Julia Extra Band 364 (German Edition)
Dinner wurde auf einer Terrasse außerhalb des formellen Speisesaals serviert. Es gab hervorragendes Essen – und einen spektakulären Sonnenuntergang. Bee aß mit großem Appetit, während Nectarios sie mit Geschichten über die Insel unterhielt. Als die beiden Männer sich schließlich Geschäftlichem zuwandten, stellte sie belustigt fest, wie sehr Sergios seinem Großvater in Gestik und Mimik glich. Sie sagte den beiden, dass es sie nicht störe, wenn sie ins Griechische wechselten. Sie würde die Sprache ohnehin schnell lernen müssen, denn sie wollte nicht von der Hälfte der Gespräche ausgeschlossen sein, die um sie herum stattfanden. Gott sei Dank lernte sie Fremdsprachen relativ leicht.
Während sie ihr Dessert aus frischen Früchten aß, studierte sie Sergios über den Tisch hinweg. Mit seinem blauschwarzen Haar und den markanten Gesichtszügen, den langen Wimpern und ausdrucksvollen Augen war er ein wirklich schöner Mann. Als sie aufblickte und sich von Nectarios bei ihren Betrachtungen erwischen ließ, errötete sie. Ein paar Minuten später erklärte sie, dass es an der Zeit war, nach den Kindern zu schauen, und verließ den Tisch.
Nachdem sie bei den Kindern gewesen war und Paris versprochen hatte, am nächsten Tag mit ihm zum Strand zu gehen, ging Bee an der Tür ihres Schlafzimmers vorbei und erklomm noch ein paar Stufen, die zu einem weiteren Schlafzimmer im obersten Teil des Turms führten. Diesen Raum hatte sie früher am Abend entdeckt und dabei beschlossen, dass er ihr als perfektes Schlupfloch dienen würde. Getrennte Betten bedeuteten ja nicht automatisch, dass die Beziehung vor dem Scheitern stand, und genau das würde sie auch Sergios sagen, falls er protestieren sollte.
Sie schlüpfte in ein leichtes Baumwollnachthemd, das alles andere als glamourös war, denn die ganzen Seiden- und Satinkreationen, die die Einkaufsberaterin in London ihr gezeigt hatte, waren nicht ihr Ding gewesen. Dann kletterte sie ins Bett und ließ die Anspannung des Tages hinter sich. In ein paar Wochen würden sich dieses Haus und das neue Leben, das sie führte, schon vertraut anfühlen, sagte sie sich.
Urplötzlich wurde die Tür aufgerissen, und sie setzte sich überrascht auf, um quer durch den Raum zu schauen. Das Licht aus dem Treppenhaus fiel auf Sergios’ attraktives Gesicht, erhellte seinen nackten Oberkörper und das Handtuch, das die einzige Kleidung zu sein schien, die er trug. Bees kurzzeitige Entspannung war wie weggeblasen. Rasch knipste sie das Licht an.
„Was machst du hier?“
„Da du unser Ehebett verlassen hast, muss ich es auch tun. Wo auch immer wir schlafen, wir schlafen zusammen“, erklärte er unmissverständlich.
Bee war ganz schön eingeschüchtert von all der nackten männlichen Haut, die zu sehen war. „Wage es ja nicht, dieses Handtuch abzunehmen!“, warnte sie ihn.
„Sei nicht so prüde“, entgegnete er ungeduldig. „Ich schlafe immer nackt.“
„Ich kann dich nicht wie einen Bruder behandeln, wenn ich dich nackt gesehen habe!“, fauchte sie in tödlicher Verlegenheit.
Sergios, der sich fragte, warum sie ihn wie einen Bruder behandeln wollte, wo seine eigenen Vorstellungen doch alles andere als platonischer Natur waren, warf entnervt die Hände in die Luft. „Mein Gott, du musst doch schon tausend nackte Männer gesehen haben!“
„Ach, tatsächlich?“, zischte sie. Seine Annahme beleidigte sie. „Du meinst also, ich hätte mit vielen Männern geschlafen?“
„Ich hatte einige Frauen. Daraus mache ich keinen Hehl“, erwiderte er trocken.
Bee kochte. „Zu deiner Information: Einige von uns sind ein bisschen wählerischer.“
„Haben sie alle einen Pyjama getragen?“, spottete er, während ihm der ganze Horror ihres Nachthemds bewusst wurde: ein sackartiges Monstrum mit übertriebener Spitze am Saum.
Bee zuckte innerlich zusammen. „Genau genommen hat es noch keinen gegeben“, gab sie zu und hoffte, dass ihre Unerfahrenheit ihn davon überzeugen würde, dass sie tatsächlich ihre Privatsphäre brauchte.
Sergios erstarrte ein paar Schritte von ihrem Bett entfernt. Er runzelte die Stirn. „Du willst doch wohl nicht sagen, dass du noch nie einen Liebhaber hattest …“
Bee errötete. Dennoch zuckte sie achtlos die Schultern, so als kümmere sie das Thema nicht sonderlich. „Doch, will ich.“
Im ersten Moment lähmte die Vorstellung ihn völlig. Er hatte geglaubt, dass Jungfrauen spätestens mit der Entwicklung zuverlässiger Verhütungsmittel
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