Julia Extra Band 377
den Pool gestiegen oder hatte seine Laufschuhe angezogen. Warum hatte er sich Zoe anvertraut?
„Schmerzlich war, wie du es ausdrückst“, fuhr er schroff fort, „dass ich gezwungen war, mein Leben auf Eis zu legen und alles daranzusetzen, die Firma vor dem Ruin und meinem Vater vor dem Gefängnis zu bewahren. Dieses Miststück hat nicht nur ihn, sondern auch seine Kunden um ihr Geld gebracht.“
Zoe merkte, wie Isandro wieder mauerte. Sie hätte schreien mögen. Sie legte die Hand in den Schoß, hin- und hergerissen zwischen Mitgefühl und dem Bedürfnis, ihn zu schütteln.
Glaubte er etwa, er würde sich ihr ausliefern, wenn er seine Maske ihr gegenüber fallen ließ?
„Keine Angst, Isandro, ich habe schon erraten, dass du auch nur ein Mensch bist.“ Als ihre Blicke sich begegneten, sah sie das Entsetzen, das in seinen Augen aufflackerte, bevor er schnell die Lider senkte. „Aber ich werde es für mich behalten. Dein Geheimnis ist bei mir sicher.“
Isandro presste die Lippen zusammen, doch die Röte, die seine Wangen überzog, bewies Zoe, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. „Ich bin nicht in Stimmung für Wortspiele, Zoe.“
„Okay. Ist das direkt genug? Dein Vater hat einmal einen Fehler gemacht … zugegeben, einen großen Fehler“, räumte sie ein, als er verächtlich schnaufte. „Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass er diese Frau wirklich liebt.“
Er verzog den Mund. „Mein Vater glaubt an Märchen.“ Auch wenn er seinen Vater für seine Gutgläubigkeit verachtete, hatte es Momente gegeben, in denen er ihn fast beneidete.
„Ist das nicht schön? Dass diese schreckliche Frau nicht gewonnen hat?“, hakte Zoe sanft nach.
Unvermittelt wandte er sich zu ihr um. Warum musste sie ständig Grenzen überschreiten? Aber hatte er sie nicht dazu ermuntert, indem er seinen Seelenmüll bei ihr ablud?
„Wie kommst du denn darauf?“, fuhr er sie an.
Als sie angriffslustig das Kinn hob, wich sein Zorn einem Gefühl, das er nicht ergründen mochte. Diese Frau hatte mehr Mumm als alle anderen Menschen, denen er bisher begegnet war.
„Wenn dein Vater sich zu einem Zyniker entwickelt hätte, dann hätte sie gewonnen, aber das ist nicht der Fall. Er scheint weder verbittert noch verkorkst zu sein.“
Bevor Isandro den Kopf abwandte, flackerte in seinen dunklen Augen ein Gefühl auf, das Zoe nicht ergründen konnte. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen.
„Willst du damit behaupten, ich wäre es?“
Statt seine Frage zu beantworten, stellte sie eine andere. „Ist deine Ehe deswegen gescheitert?“
Er drehte sich wieder zu ihr um. Wider Erwarten sagte er jedoch nicht, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, sondern sah sie fragend an.
„Weswegen?“
Machte Isandro seinen Vater dafür verantwortlich? Es wäre auf jeden Fall nicht einfach, zu erklären, warum er nach all den Jahren nicht vergeben und vergessen konnte. Eigentlich hätte sie das Thema nicht anschneiden dürfen, aber sie wollte diesen Mann verstehen, der ihr Herz erobert hatte. „Du musstest deine ganze Kraft darin investieren, deinen Vater und die Firma zu retten, und hattest keine Zeit für deine …“ Zoe verstummte und zuckte verlegen die Schultern. „Es geht mich nichts an. Ich wollte nur …“
„Nachbohren.“
Da er amüsiert klang, sah sie ihn an, als er antwortete.
„Nein, meine Ehe ist nicht deswegen gescheitert, auch wenn das vielleicht dazu beigetragen hat. Einfach ausgedrückt, stand meine Ehe für mich nie an erster Stelle. Wir hatten zu jung geheiratet und hatten beide unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. In einer Ehe muss man Kompromisse eingehen. Und ich bin alles andere als kompromissbereit.“ Isandro lächelte spöttisch. „Das Ende war also unvermeidlich.“
Überspielte er damit die Tatsache, dass es ihm das Herz gebrochen hatte, was er sich nicht einmal selbst eingestehen konnte?
„Deshalb hat es mich nicht überrascht, als Dana gegangen ist. Was ich allerdings nicht erwartet hatte, war, dass sie mich meines besten Freundes wegen verlässt“, gestand er.
Zoe stieß einen entsetzten Laut aus, woraufhin Isandro ihr Kinn umfasste.
Zärtlich strich er ihr mit dem Daumen über die Wange. Als er ihren süßen Duft einatmete, flammte das Verlangen auf, das immer in ihm schwelte. Da er dem Anblick ihrer vollen Lippen nicht widerstehen konnte, neigte er den Kopf, um sie zu küssen. Sehnsüchtig seufzte sie und schob die Finger in sein Haar, sobald er ihre Zunge mit seiner zu
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