JULIA FESTIVAL Band 84: DAS WEIHNACHTSWUNDER / FLITTERWOCHEN AUF DEN BAHAMAS / KÜSSE, HEISS WIE DAMALS / (German Edition)
Treffen mit Kimberly kommen sollte. Es musste dazu kommen!
Meredith hakte sich bei Anthony ein und spürte, dass er erschauerte, als sie ihm die Hand auf den Arm legte. Nervös fragte sich Meredith, ob Anthony vor ihrer Berührung zurückschreckte oder so darauf reagierte wie früher. Oh, es war Wahnsinn, jetzt daran zu denken! So viel stand auf dem Spiel. Außerdem passte die schnell entfachte Leidenschaft der Jugend nicht mehr ins Bild.
Trotzdem war sich Meredith seiner Nähe nur allzu bewusst, während Anthony sie ins Wohnzimmer führte. Vertraute Empfindungen durchfluteten sie und erinnerten sie daran, was für eine intime Beziehung sie früher gehabt hatten.
Meredith nahm den herben Duft seines Aftershave wahr – zweifellos dasselbe, das er damals benutzt hatte – und musste daran denken, wie Anthony in jenem Sommer alle ihre Sinne geschärft hatte. Jeder Geruch war ihr exotisch vorgekommen, jede Farbe leuchtender, jede Berührung … Hör auf damit, befahl sie sich verärgert. Es rührte Gefühle auf, die sie sich nicht leisten konnte.
Sie war erleichtert, als sie schließlich auf dem Sofa saß und Anthony Hamilton in die Küche ging. Weil er so schnell verschwand, vermutete Meredith, dass er über den Abstand zwischen ihnen ebenso froh war, wenn auch aus anderen Gründen. Ihm lag daran, endlich zur Sache zu kommen.
Anthony hatte den Kühlschrank geöffnet und blickte hinein, als würde er überlegen, was sich mit dem Inhalt anfangen ließ.
„Ein Sandwich genügt“, rief Meredith. „Alles dafür ist im Kühlschrank, auch das Weißbrot.“
Rasch und sicher nahm Anthony Brot, Butter, Käse und Tomaten heraus und ordnete alles auf der Arbeitsfläche an, dann schaltete er den Grill ein.
Zweifellos macht Anthony das nicht zum ersten Mal, dachte Meredith und fragte sich, ob er sich und Kimberly selbst versorgte. Oder war er verheiratet?
Meredith wollte ihn sich nicht mit einer Ehefrau vorstellen. Sie dachte daran, wie schlecht sie mit ihrer Stiefmutter ausgekommen war und wie sehr sie darunter gelitten hatte. Ob Kimberly das gleiche Problem hatte? Was, wenn sie nach dem Tod der Eltern einer Frau aufgehalst worden war, die sie nicht gern hatte und die sich nur um sie kümmerte, weil sie den Vormund des zwölfjährigen Mädchens liebte?
Aus eigener Erfahrung wusste Meredith, wie schlimm es gerade in dem Alter war, sich unerwünscht zu fühlen. Und irgendetwas musste doch in Kimberly den Wunsch geweckt haben, ihre richtige Mutter kennenzulernen. Es war ja wohl auch klar, dass ein so attraktiver Mann wie Anthony Hamilton nicht allein war. Eine Beziehung hatte er bestimmt.
Noch ein Gedanke kam Meredith. Woher wusste Kimberly überhaupt von ihr? Es passte nicht zu Denise Graham, dem Kind, das sie als ihr eigenes aufgezogen hatte, irgendetwas über dessen richtige Mutter zu verraten. Kimberly musste es nach dem Tod ihrer Adoptiveltern erfahren haben. „Wie lange weiß Kimberly schon, dass sie adoptiert ist?“, fragte Meredith.
„Sie hat es eine Woche vor dem Autounfall herausgefunden, bei dem Denise und Colin ums Leben gekommen sind“, erwiderte Anthony ausdruckslos.
Herausgefunden? Du lieber Himmel! Hatte es danach Streit in der Familie gegeben, und war es deswegen zu dem Unfall gekommen?
Anthony, der gerade das Brot mit Butter bestrich, sah flüchtig auf. „Anscheinend hat Denise Fotos angeschaut und mit Colin besprochen, welche sie Ihnen schicken soll. Kimberly hat ihre Eltern belauscht und sich zusammengereimt, was das Gespräch bedeutete.“ Anthony runzelte die Stirn. „Kimberly hat die schlechte Angewohnheit zu lauschen. Vielleicht, weil sie ein Einzelkind ist. Wenn sie Geschwister hätte, mit denen sie reden könnte …“
„Hat sie ihre Eltern damit konfrontiert?“, fragte Meredith besorgt. Wenn Denise und Colin nach einer Auseinandersetzung mit dem Auto losgefahren und nicht zurückgekehrt waren, würde sich Kimberly vielleicht schuldig fühlen.
Anthony schüttelte den Kopf. „Sie wollte erst darüber nachdenken. Sich darüber klarwerden, wie viel es ihr bedeutet.“
Zu erfahren, dass sie ein Adoptivkind ist, muss einen inneren Aufruhr ausgelöst haben, dachte Meredith. Sie war jedoch erleichtert, dass dem tödlichen Unfall von Denise und Colin Graham keine Spannungen in der Familie vorausgegangen waren, für die sich Kimberly jetzt verantwortlich fühlen könnte.
„Dann ist ihre heile Welt zerbrochen, und meine Nichte musste mit so vielen Veränderungen in ihrem Leben fertig
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