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Zum Sterben schoen

Zum Sterben schoen

Titel: Zum Sterben schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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1
    Im Beichtstuhl war es heißer als in der Hölle. Ein dicker schwarzer Vorhang, staubig durch Alter und Vernachlässigung, bedeckte die schmale Öffnung von der Decke bis zum verschrammten Holzboden und sperrte gleichermaßen Tageslicht und Luft aus.
    Es war wie in einem Sarg, den jemand gedankenlos gegen eine Wand gelehnt hatte. Pater Thomas Madden dankte Gott, dass er nicht unter Klaustrophobie litt. Er fühlte sich jedoch rasch elend. Die Luft war schwer und modrig, dass ihm das Atmen so schwer fiel wie damals auf der Penn State, als er beim Football den letzten Meter zu den Torpfosten lief, den Ball fest unter den Arm geklemmt. Damals hatte ihm der Schmerz in den Lungen nichts ausgemacht, und jetzt machte er ihm auch nichts aus. Das gehörte einfach zum Job.
    Die alten Priester hätten ihm empfohlen, Gott sein Unbehagen als Gabe für die armen Seelen im Fegefeuer darzubieten. Tom sah darin nichts Schlimmes, fragte sich allerdings, wie sein eigenes Elend einen anderen von seinem erlösen konnte.
    Zappelig wie ein Chorknabe in der Sonntagsmesse rutschte er auf dem harten Eichenstuhl hin und her. Er spürte, wie ihm der Schweiß über das Gesicht und den Hals in die Soutane tropfte. Die lange schwarze Robe war schweißdurchtränkt, und er bezweifelte ernsthaft, dass er auch nur ansatzweise nach Irischer Frühling roch, der Seife, mit der er sich heute Morgen geduscht hatte.
    Die Außentemperatur schwankte zwischen vierunddreißig und fünfunddreißig Grad im Schatten des überdachten Portals des Pfarrhauses, wo ein Thermometer an die weiß getünchte Wand genagelt war. Die hohe Luftfeuchtigkeit machte die Hitze so drückend. Die unglücklichen Seelen, die gezwungen waren, ihre klimatisierten Häuser zu verlassen und sich nach draußen zu wagen, schlurften draußen in gereizter Stimmung langsam umher.
    Es war ein lausiger Tag zum Verrecken des Kompressors. Natürlich gab es Fenster in der Kirche, aber diejenigen, die man hätte öffnen können, waren vor langer Zeit in dem vergeblichen Bemühen, Vandalen draußen zu halten, fest vernagelt worden. Die beiden anderen befanden sich hoch oben in der vergoldeten Deckenwölbung. In Buntglasdarstellungen hielten die Erzengel Gabriel und Michael blitzende Schwerter in den Fäusten. Gabriel schaute mit glückseligem Gesichtsausdruck gen Himmel, während Michael finster auf die Schlangen hinabblickte, die er vor seinen nackten Füßen zu Boden presste. Die farbigen Fenster galten bei der Gemeinde als kostbare Kunstwerke, die zum Gebet inspirierten, aber bei der Bekämpfung der Hitze erwiesen sie sich als nutzlos. Man hatte sie zur Dekoration eingefügt, nicht zur Ventilation.
    Tom war ein großer, kraftstrotzender Mann mit einem fünfundvierzig Zentimeter dicken Hals, eine Reminiszenz an seine glorreichen Tage als Sportler, aber er war mit einer Haut geschlagen, die empfindlich war wie die eines Babys. Die Hitze verursachte bei ihm einen juckenden Ausschlag. Er zog die Soutane hoch bis auf die Oberschenkel und enthüllte die gelben Boxershorts mit den Smilys darauf, die seine Schwester Laurant ihm geschenkt hatte, schleuderte die farbbespritzten Gummilatschen von Wal-Mart von den Füßen und steckte sich einen Kaugummi in den Mund.
    Durch einen Akt der Freundlichkeit war er in diesem Schwitzkasten gelandet. Während er auf die Testergebnisse wartete, die entscheiden würden, ob er eine weitere Chemotherapie am Kansas University Medical Center benötigte, war er Gast von Monsignore McKindry, dem Pastor der Kirche »Our Lady of the Mercy«. Die Pfarrei lag in einem vergessenen Bezirk von Kansas City, etliche hundert Kilometer südlich von Holy Oaks, Iowa, wo Tom bei seinem Orden lebte. Die Gegend war von einer Spezialeinheit eines früheren Bürgermeisters zu einem Bezirk erklärt worden, der unter der Kontrolle von Streetgangs stand. Monsignore nahm immer samstagnachmittags die Beichte ab, aber wegen der glühenden Hitze, seines fortgeschrittenen Alters, der defekten Klimaanlage und kollidierender Termine – der Pastor bereitete sich gerade eifrig auf eine Wiedersehensfeier mit zwei Freunden aus dem Priesterseminar in Assumption Abbey vor – hatte Tom sich angeboten, diesen Dienst zu übernehmen. Er hatte angenommen, er würde dem reuigen Sünder von Angesicht zu Angesicht in einem Raum mit geöffneten Fenstern gegenüber sitzen. McKindry beugte sich jedoch den Vorlieben seiner treuen Gemeindemitglieder, die sich stur an die altmodische Art des Beichtens klammerten – eine

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