Julia Festival ext.Weihnachten Band 05
an, mit geröteten Wangen. „Ich bin keine …“ Das Baby fing wieder an zu weinen. „Vielleicht doch“, murmelte er gepresst, ehe er sich hinkniete und das Baby sanft aufs Badelaken legte. „Wie öffne ich das Ding hier?“ Er zerrte ergebnislos am Strampler und drehte das Baby dabei von einer Seite zur anderen, um irgendwo eine Öffnung zu finden.
„Normalerweise befinden sich an den Innenseiten der Beine Druckknöpfe. Du meine Güte …!“ Olivia konnte ihre Ungeduld nicht verbergen, als er das Baby an den Beinen ergriff, nach rechts drehte, dann nach links und es dabei aufs Gesicht fiel. „Es ist ein zartes Baby, kein Kartoffelsack!“ Sie kniete sich neben ihn.
„Kartoffelsäcke muss man nur an einer Stelle öffnen, und schon purzelt der Inhalt heraus – ihnen müssen keine Windeln gewechselt werden“, murmelte er voller Widerwillen, als Olivia mit Leichtigkeit die versteckten Druckknöpfe öffnete und den Strampler höher schob. Der durchdringende Geruch wurde stärker. „Ich fasse es nicht, dass ich das hier mache“, sagte er Minuten später, als er die durchgeweichte Windel beiseitelegte und mit spitzen Fingern nach einem Wischtüchlein griff.
Olivia war so taktvoll, die Windel in die Küche zu bringen und in den Mülleimer zu werfen. Hauptsächlich, weil sie ziemlich sicher war, Ethan Sherbourne würde keinen Spaß daran haben, wenn sie sich ausschüttete vor Lachen – auf seine Kosten.
Er sah so lächerlich aus, wie er in seinem schwarzen Seidenhemd und maßgeschneiderter Hose auf dem Teppich kniete und ein Baby windelte, während das Kleine fröhlich vor sich hin brabbelte und munter mit den dicken Beinchen strampelte. Was es ihm noch schwerer machte, endlich fertig zu werden.
Wenn ihn nur eine aus seinem Harem jetzt sehen könnte! Wenn sie alle ihn doch so sehen könnten – bestimmt wären sie nicht mehr so leicht zu haben.
Dieser Gedanke ernüchterte Olivia. Sie wusch sich die Hände, bevor sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, blieb aber abrupt stehen. Andrea war noch immer ohne Windel, während Ethan Sherbourne auf dem Boden neben ihr lag und ihr lustvolles Gebrabbel nachahmte.
Ein seltsames Gefühl erfüllte sie bei diesem Anblick. Auf einmal wirkte Ethan Sherbourne gar nicht mehr lächerlich. Ganz im Gegenteil, es sah aus, als hätte er Freude an seinem seltsamen Tun.
Er blickte auf, als spüre er Olivias Anwesenheit, und er hatte einen ganz weichen Gesichtsausdruck dabei. „Ist sie nicht süß?“, fragte er heiser.
Olivia warf nicht einmal einen Blick auf das zufriedene Mädchen. „Alle Babys sind süß, Mr. Sherbourne“, erwiderte sie knapp.
„Ich dachte, wir hätten vereinbart, dass Sie mich Ethan nennen“, erinnerte er sie sanft. „Und Sie heißen …?“
„Olivia“, erklärte sie steif, weil sie nicht unhöflich sein wollte. Außerdem würde sie ihren Namen nicht lange geheim halten können. Er brauchte nur Mr. Pulman danach zu fragen.
„Olivia Hardy“, wiederholte Ethan spöttisch, als er sich mit lachenden braunen Augen aufsetzte. „Klingt fast wie die eine Hälfte eines Komikerduos!“
Sie ärgerte sich über seine flapsige Bemerkung. Röte stieg ihr in die Wangen. „Und als was sollte man Sie unter diesen Umständen bezeichnen?“, schoss sie zurück. „Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen“, fügte sie sogleich hinzu, bevor er sich noch eine schlaue Antwort überlegen konnte, „ich muss mich heute Abend noch mit ein paar Fällen befassen.“ Sie ging eilig zur Tür, weil sie so schnell wie möglich verschwinden wollte.
„Natürlich.“ Er erhob sich. „Sie sind Anwältin, nicht wahr? Und was für eine genau, wenn man fragen darf?“ Er folgte ihr zur Tür und stellte sich in den Rahmen, während sie auf den Fahrstuhl wartete.
„Eine gute“, beschied sie ihn ungnädig, blickte aber überrascht über die Schulter, als sie ihn leise lachen hörte.
„Darauf gehe ich jede Wette ein“, meinte er anerkennend. „Olivia …“ Er brach ab, als das Baby drinnen zu weinen begann.
Sie lächelte humorlos mit schmalen Lippen. „Ich glaube, das war Ihr Stichwort“, sagte sie und betrat den Fahrstuhl. „Viel Glück beim Füttern!“
Ethan schnitt eine Grimasse. „Ich glaube, Andrea braucht das mehr als ich.“
Er hat wohl recht, dachte Olivia, als der Fahrstuhl nach unten sank. So leid ihr Shelley in ihrer Verzweiflung tat, vielleicht hätte sie doch jemand Kompetenteren als Ethan Sherbourne aussuchen sollen, der sich ums Baby kümmerte.
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