JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
Daumen.
„Deine Schwester Sam und mein Bruder James?“, rief Luke, als Bobbie ihm später berichtete, was geschehen war. Entgeistert sah er seine Frau an. „Das soll wohl ein Scherz sein. James weiß genau, wie viele und was für Socken er hat und wo sie sich befinden. Deine Schwester dagegen sucht stundenlang in ihrem Schrank herum, wenn sie sich anzieht!“
„Hmm … das stimmt“, sagte Bobbie. „Allerdings wühlt sie eher in dem Kleiderhaufen auf dem Stuhl oder auf dem Fußboden.“
Luke lachte.
„Aber Gegensätze ziehen sich an“, beharrte Bobbie.
„Das mag schon sein, aber sie sorgen auch für einige der hässlichsten Scheidungsfälle, die vor Gericht verhandelt werden. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.“
„Nun, James scheint sich jedenfalls sehr für sie zu interessieren.“
„Noch“, antwortete Luke. „Aber warte, bis Sam ihm Eiscreme auf den Anzug kippt oder seine Wagenschlüssel verlegt.“
Da ihre Schwester sich bei Luke schon beides geleistet hatte, fiel Bobbie wenig zur Verteidigung von Sam ein.
„James würde Sam um den Verstand bringen. Irgendwann würde sie ihn ablehnen oder gar hassen“, meinte Luke.
„Aber wenn sie sich ineinander verlieben?“, wandte Bobbie ein.
„Die beiden? Niemals!“
Der Garten des Restaurants lag direkt am Fluss und war sehr romantisch. Es war der ideale Ort, um Sams Plan in die Tat umzusetzen. Sie fand es herrlich, von James umsorgt zu werden, und genoss es, gefragt zu werden, ob ihr warm genug war, ob sie bequem saß und ob ihr die Speisekarte zusagte.
„James, du verwöhnst mich“, sagte sie mit sanfter Stimme und beugte sich vor, um ihre Hand auf seine zu legen. Sie ließ sie lange genug dort, um der Geste eine zarte Intimität zu verleihen, nahm sie aber wieder fort, bevor sie zu aufdringlich wirkte.
Als der Kellner ihre Bestellung aufnahm, beschloss sie, James zum Abschied zu küssen. Wenn es so weiterging, hatte er es sich wahrlich verdient. Und dann …
Ein verwegenes Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Weißt du, wenn du mich so ansiehst, machst du mir fast ein wenig Angst“, gestand James verlegen.
„Ich und dir Angst machen!“ Sam setzte eine Unschuldsmiene auf und lachte verführerisch.
6. KAPITEL
„Also, Toni, Ihrer Meinung nach, Ihrer fachlichen Meinung nach, werde ich die Wahl nicht gewinnen, wenn ich nicht verheiratet bin“, sagte Liam zu seiner neuen PR-Beraterin.
Da Toni Davis darauf bestanden hatte, unter vier Augen mit ihm über dieses sehr vertrauliche Thema zu reden, saßen sie in seiner Wohnung.
Er beobachtete, wie sie eine Augenbraue hochzog und anmutig den Kopf schüttelte. „So drastisch würde ich es nicht formulieren, aber manche Wähler hätten eben lieber einen Gouverneur, der die richtige Frau hat.“
„Die richtige Frau?“, wiederholte Liam.
Toni lächelte verschwörerisch. „Liam, ich arbeite lange genug in der PR-Branche. Wir wissen beide, dass jemand, der in Washington Erfolg haben will, die Unterstützung seines Partners braucht. Sicher kennen auch Sie durchaus fähige Politiker, denen der Durchbruch versagt blieb, weil sie … nun, weil sie Probleme in ihrem Privatleben hatten.“
Sie hob die Hand, bevor er sie unterbrechen konnte. „Die Wähler glauben, dass ein verheirateter Gouverneur mehr Verständnis für ihre Bedürfnisse hat. Sie und ich wissen, dass nur eine ganz besondere Frau Verständnis für den Stress und die Belastung hat, die so ein Amt mit sich bringt. Für einen Mann in einem hohen Amt ist es unverzichtbar, dass seine Partnerin sich ihm und seinem Erfolg bedingungslos unterwirft.“
„Ist das nicht ein ziemlich altmodischer Standpunkt?“, fand Liam.
„Das mag sein, aber es funktioniert“, entgegnete Toni.
„Also finden Sie, dass ein Politiker nicht aus Liebe, sondern aus Gründen der Zweckmäßigkeit heiraten sollte?“
„Liebe ist nur selten von Dauer und schafft viele Probleme. Ein erfolgreicher Politiker kann es sich nicht leisten, seine Zeit mit Gefühlen zu verschwenden“, erklärte sie ruhig. „Sie sind sehr einfühlsam, Liam, aber auch sehr ehrgeizig. Daher bin ich sicher, dass Sie verstehen, was ich meine.“
Liam warf ihr einen nachdenklichen Blick zu.
Oh ja, er verstand sehr gut, was sie meinte. Seit er sie vom Flughafen abgeholt hatte, war ihm klar, dass Toni ihm nicht nur ihr Fachwissen zur Verfügung stellen wollte. Sicher, sie hatte es nicht deutlich ausgesprochen, aber er wusste auch so, dass sie nichts dagegen hätte, Gouverneursgattin zu
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