Julia Extra Band 375
gewesen war. Sie meinte, auf der Stelle vergehen zu müssen, wenn sie Dante nicht sofort berührte, wenn sie nicht jetzt gleich seine harten Lippen auf ihren spürte. Plötzlich erinnerte sie sich daran, wie er früher seinen Kopf zwischen ihre Beine geschoben und sie dort liebkost hatte. Sofort erschauerte sie heftig in einer Mischung aus Scham und Verlangen. Wie machte er das bloß? Wie konnte es sein, dass sie ihn immer noch begehrte, obwohl sie ihn so hasste?
„Ich wusste gar nicht, dass du noch Kontakt mit Roxy hast.“
„Ich auch nicht.“ In seinen dunklen Augen tanzten spöttische Fünkchen. „War wahrscheinlich ein Anfall von Großmut, jetzt, wo sie ihren Duke gefunden hat.“
Gespielt gelassen musterte sie ihn, während sie ihren Schöpfer um Gleichmut anflehte, um einen Gleichmut, den sie diesem toskanischen Aristokraten noch nie entgegengebracht hatte. Er trug – ebenso wie alle anderen männlichen Gäste – einen dunklen Anzug, aber die Grandezza, die er ausstrahlte, machte ihn zu etwas Besonderem. Der teure schwarze Stoff schmiegte sich an seinen großgewachsenen muskulösen Körper, betonte die schmalen Hüften und langen Beine. Doch unter dieser eleganten Oberfläche brodelte bei Dante D’Arezzo eine Wildheit fast primitiven Ursprungs. Er gehörte zu jener Sorte Mann, die sich bedenkenlos nahm, was ihr gefiel. Die Frauen dazu brachte, vor Glück und Lust laut zu schluchzen. Und vor Schmerz, erinnerte sich Justina. Besonders vor Schmerz. Ein Schmerz, der einfach nicht vergehen wollte.
„Vielleicht brauchte Roxy ja noch ein bisschen Füllmaterial“, sagte sie schulterzuckend mit Blick auf die Kathedrale. „So eine riesige Kirche muss man erst mal vollkriegen. Außerdem schmückt ein italienischer Aristokrat jede Gästeliste.“
Er parierte ihre spitze Bemerkung mit einem gönnerhaften Lächeln. „Es ist lange her, Justina“, sagte er leise.
„Fünf Jahre.“ Sie lächelte angestrengt. „Wenn man Spaß hat, vergeht die Zeit wie im Flug … was ich von der Zeit mit dir nicht gerade behaupten kann.“
Aber er schien gar nicht richtig zuzuhören. Er taxierte sie eingehend … als ob sie sein Eigentum wäre.
„Du bist dünn geworden“, stellte er schließlich fest.
Sie spürte, dass ihr Herz ins Stolpern kam, wobei sie nicht wusste, ob es vor Wut war oder vor Enttäuschung. Das war wieder mal typisch Dante! Er erwähnte etwas, worauf sie stolz war, aber aus seinem Mund klang es, als ob sie etwas verbrochen hätte. Für diesen Körper brachte sie große Opfer. Jeden Morgen quälte sie sich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett, um zu laufen, bei Wind und Wetter. Und in sämtlichen Hotels, in denen sie abstieg, besuchte sie zu den abenteuerlichsten Tages- und Nachtzeiten die Fitnessräume, immer mit Stöpseln im Ohr, über die sie laute Musik hörte. Aber immerhin bewahrte dieses strenge Regiment sie davor, in ein tiefes Loch zu fallen, was bei ständigen einsamen Hotelaufenthalten eine große Gefahr war.
Nach fünf Uhr nachmittags gestattete sie sich keine Kohlehydrate mehr, Alkohol war nur ausnahmsweise erlaubt. Sie war unheimlich diszipliniert, weil es mit zunehmendem Alter immer schwieriger wurde, sich fit zu halten.
Ihre körperliche Fitness half ihr, das Leben zu meistern. Ihre körperliche Fitness war ihre Erfolgsgarantie in einer Industrie, in der Jugendlichkeit alles bedeutete und diejenigen, die den irrsinnig hohen Anforderungen nicht gewachsen waren, auf der Strecke blieben, manchmal sogar ihr Leben ließen. Justina hatte ihrer Karriere zu viel geopfert, um sie durch Unachtsamkeit oder Leichtsinn zu gefährden.
„Ja, zum Glück. Weil ich es so wollte“, betonte sie, während ihr Blick über seinen dunklen Anzug wanderte, unter dem sich sein muskulöser Körper abzeichnete „Du solltest dir auch mal ein bisschen Bewegung gönnen, Dante. Derzeit ist der hagere Typ angesagt.“
„Danke für den Rat, aber ich habe genug Bewegung.“ Er beugte sich leicht vor und sah, dass sich ihre Pupillen geweitet hatten. Und spürte wieder, dass er sie wollte. Er wollte sie so sehr, dass er sie am liebsten an sich gerissen und seinen Mund auf ihre samtweichen Lippen gepresst hätte. Seine Augen glitzerten. „Und mein Körper ist überall an den richtigen Stellen hart.“
Justina spürte ihr Gesicht heiß werden und trat nervös einen Schritt zurück. „Du bist abscheulich.“
„Ach ja? Wenn ich mich recht erinnere, wusstest du diese besondere Art von Abscheulichkeit früher
Weitere Kostenlose Bücher