mitte des Zimmers, das ansonsten keinerlei Einrichtungsgegenstände aufwies.
    Beim ersten Hinhören war nichts zu vernehmen. Wer jedoch genauer lauschte, hätte sicherlich nach einer Weile die Atemzüge vernommen, die aus der Totenkiste drangen.
    In ihr lag jemand.
    Und der schlief!
    Es war ein tiefer Schlaf, davon zeugten auch die ruhigen Atemzüge der Person. Derjenige, der sich dieses seltsame Lager ausgesucht hatte, schien vollauf mit ihm zufrieden zu sein.
    Es verging Zeit. Die Sonne wanderte höher, ihre Bahn veränderte sich und damit auch die Form der in das Zimmer fallenden hellen Streifen.
    Sie wurden schräger und länger und wanderten die Wand hoch.
    Dort hing etwas.
    Es war ein Kalender mit ziemlich großem Blatt. Er befand sich neben der Tür und zeigte die 13. Es war Freitag.
    Eine magische Zahl, ein Zeichen des Aberglaubens, eine Ziffer der Angst!
    Als das Sonnenlicht auf das Blatt fiel, schien die Zahl aufzuleuchten, obwohl die schwarzen Zeichen auf weißem Untergrund standen.
    Nur der obere Teil des Kalenderblatts lag im Schatten, der andere empfing den Hauch des Sonnenlichts. Als wäre dies eine Initialzündung gewesen, so tat sich etwas in dem Zimmer.
    Die Person im Sarg bewegte sich.
    Zunächst war nur mehr ein Schaben zu hören, dann ein tiefer, beinahe stöhnender Atemzug, dem ein Schnarchgeräusch folgte und danach ein lautes Gähnen.
    Nur recken oder strecken konnte sich der eben Erwachte nicht, dazu war sein »Bett« viel zu eng.
    Dennoch stand er auf.
    Er drückte seine Handflächen von innen her gegen den Deckel und schob ihn langsam auf das Fußende zu. Die beiden Teile schabten übereinander, und als der Deckel zur Hälfte das Unterteil freigegeben hatte, richtete sich der Schläfer auf.
    Es war ein Mann. Sein Alter konnte zwischen 40 und 50 liegen. Die Haare zeigten bereits einen grauen Hauch und lagen wirr auf seinem Kopf.
    Für einen Moment blieb der Mann im Sarg sitzen. Er blinzelte, schüttelte den Kopf und schaute dorthin, wo das Licht in Streifen durch das Fenster fiel.
    Tief atmete er durch. Dann winkelte er seinen linken Arm an und schaute auf die Uhr.
    Es war bereits hoher Morgen. Die meisten Menschen waren um diese Zeit schon aufgestanden. Nur wenigen erging es so wie ihm.
    Der Mann legte seine Hände auf die Sargränder und stemmte sich in die Höhe.
    Dabei gähnte er noch einmal ausgiebig und stieg aus seinem »Bett«.
    Sofort fiel sein Blick nach rechts, denn dort lag sein dunkelroter Morgenmantel, den er immer überstreifte, wenn er ins Bad ging. Er bückte sich, hob den Mantel hoch, legte ihn über die Schulter und ging zum Fenster, um das Rollo noch höher zu ziehen.
    Auf der Hälfte hielt er es an. Jetzt strömte das helle Licht in den Raum und leuchtete ihn aus.
    Auch der Sarg wurde erfaßt. Der Mann schaute noch einmal hinein und damit auf sein dunkelrotes Kopfkissen, das wie ein zu Eis erstarrter, quadratischer Blutfleck wirkte.
    Eine Decke nahm er nie. Er wollte es nur unter dem Kopf ein wenig bequemer haben, deshalb das Kissen.
    Er zog die dünnen Latschen an, ging zur Tür, öffnete sie und verließ den Schlafraum. Er betrat eine rechteckige kleine Diele und wandte sich dort der linken Tür zu, hinter der das Bad lag. Ein Fenster besaß es nicht, deshalb mußte der Mann Licht machen, um überhaupt etwas sehen zu können.
    Die Wände waren mit einfacher Ölfarbe bestrichen worden. Zudem roch es muffig und feucht. Der Spiegel zeigte noch den Beschlag vom Abend, auch der Kran hätte mal geputzt werden müssen. Das waren Kleinigkeiten, die den Mieter nicht kümmerten.
    Dicht vor dem Waschbecken blieb er stehen und beugte sich nach vorn. Ein müdes Gesicht sah er innerhalb des Spiegels. Zahlreiche Falten hatten ein Muster in die Haut gegraben. Unter den Augen lagen Ränder, die allmählich zu Tränensäcken wurden.
    »Frank Boysen«, murmelte der Mann. »Verdammt noch mal, du siehst nicht mehr gut aus.« Da ihm ein anderer nach dieser Feststellung keine Antwort geben konnte, nickte er sich selbst zu, um seine Meinung zu bestätigen. Nein, er hatte schon einmal besser ausgesehen. Das lag lange zurück. Vielleicht war das Leben am

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