Julia Extra Band 369
sich beide nur an, als warteten sie auf ein Zeichen des anderen, doch dann konnte Dru sich nicht länger zurückhalten.
„Was genau willst du, Cayo?“, fragte sie und in ihrer Stimme lag ein schmerzlicher Unterton.
„Ich will dich“, erwiderte er ruhig. „Und daran wird sich auch niemals etwas ändern, Dru.“
Stumm stand sie vor ihm, und Cayo bemerkte, wie sie erblasste. Am liebsten wollte er sie tröstend in seine Arme ziehen. Doch er hielt sich zurück, obwohl ihm das sehr schwerfiel.
Aber sie liebte ihn, das hatte sie ihm selbst gesagt. Und dieses Wissen war wie ein Silberstreif am Horizont, wie ein Licht nach langer Dunkelheit.
„Ich kann es nicht ertragen, dich als Märtyrerin zu sehen, Dru. Du musst damit aufhören.“
Seine Worte trafen Dru wie ein Schlag. „Ich bin doch keine Märtyrerin“, entgegnete sie scharf. „Wie kommst du darauf?“
Er sah sie einen langen Moment schweigend an, bevor er antwortete. „Weil du nur Menschen liebst, die dich nicht zurücklieben. Du opferst dich für andere auf. Und das hast du schon dein ganzes Leben getan.“
„Du … du weißt doch überhaupt nicht, wovon du sprichst“, brachte sie hervor.
„Ach, tue ich nicht?“ Sie sah, wie sich seine Augen verdunkelten. „Liebst du mich, Dru? Oder glaubst du nur, es zu tun, weil du dir nicht vorstellen kannst, dass ich deine Liebe erwidern könnte? Weil du dich nur so sicher fühlst, nicht verletzt zu werden.“ Er machte eine Pause. „Vielleicht weißt du nicht einmal, was Liebe überhaupt ist.“
Dru fühlte sich, als hätte ihr jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf geschüttete. Sie fühlte sich enttarnt, nackt und wehrlos.
„Aber du weißt es?“, fragte sie mit bebender Stimme. Dabei fiel ihr wieder einmal auf, wie unglaublich schön Cayos Augen doch waren. Dunkel und golden. Voller Wärme blickte er sie an und nahm dann ihre Hand in seine. Dru ließ es geschehen. Mehr noch, sie genoss seine Berührung.
„Ja, und ich möchte dir davon erzählen“, sagte er leise. „Ich will dich so sehr, wie ich noch nie jemanden gewollt habe. Ich kann nicht ohne dich leben, und ich will es auch nicht.“
„Cayo …“
„Lass mich ausreden.“ Er ließ ihre Hand los. „Ich habe versucht, dich gehen zu lassen, weil du mich darum gebeten hast. Doch du bist zurückgekommen.“ Auf seinem Gesicht lag ein entschlossener Ausdruck. „Du liebst nur, was du nicht haben kannst. Und ich war immer das Ungeheuer. Diese Rolle hat mir gefallen. Ich wollte nie etwas anderes sein.“ Sein Mund bekam einen entschlossenen Zug. „Bis jetzt.“
Und plötzlich war da ein neues Gefühl, noch zart wie eine junge Pflanze. Und mit einem Mal wurde Dru alles klar. Cayo hatte recht. Sie hatte sich wirklich all die Jahre wie eine Märtyrerin verhalten. Aber damit sollte es nun vorbei sein. Sie wollte nicht länger leiden.
Sie wollte ihn. Nur ihn allein.
„Aber wenn ich keine Märtyrerin mehr bin und du kein Monster, wer sind wir dann füreinander?“
„Lass es uns herausfinden, Dru. Gemeinsam.“
„Ja, ich denke, das sollten wir tun“, flüsterte sie, und dann legte sie Cayo die Arme um den Hals und küsste ihn mit rückhaltloser Leidenschaft.
Er fand sie an Deck seiner großen Jacht auf einem der Liegestühle. Es war herrliches Wetter und Dru trug einen knappen Bikini, der ihre aufregenden Kurven mehr betonte als verhüllte. Ihr Anblick war für Cayo der reinste Genuss.
Dru blickte von ihrem Laptop auf und lächelte ihn an.
„Komm und küss mich“, sagte er freudestrahlend.
Dru stellte ihren Rechner beiseite und ließ sich von ihm lachend in die Arme ziehen.
Ihre Aussprache in Drus kleinem Apartment war jetzt acht Monate her. Acht Monate voller Glück. Acht Monate zusammen mit Dru, in denen er sich immer wieder fragte, wie er es nur all die Jahre ohne sie hatte aushalten können. Er war plötzlich ein Mensch aus Fleisch und Blut – kein Teufel, kein Monster. Nicht, solange Dru ihn liebte.
„Wann heiratest du mich endlich?“, fragte er, noch atemlos von dem Kuss.
„Dann, wenn du es verdient hast“, erwiderte sie mit gespieltem Ernst.
„Hm, wie kann ich dich nur bestechen?“, fragte er. „Ich meine, du willst kein Haus, kein Land, nicht mal diese wunderschöne griechische Insel hier.“
Cayo machte eine weit ausholende Geste. Vor ihnen erstreckte sich das tiefblaue ägäische Meer und in einiger Entfernung lag das besagte Eiland. Dru hatte darauf bestanden, dass Cayo seinen Besitz entweder mit
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