Julia Festival Band 0105
ist.“
„Und was wird aus Ihnen und Ihrem Mann?“, erkundigte Louise sich zögernd. „Werden Sie in Rosshampton bleiben?“
„Meine Güte, nein, Madam! Mein Mann und ich werden uns zur Ruhe setzen und die großzügige Rente genießen, die Mr. Alex uns zugesichert hat. Wir haben hier eine schöne Zeit verlebt, aber alles hat einmal ein Ende.“
Da konnte Louise ihr nur zustimmen, doch trübe Gedanken waren ein Luxus, den sie sich im Moment nicht leisten konnte. Lady Perrin hielt sie mit ihren widersprüchlichen Anweisungen so in Atem, dass keine Zeit dafür blieb.
Louise war von dem geschäftigen Treiben fasziniert. Blumen wurden arrangiert, der Partyservice traf mit einem ganzen Tross von Lieferwagen ein, und wie von Zauberhand löste sich das Chaos eine Stunde vor Beginn auf, und der Ballsaal erstrahlte in festlichem Glanz. Louise biss sich auf die Lippe. Sie beneidete Lucinda als zukünftige Herrin von Rosshampton.
Alex hatte, sofort nachdem er vom Golfspielen zurückgekehrt war, geduscht und sich für den Ball umgezogen, sodass sie sich nun in Ruhe zurechtmachen konnte.
Louise nahm ein ausgiebiges Bad, lackierte sich die Zehennägel passend zum Kleid und gab sich viel Mühe mit ihrem Make-up. Danach schlüpfte sie in einen seidenen Slip und hochhackige Riemchensandaletten – mehr brauchte sie zu dem Kleid nicht zu tragen.
Sie atmete einmal tief durch, streifte sich dann den raschelnden Taft über und zog den Reißverschluss im Rücken hoch. Nervös glättete sie die Falten des weiten Rocks, bevor sie wagte, in den Spiegel zu sehen.
Eine Fremde blickte ihr entgegen: eine junge Frau mit geheimnisvollen Augen und sinnlich geschwungenen Lippen. Das enge Mieder gab den Ansatz der kleinen, festen Brüste frei, der weite Rock betonte die schmale Taille, und das tiefe Rot des Tafts ließ die helle Haut noch zarter erscheinen.
Es klopfte an der Tür. Das konnte nur Alex sein! Louise atmete tief durch und bat ihn herein.
Bei ihrem Anblick blieb er abrupt stehen und sah sie bewundernd an.
„Du siehst einfach … wundervoll aus!“, sagte er rau.
Auch Alex im Smoking war eine beeindruckende Erscheinung. Louise traute sich jedoch nicht, es ihm zu sagen, sondern blickte nur verlegen zu Boden. „Danke, Alex. Aber du übertreibst, das weißt du ganz genau.“ Sie sah auf und bemühte sich um einen scherzhaften Ton. „Wenn du mir jetzt sagst, deine Großmutter möchte das Büfett nun doch nicht im großen Speisezimmer, bekomme ich einen Schreikrampf.“
Alex schüttelte den Kopf. „Ich möchte dich holen, weil Selina dich an ihrer Seite wünscht, wenn die Gäste eintreffen.“ Er zog eine flache Samtschatulle aus der Tasche. „Und ich wollte dir dies geben.“
Louise öffnete die Schatulle. „Alex! Das kann ich unmöglich annehmen! Es ist wunderschön, aber viel zu wertvoll!“ Fassungslos blickte sie auf das Brillantcollier mit einem großen Rubin in der Mitte.
„Du bist meine Frau, Louise, und ich habe das Recht, dir ein Geschenk zu machen“, antwortete er ruhig, aber bestimmt. „Du wirst es heute tragen – für mich.“
Alex nahm das Collier aus dem Kästchen und legte es ihr um. Wie in Trance hob sie die Hand, um es zu berühren. Er stand hinter ihr und betrachtete sie im Spiegel. Überrascht stellte sie fest, dass seine Hände, die leicht auf ihren Schultern ruhten, ein wenig zitterten. Sein Gesicht wirkte angespannt, und seine Augen hatten einen eigenartigen Glanz.
Was hatte das zu bedeuten? Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Komm, wir wollen deine Großmutter nicht länger warten lassen“, forderte sie ihn auf und erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder.
„Das Häkchen an deiner Korsage ist noch auf“, bemerkte er.
„Ich weiß, ich kann es nicht allein zumachen.“
„Dann lass mich es tun.“ Alex lächelte ihr im Spiegel zu. „Wenn diese erstaunliche Kreation auch nur einen Zentimeter tiefer rutscht, könnte es verheerende Folgen haben.“
Louise hörte ihn nicht. Sie spürte nur seine kühlen Finger auf der nackten Haut und wünschte, die Berührung würde nie enden.
Automatisch bedankte sie sich, bückte sich nach ihrer Abendtasche und verließ das Zimmer. Alex folgte ihr, nahm ihren Arm, und gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter.
Selina, in einer eleganten Robe aus silbergrauer Spitze, stand schon mit Cliff und Della in der Halle. Dellas Kleid war aus blauem Tüll und besaß einen üppig gebauschten Stufenrock.
„Wetten, dass sie ihr Brautkleid umgefärbt hat?“,
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