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Julia Gold Band 0045

Julia Gold Band 0045

Titel: Julia Gold Band 0045 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy , Alexandra Sellers , Stephanie Howard
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„Eine Frau mit Ihrer Lebenskraft sollte sich nicht an jemanden binden, dessen Energien bereits versiegt sind.“
    „Caroline“, hauchte er so dicht an ihrem Ohr, dass sie jede Silbe ihres Namens überdeutlich hörte. Eigentlich hätte sie zurückweichen sollen. „Ich kann Ihnen Erinnerungen schenken, bei denen Ihnen an den langen, kalten Nächten, die Sie im Bett dieses alten Mannes erleben werden, warm wird.“
    „Kaifar, ich bin verlobt.“
    Sie brauchte nichts anderes zu tun, als sich dem Zauber zu entziehen, den er auf sie ausübte. Aber sie spürte die Verbindung, von der er gesprochen hatte. „Was würde ich ihm wegnehmen? Und was enthalten Sie ihm vor, wenn Sie mir geben, was er nicht will?“
    Da lehnte sie sich zurück. „Was er von mir erwartet, ist Loyalität“, antwortete sie. „Und darauf hat er ein Recht.“
    Kaifar hatte nur genickt und ihre Entscheidung akzeptiert. Anschließend hatte er sich ganz dem Essen zugewendet.
    Jetzt, als sie im Vollmondlicht dastand und sich die leichte Brise durchs Haar wehen ließ, erkannte sie, dass Kaifar recht hatte. Er besaß eine Lebenskraft, wie weder David noch ihr Vater oder seine Bekannten hatten. Alter hatte nichts damit zu tun und sexuelle Energie auch nicht. Es war vielmehr ein Wesenszug, eine lebensbejahende Einstellung und der Wille, Erfahrungen zu machen …
    Diese Haltung dem Leben gegenüber war es, die sie ansprach. Zum ersten Mal hatte Caroline erlebt, dass ein Mann sich nicht von ihren offen gezeigten Empfindungen verschrecken ließ. Auch hatte er wohl nicht das Bedürfnis verspürt, ihr mitfühlendes Wesen ersticken und beherrschen zu müssen.
    In der Hinsicht war David immer sehr geschickt gewesen. Im Nu hatte er sie mit einer Mischung aus Tadel, Verachtung und herrischem Befehl gefügig gemacht. Caroline war ziemlich hilflos und wusste, dass es ihm immer wieder gelingen würde, die Oberhand zu behalten.
    Kaifar hingegen – sie erschauerte bei der Vorstellung, wie er das Feuer bei ihr entfachen und sie sicher durch ein Inferno ihrer Leidenschaft führen würde. Allein bei dem Gedanken daran durchflutete sie heftiges Verlangen. Was würde wohl passieren, wenn er sie berührte? Wie sollte sie sich gegen all die Empfindungen wehren?
    „Heute werde ich Ihnen die Große Moschee zeigen“, erklärte Kaifar.
    Caroline überging die etwas herablassende Art der Einladung, da sie die Moschee gern sehen wollte. Freundlich erkundigte sie sich: „Kann ich in dieser Kleidung gehen?“
    Sie trug ein weißes, weites Sommerkleid, das wadenlang war und dessen Halsausschnitt, Ärmel, Taillenbund und Saum farbig verziert waren. Dazu trug sie blaue Sandalen an den Füßen. Kaifar musterte sie aufmerksam. Sein Blick wirkte elektrisierend und löste eine verheerende Wirkung aus – Carolines Puls raste, und ihr Herz klopfte.
    Kaifars Worte holten Caroline auf den Boden der Realität zurück. „Das sieht attraktiv aus. Man wird Ihnen ein Kopftuch anbieten. Wollen Sie in der Moschee Ihren Kopf bedecken?“
    „Aber natürlich“, erwiderte sie. „Ich hole mein Tuch.“ Sie lief auf ihr Zimmer und kehrte ein paar Minuten später mit dem durchsichtigen grünen Tuch vom Vorabend zurück. Kaifar nickte.
    „Manche Frauen aus dem Westen haben etwas gegen diese Bitte einzuwenden“, berichtete er ihr später im Wagen.
    Sie war verblüfft. „Soll das heißen, die Leute verzichten lieber darauf, sich ein so herrliches Gebäude anzusehen, anstatt sich ein Tuch über den Kopf zu legen?“
    „Es ist ein Gotteshaus. Wir schicken niemanden weg, nur weil er die Kleiderordnung nicht respektiert, aber solche Menschen kränken jene, die zur Andacht in die Moschee gehen.“
    „Ich wüsste gern, wie die Leute in New York reagieren würden, wenn sich jemand aus Barakat in einem Nichtrauchergebäude eine Zigarette anzünden würde.“
    Kaifar lachte, als gefiele ihm ihr Vergleich. „Vielleicht sollten wir entsprechende Schilder anbringen.“
    Etwas an der Art und Weise, wie er das sagte, ließ Caroline aufhorchen. „Haben Sie etwa irgendeine Verantwortung für die Moschee?“
    „Jeder Bürger trägt Verantwortung dafür.“
    „Empfinden die anderen das auch so wie Sie?“
    Er hielt an und fuhr um einen Maulesel, der einen Karren voll Melonen zog. „Mein Vater war sein Leben lang Wächter der Nationalschätze. Er hat uns zur Achtung vor dem Volk erzogen.“
    Welche Geschichte mochte die Ursache sein, dass der Sohn eines so bedeutenden Mannes ein bloßer Fremdenführer war?

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