JULIA FESTIVAL Band 78
mit dem Kaffee kam.
„Bitte Cliff, nein. Es war doch nur ein Scherz“, lachte Carolyn verzweifelt auf.
„Ich habe nicht gescherzt.“ Doch als Carolyn ihm die Hand in einer abwehrenden Geste entzog, fügte er noch immer gewollt ernst hinzu: „Vergessen Sie die Bestellung.“ Dann seufzte er resigniert. „Die Dame hat sich doch anders entschieden.“
Der Ober grinste, verbeugte sich höflich, goss den Kaffee ein und entfernte sich wieder.
„Ich finde, du bist ein Monster, Cliff“, warf Carolyn ihm lachend vor. „Magst du dich eigentlich selbst? Wenn du du selbst bist?“
„Das ist verschieden“, antwortete er ohne zu zögern und zuckte die Achseln. „Manchmal mehr, manchmal weniger.“ Dann schaute er ihr tief in die Augen und sagte zärtlich: „Du bist alles andere als ein Monster, Carolyn.“
„Bitte … lass uns von was anderem sprechen“, wies sie ihn hastig ab. „Dein Vorschlag ist doch sowieso ganz einfach lächerlich.“
Er lächelte. Ein sehr zufriedenes Lächeln. Er spürte genau, dass er zu ihr durchgedrungen war. „Ich kann verstehen, dass du zu keiner Entscheidung gedrängt werden magst“, sagte er ruhig. „Ich gebe dir eine Woche Zeit zum Nachdenken. Die gleiche Zeit, die ich zur Verfügung hatte. Das ist dann fair.“
„Okay“, willigte sie lachend ein. „Meinetwegen. Eine Woche Bedenkzeit.“
Dann wechselten sie das Thema und sprachen noch immer angeregt über Gärten, als Cliff den Wagen vor dem Haus der Staffords parkte. „Ich bring dich noch zur Tür“, sagte er und stieg aus, bevor sie ihn zurückhalten konnte.
Carolyn atmete tief durch. Nun kam es darauf an, ob Cliff Wort hielt. Denn schon ein Abschiedskuss konnte nach diesem gemeinsamen Abend recht verfänglich werden.
Er half ihr beim Aussteigen, nahm sie am Arm, öffnete das Seitentor und führte sie schweigend den Weg ums Haus herum zu ihrem Appartement. „Wann hast du den nächsten freien Abend?“, fragte er schließlich.
„Nicht vor Montag. Ich hatte schon das letzte Wochenende frei für die Hochzeit, und …“
„Dann komm ich Montagabend vorbei.“
„Weshalb? Wolltest du mir nicht eine Woche Bedenkzeit geben?“
„Ich verspreche, dass ich dich nicht vom Nachdenken abhalten werde. Höchstens helfe, den Prozess etwas zu beschleunigen.“
„Wie willst du das denn anstellen?“
„Indem ich mich ganz einfach unabkömmlich mache.“
„Ist das fair?“
„Ich gebe zu, nicht ganz.“
Sie öffnete die Tür, schaltete das Licht in der Pantry an und drehte sich dann steif zu ihm um. „Danke für den Abend, Cliff.“
Er beugte sich schon in eindeutiger Absicht zu ihr herunter. Dann trat er schnell zurück und warf ihr nur einen zarten Handkuss zu. „Denk an mich“, sagte er rau, wandte sich abrupt ab und ging rasch fort.
Den ganzen Abend hatte sie inbrünstig gehofft, dass Cliff Abstand wahrte, und war schon der leisesten Berührung mit ihm ausgewichen. Doch seltsamerweise war sie jetzt um vieles mehr enttäuscht, dass er sein Wort gehalten und sie nicht geküsst hatte. Es war ein Gefühl der Frustration, das sie noch sehr lange wach hielt.
Aber gleichzeitig machte es ihr auch bewusst, wie sehr sie sich nach ihm sehnte. Sie begehrte ihn. Sehr viel mehr, als sie je Jeff Southgate begehrt hatte.
Dabei war Jeff ihre große Liebe gewesen. Und in ihrer Beziehung zu Cliff konnte es sich keinesfalls um Liebe handeln, weder von seiner, noch von ihrer Seite aus.
Vielleicht musste sie noch einmal neu darüber nachdenken, was Liebe überhaupt war.
Am Montagabend wartete Carolyn mit äußerst gemischten Gefühlen auf Cliff. Mit seinem Vorschlag hatte er sie völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. So sehr sie sich auch bemühte, ihn als lächerlich abzutun, malte sie sich doch immer wieder aus, wie ein Leben an seiner Seite sein mochte.
Paula Michaelsons Verhalten war seit Cliffs Anruf noch eine Nuance distanzierter und snobistischer geworden. Und es hatte keinen Sinn, einfach darüber hinwegzusehen. Carolyn wusste, dass sie noch sehr viel mehr Leute vor den Kopf stoßen würde, wenn sie zu Cliff zog. Sie brauchte sich nur den kühlen Abschied von Pam Harcourt in Erinnerung zu rufen. Und was sollte Marlee nur von ihr denken!
Sie würde allen Idealen und Prinzipien untreu werden, die sie für sich und Marlee gesetzt hatte. Am besten wäre es, Cliff überhaupt nicht mehr zu treffen. Denn er schaffte es, jegliche Vernunft zu untergraben und lasterhaften Gedanken nachzugehen.
Andererseits gewann sein
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