JULIA FESTIVAL Band 89
einst der Schandfleck der ganzen Gegend gewesen war, entwickelte sich vor aller Augen zu einer wahren Schönheit. Die Passanten blieben auf der Straße stehen, wenn sie auf dem Weg ins Theater oder zum Essen waren und bestaunten, was sich hier tat.
Taylor hatte ihre helle Freude daran, und am liebsten sah sie Mac bei der Arbeit zu.
Mindestens ein Mal pro Tag ertappte er sie dabei, dass sie ihn beobachtete. Andererseits erwischte sie ihn auch hin und wieder. Wenn sie Baupläne ansah, Fliesenmuster verglich oder einfach nur telefonierte, dann spürte sie ihn. Sobald sie dann aufsah, stand Mac dort, und aus seinem Blick sprachen Verlangen und Sehnsucht.
Und allmählich auch Zuneigung.
Und obwohl sie es seit zehn Jahren vermied, solche Gefühle bei einem Mann zu wecken, war es diese Zuneigung, die Taylor am meisten zusetzte.
Eines Tages trug sie am Nachmittag einen kleinen Schreibtisch die Treppe hinauf zu ihrem Apartment. Das Möbelstück war nicht schwer, aber sperrig, und es war ein kleines Vermögen wert. Taylor hatte ihn bei einer Haushaltsauflösung für einen sagenhaft geringen Preis erstanden, und sie war so glücklich, dass nichts und niemand ihre Freude dämpfen konnte.
„Du siehst aber sehr zufrieden aus.“
Mac stand in der Tür ihres leeren Wohnzimmers und trug eine alte Jeans mit zerrissenen Knien. Der weiche Stoff schmiegte sich perfekt an seinen Körper und betonte jeden Muskel. Das T-Shirt war auf einer Seite aus der Hose gerutscht und hatte sich auf der anderen Seite an dem Werkzeuggürtel verfangen, der ihm tief auf den Hüften saß, sodass ein Streifen von Macs flachem Bauch zu sehen war.
Taylor hatte auf einmal Schmetterlinge im Bauch und setzte den Schreibtisch ab. „Ich bin auch sehr zufrieden mit mir.“ Sie hob den kleinen Schreibtisch wieder hoch.
„Was ist das denn?“
„Nur ein Möbelstück, das ich ergattert habe. Gefällt’s dir?“
Eingehend musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Sehr sogar.“
„Ich meinte den Tisch.“
„Ach so.“
Taylors Herz schlug schneller vor Freude. Sie hatte sich so sehr gewünscht, ihn sagen zu hören, dass er sie schön fand. „Er muss ungefähr um 1920 hergestellt worden sein, und er ist wirklich ein Prachtstück.“
„In deinem Lager würde dieses Prachtstück aber besser aufgehoben sein.“ Mac nahm ihr den Tisch ab, und in seinen Armen wirkte er wie ein Spielzeug. Dann trug er ihn durch das Wohnzimmer ins Schlafzimmer.
Das Schlafzimmer war nicht klein, doch mit Mac darin wirkte es auf einmal winzig. Taylor folgte ihm und wurde sich peinlich bewusst, dass das einzige andere Möbelstück hier drinnen ihr Bett war. Es stand mitten im Zimmer, und die Tagesdecke, die eigentlich immer darüber gezogen wurde, lag noch auf dem Boden daneben.
„Diese Woche wird es hier schlimm nach Farbe riechen“, warnte er sie.
„Kein Problem.“
„Der Lärm und der Dreck …“
„… sind auch kein Problem.“ Taylor sah einen Muskel in seiner Wange zucken, als sei Mac sehr angespannt. Wieso eigentlich? Wenn er sie nur halb so sehr begehrte wie sie ihn, dann war er selbst schuld, dass er so verspannt war.
„Ich habe gehört, dass Nicole und Suzanne dir beide angeboten haben, dass du bei ihnen übernachten kannst.“
Sie hob eine Hand und zwang sich zu lächeln. Sie war es leid, ewig dieselbe Auseinandersetzung zu führen. „Ich bleibe hier.“
„Sieh mal, Prinzessin, ich will doch nur sagen, dass dieses Haus in der Zeit nicht deinen Anforderungen entsprechen wird.“
Sie lachte. „Daran bin ich gewöhnt. Deshalb lasse ich es ja renovieren.“
„Ich finde nur, du solltest ausziehen, bis wir fertig sind.“
Als er sich zu ihr umdrehte, fragte sie sich, ob er allmählich auch den inneren Druck spürte, den sie schon die ganze Zeit empfand. Machte es ihm auch zu schaffen, dass sie tagtäglich miteinander zu tun hatten? Sehnte er sich jetzt auch nach mehr? „Du willst mich nur nicht in deiner Nähe haben.“
Einen Moment lang schloss er die Augen. „Das Problem liegt wirklich nicht darin, dass ich dich nicht um mich haben will, Prinzessin. Im Gegenteil. Ich möchte am liebsten in dir drin sein. War das deutlich genug?“
Ihr Puls raste los. „Warum tust du das?“, fragte sie flüsternd. Ihre Knie gaben fast nach, und das nur wegen ein paar Worten von ihm.
„Was denn?“
„Mich mit jedem Wort und jedem Blick daran zu erinnern, dass es zwischen uns knistert.“
„Es ist schwer in Worte zu fassen, stimmt’s?“
„Es ist eine
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