Julia Extra Band 377
im Kühlschrank steht ein Auflauf von Mrs Whittaker. Sie sagte, du musst ihn nur aufwärmen.“
„Wie lieb von ihr!“
„Ich fliege morgen früh nach Paris.“ Er ging zur Tür und drehte sich dort noch einmal um. „Ach übrigens, Polly erwartet dich nicht vor Montag zurück.“
Es war ihr gelungen, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Sobald Isandro die Tür hinter sich geschlossen hatte, griff Zoe zum Telefon. „Hallo, Polly … Nein, deswegen rufe ich nicht an. Es geht mir gut. Ab morgen arbeite ich wieder.“
Leider hatte sie sich bereits in Isandro verliebt, doch sie würde nicht zulassen, dass er über sie bestimmte. Sie musste unabhängig bleiben und ihre eigenen Entscheidungen treffen. Schließlich würde er bald wieder aus ihrem Leben verschwinden.
10. KAPITEL
Zuerst war sie sehr unsicher gewesen, aber dann hatte sie schnell mehr Selbstvertrauen gewonnen, und nun liebte Zoe ihren neuen Job in der Galerie. Das verdankte sie hauptsächlich Polly, die ihr immer mehr Verantwortung übertragen hatte.
Dies war ein besonders guter Tag gewesen, weil ein Vertreter einer großen Versicherung mehrere sehr teure Bilder eines aufstrebenden jungen Künstlers erworben hatte. Deswegen war Zoe richtig beschwingt, als sie die Galerie abschloss und den Reißverschluss ihrer Jacke hochzog, weil es frisch war. Sie überlegte gerade, ob sie den frühen Zug noch bekommen würde, als lautes Hupen sie aufblicken ließ.
Im Parkverbot stand ein Wagen, den sie sofort erkannte. Ihr Herz pochte schneller, als sie darauf zuging. Sobald sie ihn erreichte, wurde das Fenster auf der Fahrerseite hinuntergelassen.
„Was machst du denn hier?“
Isandro lächelte. Zoes Anblick vertrieb zwar nicht seine düstere Stimmung, heiterte ihn aber zumindest etwas auf.
„Ich bin auf dem Weg nach Hause. Soll ich dich mitnehmen?“
Da Isandro sehr angespannt wirkte, betrachtete Zoe ihn forschend. Irgendetwas stimmte nicht.
„Das wäre nett – meine Füße tun weh“, gestand sie.
Nachdem sie beide zehn Minuten geschwiegen hatten, erkundigte sich Zoe: „Also, was ist los?“
Isandro warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. „Nichts … Wie kommst du darauf?“
„Weil du kein Wort gesagt hast.“
„Kann man denn nicht mal schweigen? Muss man immer über unwichtige Dinge sprechen?“
Sie atmete tief aus. „Wenn du in dem Ton mit mir reden willst, kannst du mich hier absetzen.“
Sofort gab er mehr Gas. „Sei doch nicht so empfindlich!“
„Ich? Willst du mir jetzt verraten, was los ist?“ Schnell umfasste sie den Türgriff und schloss die Augen, als er in hohem Tempo eine Kurve nahm. „Oder willst du einen Unfall bauen?“
Zu ihrer Erleichterung nahm er den Fuß vom Gas.
„Ich habe heute von meinem Vater gehört.“ Er presste die Lippen zusammen.
„Das ist schön. Oder?“ Offenbar war es das nicht, und Zoe fragte sich, ob es Spannungen zwischen ihm und seinem Vater gab. Von seiner Mutter hatte er immer in der Vergangenheit gesprochen, und da er seinen Vater nie erwähnt hatte, war sie bisher davon ausgegangen, dass beide nicht mehr lebten.
„Schön!“, wiederholte Isandro unwirsch.
Ihre Verwirrung und Besorgnis nahmen zu, als Zoe sein Profil betrachtete und seine Anspannung bemerkte.
„Sind es schlechte Neuigkeiten?“ Er konnte ihr nicht vorwerfen, dass sie zu neugierig war, denn er hatte das Thema angeschnitten, wenn auch unfreiwillig.
„Er hat mich zu seiner Hochzeit eingeladen.“ Er fügte etwas auf Spanisch hinzu, das sie nicht verstand.
„Für dich ist es bestimmt nicht einfach, wenn dein Vater ein neues Leben beginnt. Ist deine Mutter schon lange tot?“ Mitfühlend sah sie ihn an.
Isandro presste die Lippen zusammen. „Glaubst du, das wäre mein Problem? Dass er ein neues Leben beginnt?“
„Das ist doch ganz normal, vor allem wenn du ein enges Verhältnis zu deiner Mutter hattest …“
„Mein Vater hat schon ein neues Leben begonnen, als ihr Grabstein noch gar nicht fertig war. Er …“ Er verstummte, und an seiner Wange zuckte ein Muskel, als er starr nach vorn blickte.
„Da vorn ist eine Parkbucht. Halt bitte an, Isandro“, sagte Zoe leise.
„Warum?“
Sie hatte sich gewundert, warum er die Nebenstraße genommen hatte, was einen Umweg bedeutete. Nun war sie allerdings froh darüber, weil diese nicht so stark befahren war.
„Weil ich nicht in der Unfallstatistik landen will.“
Im letzten Moment fuhr Isandro in die Parkbucht, wo er scharf bremste. Nachdem er den Motor
Weitere Kostenlose Bücher