Julia Extra Band 364 (German Edition)
erstrahlte die Provence wieder in goldenem Licht. All die Farben waren zurück, prächtiger und leuchtender als zuvor.
Théo liebte sie. Er hatte es durch seine Taten bewiesen. Er liebte sie mehr als sein eigenes Leben.
„Carrie?“ Lilley, das Baby auf dem Arm, stand in der offenen Bordtür und rief nach ihr. „Alles in Ordnung?“
In der Ferne sah Carrie das Glitzern des Mittelmeers. Die Sonne versank langsam am Horizont.
„Ja“, flüsterte sie, und als sie zu Lilley blickte, stand ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht. „Alles ist in bester Ordnung.“
Vom Fenster seines Arbeitszimmers sah Théo der schwarzen Limousine nach, die die lange Auffahrt des Châteaus hinunterfuhr. Er blieb reglos stehen, bis sich die Staubwolke gelegt hatte.
Carrie und Henry würden glücklich in Seattle sein. Aber er …
Er sah sich um. Im Schloss war es still wie in einem Grab. Kein Lachen. Keine Wärme. Kein Baby. Keine Familie.
Keine Carrie.
Schwer ließ er sich auf den Schreibtischsessel sinken und rieb sich die Stirn. Ein seltsamer Druck lag auf seiner Brust, genau dort, wo sein Herz saß. Als könnte es jeden Moment stehen bleiben.
Er fühlte …
Nichts, sagte er sich wild. Absolut nichts. Er hatte schließlich schon früher Affären beendet. Er hatte sogar die Affäre mit Carrie schon einmal beendet.
Doch noch nie hatte er sich dabei so elend gefühlt.
Als er Carrie vor einem Jahr verlassen hatte, war er wütend gewesen – wie ein Kind, dem man das Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. Doch das hier … das hier war anders.
Was hatte sich geändert?
Mit dem Sessel drehte er sich zum Fenster und starrte in den Garten. Carrie bedeutete jetzt mehr für ihn als nur großartigen Sex. Es war mehr als nur brennende Leidenschaft. Er kannte sie jetzt. Ihm lag an ihr. Er respektierte sie. Mehr noch, er …
Flüchtige Faszination, alles nur Illusion, sagte er sich wütend. Innerhalb einer Stunde konnte er sich die nächste schöne Frau aufs Schloss holen. Ersatz für Carrie war leicht zu finden.
Seine Seele wusste, dass er log.
Er würde Carrie nie ersetzen können. Die Mutter seines Sohnes. Die Frau, die er als großherzig, idealistisch, romantisch, leidenschaftlich kennengelernt hatte. Keine andere war mit ihr zu vergleichen. Ihr unschuldiger Glaube machte ihn zu einem besseren Menschen. Zu dem Mann, den sie sich wünschte.
Sie machte ihn lebendig. Und er hatte sie gehen lassen.
Zu ihrem Besten. Weil sie einen Mann verdient hatte, der sie liebte. Einen Mann, der ihre Wünsche vor die eigenen stellte. Einen Mann, der sie beschützte. Auch vor sich selbst.
In seinen Ohren begann es zu rauschen. Er war bereit gewesen, alles zu tun, damit Carrie glücklich war. Hieß das, dass er sie liebte?
Er würde auch alles geben, um sie und seinen Sohn bei sich zu haben. Sie hatte seine schlimmste Seite gesehen, und trotzdem liebte sie ihn und fand die Kraft, ihm zu vergeben. Noch immer konnte er nicht verstehen, wie sie das schaffte.
Für ihn dagegen war es leicht, sie zu lieben …
Er riss die Augen auf. Er liebte sie! Wahrhaft, tief, unwiderruflich! Es war keine Illusion, es war das Echteste, was es gab. Das Einzige, was den Tod überdauern würde!
Das Herz schwoll in seiner Brust auf … und plötzlich wusste er es.
Er musste dieses Flugzeug aufhalten!
Er rannte zur Garage, seine Schritte schwer und laut auf den Marmorfliesen. Riss im Vorbeilaufen den Autoschlüssel vom Brett und setzte sich in den schnellsten Wagen, den er besaß. Auf der Strecke zum Flughafen trat er das Gaspedal durch, sodass er fast über den Asphalt flog. Am Flughafen bremste er mit quietschenden Reifen ab, rannte durch den leeren Hangar zur Startbahn …
Er kam zu spät! Der Jet hob bereits die Nase in die Luft.
„Nein“, rief er leise und schlug die Hände vors Gesicht. „Nein!“
„Théo?“
Ruckartig drehte er sich um. Carrie stand im offenen Hangartor, Henry auf dem Arm.
„Du bist an mir vorbeigerannt. Ich konnte nicht einmal …“
Er wartete nicht. Ohne zu überlegen eilte er zu ihr, zog sie in seine Arme und küsste sie mit all der Liebe, die sechsunddreißig Jahre lang allein auf sie gewartet hatte.
Und als er fühlte, wie sie seinen Kuss erwiderte, taute die Eisschicht um sein Herz ab und die Liebe flutete es mit Sonne und Leben.
Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit hob er wieder den Kopf, streichelte ihre Wangen und schaute ihr tief in die Augen. „Ich liebe dich, Carrie“, flüsterte er. „Ich liebe dich so
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