JULIA FESTIVAL Band 95
nahm?“
Der Gedanke gefiel Kayla nicht. „Nein, das nicht.“
„Für mich klingt es aber so. Du hattest Angst, stimmt’s?“
„Ja, wahrscheinlich.“
„Ich kenne dieses Gefühl gut. Es war leichter, das Risiko zu meiden und einfach abzureisen. Aber was hast du zurückgelassen?“
Diese Frage war leicht zu beantworten. „Den Mann, den ich liebe.“
„Und?“
„Ich muss Patrick unbedingt sagen, was ich für ihn empfinde. Er ist zurzeit in Washington und kommt erst in ein paar Tagen zurück. Soll ich ihn anrufen oder gleich nach San Diego zurückkehren?
„Das kannst nur du entscheiden.“
Patrick betrat das Terminal von San Diego, ging zur Gepäckausgabe und weiter zum Ausgang. Die letzten fünf Tage waren grausam gewesen. Er hatte mit Dutzenden von Leuten gesprochen, mit Komitees diskutiert und seine Geschichte erzählt, bis seine Stimme heiser war.
Zum Glück hatte die Anstrengung sich gelohnt. Seine Gelder flossen wieder. Schon von Washington aus hatte er seinen Bauunternehmer angerufen. Die Arbeiten würden morgen wieder aufgenommen werden.
Und warum konnte er sich trotzdem nicht freuen? Schließlich wurde sein Traum doch noch wahr. Alles lief genau nach Plan.
Seine Angestellten wären überglücklich, wenn er sie jetzt anriefe. Aber das war nicht dasselbe, wie wenn ein ganz bestimmter Mensch die freudige Nachricht mit ihm teilte. Doch zu Hause wartete niemand auf ihn, den er umarmen und lieben konnte. Vielleicht sollte er sich einen Hund zulegen.
Er dachte an seinen Vater, der jahrelang um seine geliebte Frau getrauert hatte. Das durfte ihm keinesfalls passieren, hatte er sich geschworen. „Verdammt, Kayla ist nicht tot“, stieß er leise hervor.
Sein Vater hatte keine Wahl gehabt und seine verstorbene Frau nicht zurückholen können. Patrick dagegen litt nur, weil er sehr edel gewesen war. Oder furchtbar dumm. Er hatte Kayla nie gestanden, was er für sie fühlte. Vielleicht empfand sie ebenfalls etwas für ihn, hatte aber Angst, es als Erste zuzugeben. „Es ist mir egal, ob sie auf Reisen ist“, murmelte er. „Hauptsache, sie kommt zu mir zurück.“
„Patrick?“
Verblüfft blickte er um sich und betrachtete die zahlreichen Gesichter. Wahrscheinlich spielte sein Gehirn ihm einen Streich.
„Hier bin ich, Patrick.“
Eine Frau löste sich aus der Menge. Sie trug einen blauen Hosenanzug mit passenden High Heels. Ihre goldblonden Locken waren zu einer modischen schulterlangen Frisur gekürzt. Sie trug Make-up und Schmuck. Sein Herz erkannte sie zuerst. Dann entdeckte er den goldenen Armreif mit den Diamanten an ihrem Handgelenk und war sicher.
„Kayla? Was machst du denn hier?“
Strahlend eilte sie zu ihm. „Ich bin vor zwei Stunden angekommen und habe sofort in der Klinik angerufen. Cheryl sagte mir, dass du heute aus Washington zurückkehren würdest, und gab mir deine Flugnummer.“
Sie blickten sich tief in die Augen. Patricks Herz hämmerte wie wild, doch sein furchtbarer Schmerz ließ langsam nach. Er breitete seine Arme aus, und Kayla warf sich hinein.
„Weshalb bist du zurückgekommen?“, fragte er und drückte sie fest an sich. Ihr süßer Duft, ihre Wärme und das Gefühl ihres Körpers – alles an ihr war tröstlich und erregend zugleich.
„Ich musste es einfach. Du hast mir gefehlt, Patrick.“ Sie sah zu ihm auf. „Warum hast du mir nichts von deinen Geldproblemen erzählt?“
Patrick hätte tausend Gründe anführen können. Halbwahrheiten, Beinahewahrheiten. Aber das kam nicht infrage. „Weil ich dich liebe, Kayla. Weil ich wollte, dass dein Traum wahr werden würde.“
„O Patrick.“ Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und streifte mit den Lippen seinen Mund. „Ich liebe dich auch.“
Es war, als würde das Stahlband um seine Brust sich lösen. Plötzlich konnte er frei atmen, fühlen und lieben.
„Ich war so dumm“, sagte Kayla.
„Nein, ich.“
Sie schüttelte den Kopf. „Jahrelang habe ich von einer zauberhaften Zukunft geträumt und keinen Gedanken daran verschwendet, wie wunderbar die Gegenwart ist. Ich brauche Paris und all das andere nicht. Es gibt so viele Menschen, die mich mögen. Ich habe eine schöne Arbeit und …“ Sie unterbrach sich. „Liebst du mich wirklich?“
„Mehr als alles andere auf der Welt.“
„Nicht nur als Freund?“
Der Zweifel in ihren Augen tat weh. „Ich liebe dich, wie ein Mann eine Frau liebt, Kayla. Leidenschaftlich und romantisch. Ich möchte mit dir leben und alles mit dir teilen.“
Sie
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