Julia Extra Band 375
es ihm schlicht egal war, was Justina Perry fühlte oder dachte. Trotzdem verspürte er eine Art Genugtuung, als er sah, dass sie bei seinem Anblick plötzlich nervös schluckte.
Sie war jetzt auf selber Höhe mit ihm. So nah, dass ihm ihr Duft in die Nase wehte, eine Mischung aus Honig und Jasmin. Und dann war sie auch schon vorbei, und er wurde auf eine hübsche Blondine in der Reihe vor ihm aufmerksam, die sich lächelnd zu ihm umdrehte.
Aber Dante erwiderte ihr Lächeln nur sehr flüchtig. Er war nicht hier, um Frauenbekanntschaften zu machen. Obwohl er eigentlich gar nicht so genau wusste, warum er dieser gänzlich unerwarteten Einladung überhaupt gefolgt war. Um endlich ein Gespenst ein für alle Mal zur Ruhe zu betten? Um sich selbst zu beweisen, dass ihn die einzige Frau, die ihm jemals unter die Haut gegangen war, inzwischen völlig kaltließ?
Er trat aus der dämmrigen Kathedrale hinaus in das kühle Licht des Tages, wo ihm der Duft der Blüten in die Nase stieg, mit denen das Kirchenportal geschmückt war. Prompt fiel sein Blick auf Justina. Sie stand auf der anderen Seite des Innenhofs inmitten einer Ansammlung von Leuten, die um ihre Aufmerksamkeit buhlten. Aber sie sah sich suchend um, und als sie ihn entdeckte, und sie sich ansahen, durchzuckte es ihn heiß, auch wenn ihm schleierhaft war, warum.
Wie magisch angezogen begann Dante auf sie zuzugehen. Beim Näherkommen sah er, wie sich ihre Schneidezähne in ihre volle weiche Unterlippe gruben. Dabei musste er daran denken, wozu diese schönen Lippen imstande waren. Und wurde jäh ein weiteres Mal von einer Welle der Lust überschwemmt.
Nachdem ihn die Leute, die sich um Justina scharten, einen Moment lang neugierig angestarrt hatten, wichen sie zur Seite, um ihn durchzulassen.
„Na, so was“, sagte er, als er bei ihr angelangt war. „Wen haben wir denn da?“
Justinas Herz klopfte zum Zerspringen. All ihre Sinne waren schlagartig zum Leben erwacht; es war, als ob sie einen Stromschlag erhalten hätte. Ihre Brustwarzen kribbelten, und zwischen ihren Beinen entwickelte sich eine feuchte Hitze. Verdammt, was war das denn? Sie wollte diesen betrügerischen Bastard nicht begehren! Sie musste unbedingt nach außen hin cool bleiben! Auch wenn das gar nicht so leicht war. Wie auch, wo sein Gesicht plötzlich wieder so nah war … das schönste, beeindruckendste Gesicht, das sie je gesehen hatte. Sein dunkler Blick bohrte sich in ihre Augen, sein kraftvoller Körper brannte sich in ihr Bewusstsein ein. Plötzlich fühlte sie sich so kraftlos und schwach, als ob man ihr alles Blut aus dem Körper gepumpt und durch Wasser ersetzt hätte.
Reiß dich zusammen! befahl sie sich. Lass dir bloß keine Schwäche anmerken! Das hier ist Dante D’Arezzo. Der Mann, der Liebe mit Kontrolle verwechselt. Der dir kalt lächelnd den Laufpass gegeben hat, nur weil du es abgelehnt hast, dich von ihm wie eine Marionette behandeln zu lassen. Und der ohne mit der Wimper zu zucken gleich darauf mit einer anderen ins Bett gegangen ist, und …
Sie sah vor ihrem geistigen Auge ein Bett mit zerknüllten Laken, einen zerzausten langen blonden Haarschopf, einen runden knackigen Po. Und den auf dem Rücken liegenden Dante, der sich mit einem ekstatischen Lächeln auf den verräterischen Lippen von seiner nackten Gespielin jeden Wunsch erfüllen ließ …
Die lebhaften Bilder seines Verrats hatten sich so unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt, dass sie auch nach fünf langen Jahren nicht verblasst waren. Sie durfte nicht daran denken. Das konnte sie sich einfach nicht leisten. Sie musste sich auf das konzentrieren, was wichtig war, und das war im Moment, ihn so schnell wie möglich loszuwerden.
Also strafte Justina ihn mit einem verächtlichen Blick und sagte: „Danke, dass du mir den Tag versaut hast. Wer hat dich eingeladen?“
Eine so unverhüllt feindselige Reaktion hatte Dante nicht erwartet, aber eigentlich konnte es ihm nur recht sein. „Na, wer wohl? Die Braut natürlich. Oder denkst du, ich schleiche mich ein?“
Justina erschauerte unwillkürlich, als er noch näher kam und der Schatten seines kraftvollen durchtrainierten Körpers über sie fiel wie ein böses Omen. Als ob Dante es jemals nötig gehabt hätte, sich irgendwo einzuschleichen.
„Wirklich?“, fragte sie, und wünschte, sie könnte anders auf ihn reagieren. Ihr Körper fühlte sich an, als würde er plötzlich wieder auftauen, nachdem er zuvor jahrelang unter arktischem Eis begraben
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