Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 02
beschützen und umsorgen und ihr Kinder schenken. Er würde ihr immer treu sein. Warum war ein kleines Wort wichtiger als alles, was er für sie tun würde?
„Würde es so ein normaler Mann schaffen?“, fragte er.
Einige Augenblicke herrschte Schweigen, dann meinte Farrah: „Ich habe gehört, dass Werben mit Blumen und Süßigkeiten einhergeht.“
Sein Vater richtete sich auf. „Ich glaube, Schmuck kann auch nicht schaden. Frauen mögen Schmuck, nicht wahr, Farrah?“
Sie lächelte und nickte. „Ja, ein hervorragender Vorschlag, Gamil. Eine Kette, ein Armband – oder noch besser, ein Ring würde sicher helfen.“
„Ich habe Ringe“, warf der König ein. „Ich habe den aufbewahrt, den ich Daria zu Joharas Geburt geschenkt habe.“ Er schaute seinen Sohn an. „Aber ich habe auch den, den ich deiner Mutter gegeben habe, als sie zugestimmt hat, mich zu heiraten. Es ist ein sehr beeindruckender Smaragd“, fügte er stolz hinzu.
„Schenken nicht normale Männer ihren Verlobten Diamanten?“, meinte Kamal.
Die beiden ihm gegenüber warfen sich einen erstaunten Blick zu. Dann fragte sein Vater: „Warum ist es für dich so wichtig, was der normale Mann tut?“
„Weil Ali gesagt hat, dass sie einen ganz normalen Mann heiraten will. Wenn ich sie überzeugen will, muss ich genau das sein.“
Seine Tante nickte. „Ich verstehe. Dann sind Blumen, Süßigkeiten und ein kleiner Diamant das Beste.“
Kamal verspürte wieder diese beunruhigende Ungewissheit. Er mochte sie auch jetzt nicht. Doch mit etwas Glück würde er Ali beweisen, dass er wie jeder andere Mann war. Wenn er das geschafft hatte, würde er sie auch überreden können, wieder Ja zu sagen.
Ein Nein würde er einfach nicht akzeptieren.
12. KAPITEL
„Sie sehen aus, als hätte man Ihnen Ihr Lieblingsstethoskop geklaut.“
Ali wartete in der Schlange, um ihren Salat aus der Krankenhauscafeteria zu zahlen und drehte sich nun um. Crystal Hassan stand mit einer Tasse Tee in der Hand hinter ihr. Ali hatte nach einer langen Schicht endlich Feierabend und hatte gehofft, sich etwas zu Essen mit nach Hause nehmen zu können, ohne noch mit irgendjemandem reden zu müssen. Sie musste ihre Kräfte sammeln, um morgen Abend Kamal bei der wöchentlichen Betriebsratsversammlung begegnen zu können, ohne dabei zusammenzubrechen.
Dennoch brachte sie ein Lächeln zustande. „Hallo Crystal, sind Sie zur Untersuchung hier?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich besuche meine Assistentin, die gerade ihr Baby zur Welt gebracht hat.“
„Meine Güte“, sagte Ali. „Ist jede Frau in diesem Land gerade schwanger?“
„Das müssen Sie besser wissen als ich.“ Crystal hob eine ihrer hellbraunen Augenbrauen. „Und lenken Sie nicht ab. Warum sehen Sie aus, als hätten Sie gerade den schlimmsten Tag Ihres Lebens hinter sich gebracht?“
Weil jeder Tag, seit sie erkannt hatte, dass Kamal sie nicht liebte, schlimmer gewesen war als der vorige …
„Sehe ich wirklich so schlecht aus?“
„Nein“, antwortete Crystal rasch.
Ali wusste, dass sie log. Dabei hatte sie wirklich geglaubt, dass sie ihren Kummer erfolgreich verborgen hätte. Aber wahrscheinlich hatte diese Anstrengung einen größeren Tribut gefordert, als sie gedacht hatte.
„Beim Frühstück heute Morgen hat Prinzessin Farrah angedeutet, dass Kamal bald bekannt geben wird, wen er heiraten will.“
„Und was hat das mit mir zu tun?“
„Ach, kommen Sie schon, Ali. Glauben Sie wirklich, man bemerkt nicht, wie Sie Kamal ansehen?“
„Und was ist mit der Art, wie er mich ansieht?“, konterte sie.
„Das auch. Es ist mehr als eindeutig, dass er Sie liebt.“
„Dann sind es wohl nur wir kurzsichtigen Realisten, die wissen, dass er es sich nicht erlauben wird, mir Gefühle entgegenzubringen.“
Die andere Frau ließ jedoch nicht locker. „Wie wäre es, wenn Sie mir bei meinem Tee Gesellschaft leisten würden?“
Ali nickte. Sie bezahlten und wählten dann einen Tisch, der den kleinen, angrenzenden Garten überblickte. Wie passend, dachte Ali bitter. Der Schauplatz des Verbrechens. Hier war Kamal ihr Held gewesen, und ihr war bewusst geworden, dass sie ihn liebte.
Ali setzte sich mit dem Rücken zum Fenster. Ihr gegenüber nippte Crystal an ihrem Kräutertee und sah einfach wunderschön aus. Offensichtlich war es nicht nur ein Ammenmärchen, dass schwangere Frauen ein besonderes Strahlen an sich hatten.
„Also“, begann Crystal, „was geht da zwischen Ihnen und Kamal vor?“
„Nichts.
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