Julia Festival Band 0103
Au-pair-Mädchen nach dem anderen.“
„Ihr, Jane und du, habt dann also einen Kompromiss geschlossen?“
„Wir haben es versucht. Katy zuliebe gingen wir zivilisiert und höflich miteinander um und versuchten, ein normales Familienleben aufrechtzuerhalten. Allerdings funktionierte es nicht wirklich. Es konnte auch gar nicht funktionieren, weil unsere Ansprüche ans Leben einfach zu verschieden sind.“
Ross wickelte sich eine Strähne ihres dunkles Haars um den Finger. „Jane und ich hatten jedoch vereinbart, dass wir uns wie zwei erwachsene, vernünftige Menschen benehmen und uns im Guten trennen wollten, sollte einer von uns einen anderen Partner finden. Daran hat Jane sich leider nicht gehalten.“
Damit hatte er immer noch nicht die Frage beantwortet, um die es ihr eigentlich ging. Ursula musste sich daher zwingen, sie offen auszusprechen. „Aber habt ihr noch eine richtige Ehe geführt, oder? Ich meine …“
„Du willst wissen, ob wir noch miteinander geschlafen haben?“
Sie errötete und nickte.
„Nein, Ursula, das haben wir nicht.“
„Darf ich … Ich meine, würdest du mir sagen, wie lange schon nicht mehr?“
Ross zögerte. „Fünf Jahre“, antwortete er schließlich. „Glaubst du mir das nicht, Schatz?“, fügte er hinzu, als er ihren ungläubigen Blick sah.
„Ich weiß, dass du mich nie belügen würdest, Ross. Aber ich dachte, Männer könnten nicht derart lange …“
„Das musst gerade du sagen, die ihr ganzes Leben lang ohne Sex ausgekommen ist! Allerdings können Männer ihre Energie genau wie Frauen in andere Bahnen lenken. Und ich habe mich auf meine Karriere und auf Katy konzentriert.“
„Das muss doch ein trostloses Zusammenleben gewesen sein! Wie lange hättet ihr denn noch so weitermachen wollen?“
„Bis Katy alt genug gewesen wäre, sich zu entscheiden, ob sie bei mir oder ihrer Mutter leben möchte. Aber bevor es so weit war, hat Jane sich heimlich mit Julian nach Australien abgesetzt. Nachdem ich den ersten Schock darüber verwunden hatte, merkte ich, wie viel ruhiger und schöner mein Leben plötzlich war, denn ich hatte ja dich.“
Liebevoll betrachtete er sie. „Ich sah jedoch die Gefahr, dass ich den Kürzeren ziehen könnte, sollte Jane auf die Idee kommen, das Sorgerecht zu beantragen. Es ist durchaus möglich, dass sie es auch erhalten würde, auch gegen Katys Willen. Selbst in unseren aufgeklärten Zeiten gilt die Mutter als der bessere Elternteil für ein Schulkind.“ Er machte aus seiner Wut keinen Hehl.
„Deshalb habe ich im vergangenen Jahr nichts unternommen, was den damaligen Zustand hätte verändern können. Je stabiler die Situation und je älter Katy wäre, desto größer wäre die Aussicht, dass ein Richter mir das Sorgerecht zusprechen würde. Denn weshalb sollte man ein Kind ans andere Ende der Welt verfrachten, wenn es zu Hause glücklich und zufrieden ist?“
Ursula nickte. „Das verstehe ich. Je länger Jane weg war, desto größer wurden deine Chancen. Aber eine Frage habe ich noch, Ross.“
Ross lächelte. „Und die wäre?“
„Wenn es nicht um Katy gegangen wäre, meinst du, wir wären auch dann im Bett gelandet?“
Er sah sie erstaunt an. „Natürlich, nur schon sehr viel früher, weil ich mich dann schon vor Jahren hätte scheiden lassen!“ Zärtlich zeichnete er mit dem Finger die Kontur ihrer Nase nach. „Ich hatte, ehrlich gesagt, eine ganz andere Frage erwartet. Willst du denn gar nicht von mir wissen, ob ich dich liebe?“
Sie schüttelte stolz den Kopf. „Das ist eine Frage, die ich nie stellen würde, denn so ein Versprechen kann nur in Freiheit gegeben werden.“
„Also gut, Ursula O’Neil, hör mir zu. Ich liebe dich, ich liebe dich mehr, als du dir vorstellen kannst. Und wenn du möchtest, werde ich es dir sofort beweisen!“
„Aber warum gerade mich ? Was ist so besonders an mir, Ross?“
Ross lächelte. „Ich verbringe gern meine Zeit mit dir, das ist eigentlich das Besondere. Du bist der Mensch, der mir am vertrautesten ist, dir kann ich alles erzählen – und ich bin völlig verrückt nach dir.“ Mit sanftem Druck streichelte er ihren Bauch, und sie musste sich mit aller Macht darauf konzentrieren, ihn zu Ende reden zu lassen.
„Im Lauf der Jahre hast du dich in mein Herz geschlichen, Ursula, sodass ich dich nicht mehr vertreiben kann. Das Einzige, was Katy damit zu tun hat, ist, dass es mir eine weitere, wunderbare Seite an dir gezeigt hat, nämlich wie mütterlich und liebevoll du bist.
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