Julia Extra Band 369
Anschuldigung, die Rosalia in Ärger und Angst ausgestoßen hatte, aber Rafe Sandoval war definitiv eine einschüchternde Erscheinung.
„Ja“, antwortete sie ruhig. „Sie müssen sich darauf freuen, Zeit mit Ihrem Sohn zu verbringen, ihn kennenzulernen.“ So sicher war sie sich da keineswegs. Rosalia hatte immer behauptet, er habe kein Interesse an Max. Dann jedoch hatte der Anwalt ihr mitgeteilt, dass Max’ Vater bisher nichts von einem Sohn gewusst hatte, ihn aber sofort abholen kommen würde. Und Freyas kleine heile Welt, die darauf aufbaute, dass Max niemanden außer ihr hatte, war zusammengefallen.
Aber sie war Max’ Nanny, nicht seine Mutter. Was hieß, dass sie nur eine vorübergehende Rolle spielte. Das hatte sie immer gewusst, auch wenn sie sich etwas anderes eingeredet hatte, als Rosalia in London von einer Party zur nächsten gezogen war. Drei Jahre lang hatte sie Mutterstelle bei Max vertreten, sie liebte den Jungen. Und das brach ihr jetzt das Herz.
„Allerdings.“
Keine Einladung, das Gespräch fortzusetzen. Freya war froh darum, dass Max nach dem Vormittag in der Spielgruppe so müde gewesen war, dass er direkt eingeschlafen war. Das ließ ihr Zeit, Rafe Sandoval klarzumachen, dass sie mit nach Spanien kommen musste. Sicherlich keine leichte Aufgabe, seiner unnahbaren Miene nach zu urteilen.
„Hat der Anwalt Ihnen etwas von Max erzählt?“
Rafe ballte die Hände zu Fäusten. „Dass der Test bestätigt, dass er mein Sohn ist. Muss ich mehr wissen?“
Ärger meldete sich bei der sarkastischen Antwort, den Freya jedoch im Zaum hielt. Aufzubrausen würde der Situation nicht helfen. „Max hat gerade seine Mutter verloren, er braucht jetzt ein stabiles Umfeld.“ Er braucht mich! „Ihn in ein fremdes Land zu bringen ist im Moment eher nicht das Beste für ihn.“
„Drei Jahre ohne Vater zu sein war auch nicht das Beste für ihn“, konterte Rafe scharf.
„Stimmt. Dennoch sollte man nicht einen Fehler zum nächsten fügen.“
Rafe sah sie grimmig an. „Was schlagen Sie also vor, Miss Clark?“
Freya holte tief Luft. „Ich bin der eine feste Bezugspunkt in seinem Leben.“ Und ich liebe ihn! Sie verkniff sich die Worte. Das würde einen Mann, der laut Aussagen seiner Exfrau nicht wusste, was Liebe ist, nicht beeindrucken. Ein Mann, der sie mit eiskaltem Blick taxierte. „Daher denke ich, dass ich in der Übergangsphase für Max da sein sollte.“
„Ich werde eine passende Betreuerin suchen.“
„Dazu besteht keine Notwendigkeit, wenn Sie die passende Betreuerin schon haben.“ Nein, sie würde Rafe Sandoval nicht sehen lassen, wie viel ihr das bedeutete. In den drei Jahren hatte sie Max lieben gelernt, er war der einzige Mensch in den letzten zehn Jahren, den sie an ihr Herz herangelassen hatte.
Rafe musterte sie lange. Dann: „Ein Neuanfang ist mir lieber.“
„Durchaus nachvollziehbar.“ Sie hatte eine ungefähre Vorstellung, wie schmutzig die Scheidung gewesen war. „Doch für Kleinkinder ist es nicht immer gut. Max war hier glücklich.“
Rafe sah sich kritisch um. „Tatsächlich?“
Freya versteifte sich. „Um ein Kind glücklich zu machen, braucht man keine Villa, auch keinen schnittigen Sportwagen.“
„Wie ist das mit einem Vater?“
„Natürlich. Jemanden, den man …“ Wieder schluckte sie das riskante Wort mit L hinunter.
Rafe kniff die Augen zusammen. „Sie erhalten eine Abfindung von mir. Eine großzügige.“
„Mir geht es nicht ums Geld, sondern um Max.“
Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ihnen liegt an dem Jungen?“
„Natürlich.“
„Genug, um in ein fremdes Land umzuziehen?“
„Ich kenne Spanien.“ Sie würde ihn nicht sehen lassen, wie ungern sie diese Information preisgab. Auch wollte sie weder an das letzte Mal denken, als sie in Spanien gewesen war, noch an die Fehler, die sie gemacht hatte, oder den Verlust, den sie erlitten hatte.
„Ich brauche jemanden für Max, der Spanisch spricht“, bemerkte er.
„Ich spreche fließend Spanisch.“ Sie konnte den Triumph nicht aus ihrer Stimme heraushalten.
Rafe lächelte dünn. „Sie stecken wirklich voller Überraschungen, Miss Clark.“
„Max’ Mutter wünschte, dass ich sowohl Englisch als auch Spanisch mit Max spreche.“
„Ich bin froh, dass sie Max nicht sein spanisches Erbe vorenthalten hat.“ Sein Mund wurde schmal. „Nur seinen spanischen Vater.“
Dazu sagte Freya nichts. Sie hatte keine großen Sympathien für Rosalia Sandoval gehegt, aber sie hatte
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