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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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KAPITEL 1
    »Wie geht es dir?«
    »Gut.«
    Er hörte selbst, wie kurz angebunden er wirkte. Aber gerade jetzt hatte er wirklich keine Lust, über alltägliche, unwichtige Dinge zu reden. Nicht in diesem Augenblick der Entscheidung.
    Er war ein Mann in seinen besten fahren, wie es hieß, den man aber über lange Zeit hinweg gewisser Umstände halber -ja genau Umstände waren es gewesen, die ihn ereilt hatten – Schritt für Schritt in eine Verfassung getrieben hatte, die er nicht mehr ertrug. Nun war er an dem Punkt angelangt, an dem er das, was eine Ewigkeit in ihm gegärt hatte, loswerden würde. Die vollkommene Erlösung lag vor ihm, Frieden, den er schon so lange gesucht und noch länger ersehnt hatte. Das Warten war zu Ende, und deshalb wollte er keine Zeit mehr mit dem Versuch vergeuden, ganz natürlich zu klingen.
    Der Griff seiner Hand um den Hörer war locker, als stünde er im Begriff, gleich aufzulegen, und er zwang sich, den Blick auf den Brief auf der Schreibtischunterlage zu richten, um nicht aus dem Konzept zu kommen. Er hatte lange Zeit gebraucht, um diese Zeilen zu formulieren, er war keiner von denen, die mit Worten spielten, sie verschwendeten, aber zum Schluss hatte er einen Ton gefunden, den er selbst als ehrlich, aber nicht sentimental beschreiben würde. Das war wichtig: kein sentimentales Geschwafel, geradeheraus, kurz und präzise. Sicher kein optimales Ende, aber das war unter diesen speziellen Umständen nicht möglich, dafür ein würdiges.
    Hoffentlich ging sie daran nicht zu Grunde, das wollte er auf keinen Fall. Sie hatte ja durchaus versucht, mit ihm auszukommen, was bestimmt nicht immer einfach gewesen war. Er glaubte aber schon, oder hoffte es zumindest, im Laufe der Jahre gezeigt zu haben, wie sehr er ihre Geduld schätzte. Deshalb schützte er sich selbst und sein Gewissen mit dieser distanzierenden Wortkargheit.
    »Fein, dann bis heute Abend«, sagte sie und klang wie immer, wenn sie von ihrer Arbeitsstelle aus anrief, um zu fragen, wie es ihm ging. Meistens am Nachmittag, und er hegte den Verdacht, dass sie glaubte, er brauche ihre Stimme, die seine Einsamkeit unterbrach. Sie lag mit ihrer Einschätzung gar nicht so falsch. Er wollte, dass sie anrief, und gleichzeitig wollte er es nicht. Er wehrte sich gegen den Gedanken, dass ihre Fürsorge fast einer Verhätschelung ähnelte. Einer lächerlichen Verhätschelung, die ungefähr genauso schlimm war wie rührselige Sentimentalität.
    Heute Abend würde es bei ihr also vielleicht später werden. Sie sollte die Bibliothek abschließen. Gut so.
    »Dann sehen wir uns später«, sagte er und versuchte zu fühlen, ob er wehmütig wurde und bereit, eine Rückzieher zu machen, doch es gelang ihm, den kurzen Schauer von Verlassenheit oder Verlust zurückzudrängen, oder was ihn da sonst überrollen wollte.
     
    Draußen war es kalt und sternenklar. In meinen letzten Stunden wacht das ganze Weltall über mir, dichtete er in Gedanken, als er auf dem Balkon stand und den Zigarettenrauch nur in kleinen Portionen herausließ, während er in das Schwindel erregende, tiefschwarze Himmelsgewölbe mit den unzähligen leuchtenden Punkten hinaufschaute. Einer von ihnen bewegte sich in einer festen, schnellen Bahn. Ein Satellit, vermutete er und folgte fasziniert dessen Weg, obwohl er die Zigarette schon ausgedrückt hatte und die Kälte ihm in die Haut biss. Je länger er dastand, umso deutlicher hatte er das Gefühl, als würde er in diese Schwärze hineingesogen, in etwas Unendliches, Schwereloses, und er musste das einfach als ein gutes Omen ansehen. Ich habe also keine Angst, stellte er fest, und dieses Gefühl ließ ihn taumeln. Sternenklar, Dunkelheit und Licht in scharfen Kontrasten, keine verwischten, unscharfen Grenzen, und er dachte, dass er vielleicht dorthin gelangen würde, wie immer das auch möglich sein sollte. Vermutlich ein primitiver Gedanke, aber das spielte keine Rolle. Er beschloss auf jeden Fall selbst, woran er glauben wollte. Vielleicht nicht gerade an einen Gott, aber trotzdem an etwas in der Richtung, etwas Ewiges, Barmherziges und in allererster Linie Friedliches.
    Er räumte die Küche auf, leerte den Aschenbecher, wusch ab und vermied es, auf das Foto aus den Ferien zu gucken, das sie mit einer Stecknadel an der Tapete befestigt hatte. Er wusste, es würde ihm nicht gut tun, zu sehen, wie unbeschwert sie beide in die Kamera lachten, oder wie sie zumindest versuchten, fröhlich auszusehen, jedenfalls er. Sein Arm lag

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