Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
ist sie jetzt?“ Olivia hatte Mühe, Geduld zu wahren.
Er seufzte und ließ die Arme sinken. „Wenn Sie versprechen leise zu sein, zeige ich sie Ihnen.“ Ethan Sherbourne hob fragend eine Augenbraue.
Sie wurde feuerrot. „Natürlich werde ich leise sein“, fauchte sie. „Was …“
„Verzeihen Sie, wenn ich es so offen sage, aber in den letzten Minuten waren Sie nicht gerade besonders leise“, bemerkte Ethan.
Olivia hatte ihm eine Frage stellen wollen, presste jetzt aber die Lippen zusammen. Gleichzeitig bedachte sie ihn mit einem vernichtenden Blick.
„So ist es besser.“ Ethan neigte spöttisch den Kopf, wie zum Dank. „Folgen Sie mir in mein Schlafzimmer.“
Unter anderen Umständen hätte sie ihm sehr deutlich gesagt, er könne sich eine solche Einladung an den Hut stecken. Aber in ihrer Besorgnis um Andrea hielt sie sich zurück und folgte ihm. Das Schlafzimmer war durch eine Nachttischlampe schwach beleuchtet.
Auf dem Bett stand etwas, das verdächtig nach einer Schublade ausschaute, und mittendrin, mit einer mehrfach gefalteten Satindecke zugedeckt, lag die kleine Andrea und schlief tief und fest.
Sie sah aus, als läge sie dort schon eine ganze Weile …
„Zufrieden?“, fragte Ethan leise an Olivias Seite.
Sie schluckte und nickte stumm. Wen immer sie auch vor wenigen Minuten gehört hatte, Andrea war es offensichtlich nicht gewesen.
„Also, die Schublade als Bettchen zu benutzen, das ist wirklich ein … kluger Einfall“, lobte sie verlegen, als sie wieder im Wohnzimmer waren.
„Wieso – trauen Sie mir kluge Einfälle nicht zu?“, meinte er trocken.
Wieder wurde sie rot. „Um ehrlich zu sein, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“, versicherte sie ihm rasch.
„Bleiben Sie noch auf ein Glas, wo Sie schon hier sind?“, fragte er und ging Richtung der Flaschenbatterie auf der Kommode.
Olivia dachte sehnsuchtsvoll an ihr ungegessenes Essen, ihren wärmer werdenden Weißwein. Aber ihre immer noch anhaltende Sorge um das Baby wog in diesem Moment stärker.
Absichtlich überging sie seine Einladung. Mit einem Mann wie ihm ein Glas zu trinken stand garantiert nicht an erster Stelle ihrer Weihnachtswunschliste. „Was unternehmen Sie nun wegen Andrea?“, erkundigte sie sich.
„Unternehmen?“, wiederholte er.
Olivia runzelte die Stirn. „Nun, schließlich können Sie sie nicht hierbehalten!“
„Warum denn nicht?“
„Nun, weil … also …“ Sie war sprachlos.
„Was schlagen Sie mir denn vor, Olivia? Was soll ich machen? Die Jugendbehörde anrufen? Sie in irgendein Heim stecken lassen – und das zu Weihnachten? Shelley alle möglichen Scherereien zu bereiten, sobald sie wieder zur Vernunft gekommen ist und zurückkommt, um ihr Kind zu holen?“ Er schüttelte den Kopf, schenkte Rotwein in zwei Gläser und hielt ihr eins davon mit grimmigem Gesicht hin. „Oder wollen Sie vielleicht selbst die Behörden informieren?“, fügte er fast barsch hinzu. „Als Teil Ihrer Pflichten als verantwortungsbewusste Anwältin …“
„Erzählen Sie keinen Unsinn!“, unterbrach ihn Olivia und atmete einmal tief durch. „Ich habe nicht die Absicht, Shelleys Lage noch zu verschlimmern. Ich glaube nur einfach nicht, dass …“
„Dass ich fähig bin, auf Andrea achtzugeben?“, unterbrach er sie herausfordernd.
Hatte er nicht bereits bewiesen, dass er dazu durchaus imstande war?
„Nein, darum geht es nicht.“ Sie seufzte gereizt. „Ich wollte nur – Ich trinke keinen Rotwein!“ Als würde ihr das gerade erst einfallen, stellte sie ihr Glas unberührt auf den Tisch.
„Schade. Abgesehen von Notfällen – wie dem von vorhin – trinke ich eigentlich fast nur Rotwein.“ Er richtete sich auf. „Dann sind Sie also meiner Meinung, dass Andrea bei mir bleibt, bis Shelley zurückkommt und sie wieder abholt?“
Das hatte sie doch überhaupt nicht gesagt! Seine Lebensweise – während der Woche tagsüber ständig Besuch von schönen Frauen und Abende und Wochenenden, die er mit Wer-weiß-wem verbrachte –, das war doch wohl nicht das Richtige für ein kleines Baby wie Andrea!
Aber welche Alternative gab es?
Außerdem gab es noch eine gewichtige Tatsache bei dieser Angelegenheit: Er war der Vater des Babys.
„Oder haben Sie eine andere Idee, was ich tun soll?“, wollte Ethan nun wissen.
„Ich?“ Sie runzelte die Stirn.
„Ja, Sie“, spottete Ethan. „Sie könnten doch anbieten, Andrea zu sich zu nehmen. Obwohl ich glaube, ein Baby würde Ihr steriles
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