Julia Extra Band 365
waren jetzt nicht nur so grün, sondern auch so kalt und hart wie Smaragde.
„Und als du dann wieder hier warst, bist du zu mir gekommen, um … ja, was? Eine Mitleidmission zu erfüllen? Dich um die trauernde Schwester zu kümmern?“
„Nein, Kate, so war es nicht. Ich …“
„Es ist mir egal“, fiel sie ihm schroff ins Wort. „Mich interessiert überhaupt nicht, was du beabsichtigt oder gemeint hast! Du hast meinen Bruder sterben lassen, dann hast du in meinem Laden gestanden und mir zugesehen, wie ich um Andrew weinte, und hast kein Wort gesagt.“ Sie warf ihm voll Zorn die Karte ins Gesicht. „Komm mir nie wieder nahe, Brody! Ich kann auf dich und dein verlogenes Mitleid verzichten.“
Kate drehte sich um und eilte in den Ballsaal zurück. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss, und Kate war verschwunden.
9. KAPITEL
Brody stand neben seinem Bruder, als dieser mit Stace den Bund fürs Leben schloss. Das Brautpaar strahlte vor Glück. Frank, Staces Küchenchef und langjährigem guten Freund, liefen die Tränen über die Wangen. Die Großmutter des Bräutigams tupfte sich behutsam die Lider trocken. Schwester und Neffe der Braut lächelten wie stolze Eltern bei einer Schulaufführung.
Die Zeremonie war kurz, aber bewegend. Nachdem der Priester Riley und Stace zu Mann und Frau erklärt hatte, gingen die beiden Hand in Hand durch den Mittelgang zwischen den Stühlen, wobei die Gäste sie mit Rosenblättern bewarfen. Jiao, Finns kleine Adoptivtochter, ging dem glücklichen Paar voraus und streute Blumen.
Die Feier in Staces Lokal, das zum Festsaal umfunktioniert worden war, vereinte Fröhlichkeit und Rührung, wie es sich für eine Hochzeit gehörte.
Brody hatte die ganze Zeit über seine Aufmerksamkeit bewusst auf den improvisierten Altar und die Brautleute gerichtet. Der Versuchung, sich umzudrehen und festzustellen, ob Kate unter den Gästen war, hatte er tapfer widerstanden. Jetzt brauchte er sich nicht länger zurückzuhalten. Doch er konnte sie nirgendwo entdecken.
Die Enttäuschung lag schwer wie ein Stein auf seiner Brust.
Kate hatte ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie ihn nicht mehr sehen wollte. Trotzdem hatte er gehofft, sie würde ihre Meinung wieder ändern. Bis jetzt war das offensichtlich noch nicht geschehen.
Den Hochzeitskuchen, – ein Arrangement von rosa glasierten Cupcakes auf einer mehrstöckigen Etagere, verziert mit frischen Blüten und glänzenden Perlen – hatte sie sehr früh geliefert.
Um sicherzugehen, dass sie mir nicht begegnet, dachte Brody niedergeschlagen.
Die Gäste waren von dem Kuchen begeistert und sagten das dem Bräutigam.
„Sagen Sie das nicht mir, sondern meinem Bruder“, meinte Riley. „Er hat entscheidend daran mitgewirkt.“
„Ach was“, wehrte Brody bescheiden ab. „Das ist ausschließlich das Werk von …“
In dem Moment wurde die Eingangstür geöffnet, und Kate kam herein. Sie hatte die dunkelbraunen Haare locker aufgesteckt, einige duftige Löckchen fielen ihr über den Nacken. Das kurze hellblaue Kleid umspielte ihre Knie, dazu trug sie hochhackige Pumps mit Blumenmuster, die ihre wohlgeformten Beine sensationell zur Geltung brachten.
Brody musste sich darin erinnern, das Atmen nicht zu vergessen. Er wagte nicht zu hoffen, Kate würde ihm verzeihen, dass er ihr so lange die Wahrheit vorenthalten hatte. Nein, sie würde bestimmt unversöhnlich bleiben, egal, wie oft er sich entschuldigte. Trotzdem freute er sich, sie zu sehen.
„Das Lob für den Kuchen gebührt ausschließlich dieser bezaubernden jungen Frau“, sagte Brody schließlich und wies auf Kate. „Kate Spencer, Besitzerin des Ladens Nora’s Sweet Shop und eine wahre Künstlerin bei der Herstellung von Cupcakes und ausgezeichneten Pralinen.“
Kate errötete, als man sie umringte und ihr sagte, wie gelungen der Kuchen sei. Nach einer Weile nahm sie ein Glas Champagner von einem der Kellner entgegen und begann ein Gespräch mit Stace. Brody konnte nur dastehen, zu ihr hinübersehen und sich wünschen, sie würde sich mit ihm unterhalten.
„He, deine Bäckerin ist gekommen! Willst du sie nicht zum Tanzen auffordern?“, meinte Riley.
„Sie ist nicht meine Bäckerin“, erwiderte Brody schroff. „Außerdem haben wir rein gar nichts mehr miteinander zu tun.“
„Was ist denn passiert?“
„Ich habe ihr von Afghanistan erzählt. Dass ich dort war, als ihr Bruder starb, und er mich gebeten hat, mich um sie zu kümmern.“
„Wie ist es gelaufen?“,
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