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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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1. KAPITEL
    Als Tess an der Galerie vorbeifuhr, fiel ihr der Mann auf, der davor stand. Hatte sie sich den feindseligen Blick, den er ihr zugeworfen hatte, nur eingebildet? Ärgerte er sich darüber, dass sie einige Minuten zu spät kam? Ungeduldig verdrängte sie die Gedanken. Sie sah Gespenster. Der Fremde wartete bestimmt nicht auf sie.
    Morgens um diese Zeit war der Parkplatz, auf dem sie den Wagen ihrer Schwester Ashley abstellte, noch leer. Die meisten Geschäfte an der Promenade von Porto San Michele öffneten nicht vor zehn Uhr. Die Besitzer der Läden neben der Galerie hielten sich nur selten an die eigenen Öffnungszeiten. Aber sie waren nett und hilfsbereit. Tess war für die Ratschläge dankbar, die sie erhielt, seit sie vor drei Tagen die Vertretung ihrer Schwester übernommen hatte.
    Tess ging durch die Hintertür in die Medici Galleria, wie die Galerie hieß. Dann schaltete sie die Alarmanlage im Verkaufsraum aus und stellte fest, dass der Mann immer noch dastand. Vielleicht wollte er zu Ashley und wusste nicht, dass sie weggefahren war. Ich muss mich wohl um ihn kümmern, dachte Tess und ging in das kleine Büro. Ashleys Chef wäre sicher nicht erfreut, wenn Tess einen möglichen Kunden warten ließ. Nachdem sie sich kurz im Spiegel betrachtet hatte, durchquerte sie die Galerie und öffnete das Gitter vor der Tür. Dabei musterte sie den Besucher genauer.
    Er war sehr groß und beeindruckend attraktiv. Außerdem wirkte er weltmännisch und so erotisch, dass Tess erbebte.
    Ja, der Mann war genau Ashleys Typ. Wahrscheinlich war es eher ein privater als ein geschäftlicher Besuch. Tess machte die Tür auf und hätte sie am liebsten sogleich wieder geschlossen, als der Mann spöttisch eine Augenbraue hochzog.
    Sie zauberte jedoch ein Lächeln auf die Lippen. „Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie höflich.
    Der Fremde verzog die Lippen und schob schweigend die Hände in die Taschen seines Jacketts, ehe er hereinkam. Was will er? Soll ich ihn durch die Galerie führen?, überlegte Tess. Sie war sich sicher, dass er kein Tourist war. Und ein Kunstsammler war er vermutlich auch nicht, denn die Gemälde, die in der Galerie ausgestellt waren, fanden kaum das Interesse von Experten.
    In seinem Gesicht mit den markanten, aristokratisch wirkenden Zügen spiegelte sich Verachtung, während er sich umsah. Tess zögerte. Sollte sie ihn sich selbst überlassen oder noch einmal ihre Hilfe anbieten? In dem anthrazitgrauen Designeranzug sah er so elegant und geschäftsmäßig aus, dass sie sich in ihrem Outfit sehr bescheiden vorkam. Sie wünschte, sie hätte an diesem Morgen etwas anderes angezogen als den knöchellangen Baumwollrock, das Top mit den dünnen Trägern und die flachen Sandaletten.
    Schließlich blickte der Fremde Tess mit seinen goldbraunen Augen an, und sie wäre am liebsten zurückgewichen. Gleichgültig musterte er ihre schlanke Gestalt. Er war offenbar jünger, als sie zunächst geglaubt hatte.
    „Miss Daniels“, sagte er ruhig, „es ist … aufschlussreich, Sie endlich kennenzulernen.“ Er machte eine Pause. „Ich muss zugeben, Sie sind anders, als ich Sie mir vorgestellt habe“, fügte er dann verächtlich hinzu. „Dennoch werden Sie mir jetzt verraten, wo ich meinen Sohn finden kann.“
    Tess war verblüfft. Der Mann hielt sie für Ashley. Aber woher sollte Ashley wissen, wo sich sein Sohn befand? Sie war in England, um ihre Mutter zu pflegen.
    „Hier liegt wahrscheinlich ein Missverständnis vor“, begann Tess. „Ich …“
    Der Mann ließ sie jedoch nicht ausreden. „Nein, Miss Daniels. Sie wissen genau, wo Marco sich aufhält. Der … Privatdetektiv hat gesehen, dass Sie mit meinem Sohn in ein Flugzeug gestiegen sind“, fuhr er sie an.
    „Wie bitte? Das ist überhaupt nicht möglich.“
    „Warum nicht? Weil Sie jetzt hier sind?“, fragte er ungeduldig. „Sie haben einen Flug nach Mailand gebucht, sind aber offenbar in Genua ausgestiegen. Jedenfalls waren Sie und Marco nicht mehr an Bord, als der Flieger in Malpensa gelandet ist. Deshalb bin ich hier. Seien Sie froh, dass ich Sie gefunden habe.“
    „Ich bin nicht Miss Daniels.“ Du liebe Zeit, was rede ich da?, dachte Tess. „Sie verwechseln mich. Ich bin nicht Ashley Daniels, sondern ihre Schwester“, korrigierte sie sich rasch.
    Ungläubig sah der Mann sie an. „Eine bessere Ausrede fällt Ihnen wohl nicht ein, oder?“
    „Es ist wirklich wahr“, bekräftigte sie empört. „Ich bin Teresa Daniels, werde

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