Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
erkennen. „Wir haben den Frauen gestern zugesehen, wie sie ihre Kleidung in dem Fluss gewaschen haben“, berichtete sie ihm. „Es war so ähnlich wie es in der Bibel beschrieben wird. Vermutlich haben die Frauen das seit Jahrtausenden getan.“
„Viele meiner Untertanen leben in solch primitiven Verhältnissen“, erklärte er. Bei der Bitterkeit in seiner Stimme wandte sie sich ihm zu. Sein Gesicht war dem ihren jetzt ganz nahe. „Es ist mein Ziel, diese während meiner Herrschaftszeit zu verbessern.“
„Waschmaschinen bringen nicht die Zivilisation, Durchlaucht“, stellte sie leise fest. „Sie haben nur etwas mit Technik zu tun, mehr nicht.“
Er starrte sie an. Dabei war er ihr so nah, dass ihr der Duft seines Shampoos und seines Rasierwassers in die Nase stieg. „Glauben Sie?“, fragte er.
Sie überlegte, über was sie sich eigentlich unterhielten, und stellte fest, dass es ihr schwerfiel, den roten Faden ihres Gesprächs bewusst zu verfolgen. Die Gefühle, die ein Blick in seine Augen bei ihr weckten, waren so stark, dass ihr Verstand davon getrennt zu sein schien.
„Die Frauen, die wir gesehen haben, waren trotz harter Arbeit fröhlich. Für einen Außenseiter wirken Ihre Untertanen ebenso glücklich wie die Menschen im Westen, die den Fortschritt der Technik besitzen. Masha erzählte mir, dass einige Frauen den Kindern bei der Arbeit Geschichten aus vergangenen Zeiten und von früheren Königen erzählen. Manchmal sind es Geschichten über Tiere und Zauberei. Wenn Sie allen Haushalten Strom verschaffen, wird diese schöne Sitte irgendwann vom Fernsehen abgelöst werden. Glauben Sie wirklich, dass sei eine Verbesserung?“
Er straffte sich und drehte sie so zu sich um, dass sie ihn anschauen musste. Da fühlte er, wie stark sein sexuelles Verlangen heute Abend war. Aber das war es nicht allein.
„Was meinen Sie damit?“, fragte er und begegnete ihrem Blick.
Jana war sich selbst nicht ganz sicher. Zu sehr fühlte sie sich zu Prinz Omar hingezogen und vom Zauber der Nacht überwältigt. Seine dunklen Augen nahmen sie gefangen. Jana schluckte. Sein Griff um ihre Schultern verstärkte sich.
Ein Diener erschien hinter ihnen im Bereich des Pools und sprach Omar an. Der Prinz ließ sie sogleich los und wandte sich ihm zu.
„ Baleh “, erwiderte er und bedeutete ihm herrisch zu gehen. Nachdem der Diener verschwunden war, fragte er: „Haben Sie schon zu Abend gegessen, Miss Stewart?“
„Meistens bekomme ich nachher noch etwas auf meinem Zimmer“, antwortete Jana.
„Es wäre gut, wenn Sie mit mir zusammen essen würden. Dann können wir uns noch etwas unterhalten“, bemerkte Prinz Omar in seinem üblichen herablassenden Ton.
„Gern, Durchlaucht“, erwiderte sie betont gleichmütig.
„Bitten Sie Ihre Dienerin, Sie in einer halben Stunde zu meinem persönlichen Speisesaal zu geleiten“, befahl er ihr.
Jana schürzte die Lippen. Alles hatte seine Grenzen. „Mein Haar ist nass, Durchlaucht“, wandte sie leise ein. „Wollen wir sagen, in vierzig Minuten?“
Überrascht reckte er sein Kinn. Niemand widersprach ihm. Obwohl sie, da es eigentlich nur eine Bitte war, das Recht dazu hatte.
Prinz Omar verneigte sich knapp. „Also in vierzig Minuten“, stimmte er zu.
„Bis dann.“ Jana hob grüßend die Hand und verschwand.
5. KAPITEL
„Guten Abend.“
Prinz Omars privater Speisesaal war eine überdachte Terrasse mit Blick über die Wüste und auf die Berge. Der Boden war mit Keramikfliesen in einem aufwendigen orientalischen Muster belegt. Die Wände waren weiß wie die Säulen, die das Dach trugen. Blumen und Kletterpflanzen, wohin Jana auch blickte. In der Mitte stand ein mit Silber und Kristall gedeckter Tisch. Windlichter sorgten für Licht.
Prinz Omar stand am Geländer und rauchte. Er trug ein Jackett, in dem er gleichermaßen elegant und geheimnisvoll wirkte. Er starrte in die Landschaft hinaus, als die Tür geöffnet wurde, aber er reagierte sofort und begrüßte Jana.
„Guten Abend“, erwiderte sie. Sie hatte sich für das Abendessen besonders sorgfältig gekleidet und trug eine weitschwingende dunkelgrüne Kreation aus Seide und Baumwolle, die aus einem taillenlosen, wadenlangen Kleid über einer Wickelhose bestand. Dazu hatte sie einen passenden Seidenschal umgelegt. Das Kleid hatte einen festen, hohen Kragen, darunter jedoch einen dreieckigen Ausschnitt, in dem die leicht gebräunte Haut ihrer Brustansätze zu sehen war.
Ihr rotes Haar hatte sie hinten im
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