JULIA FESTIVAL Band 84: DAS WEIHNACHTSWUNDER / FLITTERWOCHEN AUF DEN BAHAMAS / KÜSSE, HEISS WIE DAMALS / (German Edition)
Anthony ruhig. „Deine Mutter und ich sind damals auseinandergegangen, weil sie noch zu jung für eine feste Beziehung war. Wir haben abgemacht, uns zu schreiben, und dann bin ich abgereist. Kurz darauf habe ich bei einem Unfall eine schwere Kopfverletzung erlitten, und danach konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, was in den Wochen vor dem Unfall passiert war. Ich wusste einfach nicht mehr, dass ich Merry kennengelernt und mich in sie verliebt hatte. Aber ich habe von ihr geträumt, ohne zu ahnen, dass es sie wirklich gibt. In den Träumen konnte ich sie niemals erreichen und habe es doch immer wieder versucht. Weil ich sicher war, dass sie mein Leben bereichern würde. Und das hat sie getan. Sie hat mir eine Tochter geschenkt. Nur habe ich es bis heute nicht gewusst.“
„Wärst du sonst zurückgekommen und hättest Merry geheiratet?“, fragte Kimberly.
„Ja.“ Kein Zögern. „Ich hätte dein Vater sein wollen. Und ich hätte mich sofort noch einmal in Merry verliebt, wenn ich sie damals wiedergesehen hätte.“
Meredith brach fast das Herz. Stimmte das? Oder wollte Anthony nur Kimberly beruhigen?
„Warum hat Mom sie von dir ferngehalten?“, fragte sie zittrig. „Das war nicht recht, Onkel Anthony! Warum hat sie so etwas Gemeines getan?“ Kimberly schluchzte auf.
Anthony stand auf, hob sie hoch und drückte sie fest an sich. Sie legte ihm die Arme um den Nacken und weinte bitterlich. Für sie waren Denise und Colin Graham die Eltern gewesen, und sie hatte sie geliebt und ihnen vertraut. Jetzt war alles zerstört, woran sie geglaubt hatte. Anthony trug sie zu einem der Peddigrohrsessel, setzte sich mit ihr und streichelte ihr tröstend den Rücken.
Hilflos sah Meredith zu. Sie mochte sich nicht ungebeten einmischen. Aus Angst, Kimberly noch mehr aufzuregen, blinzelte sie die Tränen weg.
Schließlich hörte das Schluchzen auf, doch Kimberly schmiegte sich weiter an Anthony und ließ sich von ihm trösten.
„Deine Mutter hat falsch gehandelt“, sagte er leise. „Für Merry und mich hat es schlimme Folgen gehabt. Aber sie und dein Dad haben dich sehr geliebt. Sie wussten nicht, wie es zwischen Merry und mir gewesen war. Und sie haben geglaubt, das Beste für dich zu tun. Das haben sie auch, Kimberly. Sie wollten immer nur, dass du glücklich bist und ein schönes Leben hast.“ Anthony blickte Meredith um Verständnis bittend an.
Sie reagierte sofort und ging neben Kimberly in die Hocke. „Ich habe immer sehr gern die Fotos betrachtet, die deine Mom mir jedes Jahr geschickt hat. Auf allen war ein glückliches Kind zu sehen. Wie Anthony dir erzählt hat, hängen sie in meinem Schlafzimmer. Bitte behalte diese Jahre in guter Erinnerung, Liebling. Du wärst nicht so ein wundervolles Mädchen, wenn du nicht ein wunderschönes Zuhause und liebevolle Eltern gehabt hättest.“
Kimberly sah auf. „Du hättest mich auch geliebt, Merry.“
„Ich habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben. Aber Mom und Dad haben dich auch geliebt.“
„Mom hat mich dir weggenommen. Du hast gesagt …“
„Nein. Das hast du falsch verstanden“, sagte Meredith schnell. „Ich habe dich deiner Mom gegeben, weil sie besser für dich sorgen konnte, als ich es damals gekonnt hätte. Und sie und dein Dad haben großartig für dich gesorgt. Selbst wenn Anthony zu mir zurückgekommen wäre, hätten wir es wahrscheinlich nicht besser machen können.“
Kimberly dachte einen Moment lang darüber nach, bevor sie sagte: „Ich hätte aber meine richtigen Eltern gehabt.“
„Du hast sie jetzt.“ Meredith strich ihr das Haar aus dem blassen Gesicht. „Deine Adoptiveltern haben dich geliebt, und deine leiblichen Eltern lieben dich. Das ist doch schön, oder?“
Kimberlys Miene hellte sich flüchtig auf, dann runzelte sie bekümmert die Stirn. „Du und Onkel Anthony seid böse aufeinander gewesen.“
Lächelnd schüttelte Meredith den Kopf. „Nein. Anthony war wütend, weil er sich nicht erinnern konnte, und ich war wütend, weil ich ihm alles erklären musste. Das ist jetzt vorbei.“ Sie sah ihn an. „Richtig?“
„Ja. Wir haben alles geklärt“, versicherte er seiner Tochter.
Sie setzte sich auf und schaute ihm ins Gesicht. „Hast du dich wieder in Merry verliebt?“, fragte sie entwaffnend direkt.
Meredith hielt den Atem an, als Anthony ihr einen Blick zuwarf, der so viele Emotionen ausdrückte, dass sie schwer zu deuten waren. Bat Anthony sie um Verzeihung? Hoffte er auf ihr Verständnis? Oder
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