JULIA FESTIVAL Band 97
„Heißt das, sie fürchtet, Sam könnte Mum zu seiner Erbin machen?“
„So ungefähr.“ Besitzergreifend legte er Helen die Hand auf die Schulter, doch Melissa nahm es nicht wahr.
„Das ist albern“, sagte sie. „Mum hat überhaupt keine Ahnung vom Weinbau. Alex dagegen ist schon sein ganzes Leben damit vertraut.“
Milos nickte. „Stimmt.“
„Von all dem wusste ich ja nichts“, sagte Helen. „Deswegen wollte sie mich also …?“
„Unbedingt loswerden?“ Ironisch verzog er das Gesicht. „Genau wie jemand anders, den ich kenne, neigt sie dazu, oft das Falsche zu sagen.“
„Meinst du mich?“, fragte Melissa entrüstet, woraufhin er die Hand ausstreckte und an ihrem Pony zupfte.
„Nein“, erwiderte er sanft. „So, gehst du jetzt zu Andrea?“
Sobald Melissa gegangen war, führte Milos Helen schnell in sein Arbeitszimmer. Nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen und den Schlüssel herumgedreht hatte, zog er sie an sich und barg den Kopf an ihrer Schulter.
„ Theos , das habe ich gebraucht“, sagte er, als er schließlich den Kopf hob und auf sie hinunterblickte. „Du ahnst gar nicht, wie sehr.“
„Was ist los?“, erkundigte sie sich. „Ist irgendetwas passiert?“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Sam macht doch keine Probleme, oder?“
„Noch nicht“, antwortete er ironisch. „Ich weiß allerdings nicht, wie er reagiert, wenn ich ihm von Melissa erzähle.“
„Das übernehme ich“, erbot sie sich sofort, aber er schüttelte den Kopf.
„Nein, ich muss es tun“, erklärte er entschlossen. „Das ist mein Problem. Deine Mutter ist deins.“
Daraufhin ließ Helen die Schultern sinken. „Was hat sie gemacht?“
„Sie hätte Melissa beinah von uns erzählt.“ Milos verzog das Gesicht. „Keine Angst, ich habe sie davon abgehalten.“
„Du meinst also, wir sollten es Melissa gleich sagen?“
„So bald wie möglich“, bestätigte er und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. „Zum Glück weiß Sheila nicht mehr.“
„Ja“, bekräftigte sie. „Was soll ich Melissa sagen, wenn sie mich fragt, wo mein Zimmer ist?“
Seine Mundwinkel zuckten. „Das wird wohl kein Problem sein, weil sie nicht weiß, wo meine Suite ist – zumindest nicht bis morgen früh.“
„Wenn sie uns dort vielleicht zusammen antrifft?“, erkundigte sie sich zaghaft.
„Das wird sie sogar ganz bestimmt“, versicherte er rau, bevor er sie küsste.
Helen packte gerade ihre Sachen aus, als Melissa ins Zimmer kam.
Milos war gegangen, angeblich um Rhea zu besuchen. Tatsächlich wollte er jedoch mit Sam sprechen, damit Sheila ihnen nicht zuvorkam und ihm von der geplanten Hochzeit erzählte.
Melissa pfiff bewundernd, als sie sich in Milos’ Suite umsah. „Nicht schlecht.“ Sie ging zu dem großen Bett und setzte sich für einen Augenblick auf die Kante. „Offenbar will Milos dich beeindrucken.“
Helen errötete leicht. „Es ist schön, nicht?“ Sie befeuchtete sich die Lippen. „Ist dein Zimmer weit weg?“
„Und ob“, erwiderte Melissa trocken. „Ich bin im anderen Flügel bei Gran.“ Nach einer Pause fuhr sie fort: „Warum wollte Milos mich nicht gleich zu ihr lassen? Hatte er Angst davor, ich könnte etwas Falsches sagen?“
„So hat er es bestimmt nicht gemeint“, versicherte Helen schnell. „Er wollte wohl nur Rücksicht auf Gran nehmen.“
„Meinst du?“ Ihre Tochter dachte einen Moment darüber nach, bevor sie weitersprach. „Jedenfalls scheint ihr beide euch jetzt viel besser zu verstehen. Ich war richtig schockiert, als Rhea sagte, du und Gran würdet wahrscheinlich hier wohnen.“
Nervös atmete Helen aus. „Es hat sich einfach angeboten“, antwortete sie verlegen. „Und du musst zugeben, dass hier viel mehr Platz ist.“
„Stimmt.“ Wieder setzte Melissa sich aufs Bett und beobachtete, wie Helen die Sachen, die sie aus dem Koffer genommen hatte, auf die Ottomane am Fußende legte. „He, ist das nicht mein T-Shirt? Und meine Hose. Warum hast du das alles mitgebracht?“
„Ich dachte, du würdest es vielleicht brauchen“, erklärte Helen ruhig. „Wir werden nämlich viel länger bleiben als ursprünglich geplant.“
„Aha.“
Melissa schien darüber nachzudenken. Dann sprang sie zu Helens Bestürzung vom Bett und ging zum begehbaren Kleiderschrank, um die Tür zu öffnen. „Du kannst die Sachen hier aufhängen …“ Sie verstummte, drehte sich um und sah sie vorwurfsvoll an. „He, das ist ja alles voll. Mit Männerklamotten.“
Helens
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