Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
aber drei Pferde kamen auf ihn zu.
Er wusste, dass sie ihn nicht umbringen wollten. Das war sein Vorteil. Sie wollten ihn gefangen nehmen. Aber es war ihm gleichgültig, ob einer von ihnen am Leben blieb oder nicht. Er wollte keine Rebellen in seinen Gefängnissen, die nur andere Unglückliche aufhetzten.
Als sie ihn fast erreicht hatten, feuerte er erneut. Ein Pferd stieß mit einem anderen zusammen. Beide Reiter stürzten zu Boden. Er galoppierte an dem letzten Mann vorbei und drängte seinen Hengst umzukehren, sodass er seinen Angreifern gegenüberstand.
Es saß nur noch ein Mann im Sattel.
„Wir sehen uns wieder, Sohn des Daud!“, rief der Bandit, und da erkannte der Mann den Reiter inmitten des zersprengten Trupps.
„Zum letzten Mal“, pflichtete Prinz Hajji Omar Durran ibn Daud ibn Hassan al Quraishi ihm grimmig bei und hob sein Gewehr. Doch der Angreifer warf seine Waffe in den Staub. „Mein Gewehr ist unbrauchbar!“, rief er.
Einen Moment lang musterten sich die beiden Männer auf ihren keuchenden Pferden. Omar sah den Mann vor sich, der seinen Thron begehrte, und dessen Versuch, ihn zu bekommen, seiner Frau das Leben geraubt hatte. Sein Griff um den Abzugshahn wurde fester.
„Du bist ein Krieger, kein Henker, Prinz des Volkes!“
Ohne die Haltung des Gewehres zu verändern, schaute Prinz Omar auf. Die beiden Männer waren sich nah genug, um sich in die Augen zu blicken.
Schließlich senkte Omar sein Gewehr. „Jalal, Sohn des Banditen, sei gewarnt!“, rief er. „Bei unserem nächsten Treffen kannst du nur auf die Gnade Gottes hoffen. Ich werde keine zeigen!“ Dann wendete er sein Pferd und drängte es erneut zum Galopp.
„Schatz, nimm den Rolls“, bat Janas Mutter. „Es wird heiß werden, und du findest bestimmt keinen Parkplatz. Lass dich von Michael fahren.“
„Michael wird es ebenso warm werden wie mir“, erwiderte Jana. „Warum soll er sich ebenfalls durch die Hitze quälen?“
„Weil Michael ein Chauffeur ist“, bemerkte ihre Mutter ungerührt. „Es ist sein Job.“
Nun, das stimmte zwar, aber Jana sah die Dinge etwas anders. In den ersten sieben Jahren ihres Lebens, bis ihre Eltern sich getrennt hatten, waren die Fahrten mit der Limousine für Jana selbstverständlich gewesen. Aber dann waren sie nach Calgary gezogen, wo ihre Mutter eine Arbeit gefunden hatte, und dort hatte Jana, abgesehen von dem Besuch einer Privatschule, ein völlig normales Leben geführt. Zehn Jahre später versöhnten ihre Eltern sich wieder – ein Ereignis, das Jana in dieser Zeit tagtäglich herbeigesehnt hatte. Aber es war für sie nicht so leicht, sich wieder an das alte Leben in dem schottischen Herrschaftshaus, das bereits seit Generationen in der Familie ihres Vaters war, zu gewöhnen. All die Einschränkungen, die beide Eltern ihr jetzt aufdiktieren wollten, hingen mit ihrer Position als Tochter eines Viscounts, der dem Königsgeschlecht der Stewarts entstammte, zusammen. Und sie waren für Jana kaum zu ertragen.
Im Anschluss an die Universität war Jana nach London gegangen, um an einer Schule für sozial schwache Kinder zu unterrichten. Sie wollte etwas mehr tun, als nur Wohltätigkeitsveranstaltungen zu eröffnen. Zunächst hatten ihre Eltern keinen Einspruch erhoben. Es gab erst Ärger, als sie herausfanden, dass Jana in der Nähe der Schule zur Miete wohnte. Sie konnten nicht verstehen, dass Jana freiwillig auf den Luxus von Haushälterin und Chauffeur verzichtete. Doch mit der Zeit, da ihr nichts passierte, verstummten die Einwände.
Vergangene Woche war das Schuljahr zu Ende gewesen und damit auch Janas Karriere, die sie einmal mit so viel Eifer begonnen hatte. Leider hatte es zu viel Kummer und Frust in ihrem Beruf gegeben.
Ihre Mutter war jetzt bei ihr, um mit ihr über die Zukunft zu sprechen. Schockiert musste sie feststellen, dass Jana bereits fast alles entschieden hatte. Sie bereitete sich gerade auf ein letztes Vorstellungsgespräch für einen Job als Privatlehrerin im Ausland vor.
Janas Mutter war noch immer mit der Frage „Chauffeur oder nicht“ beschäftigt. „Michael wird es nicht heiß werden. Der Rolls hat eine Klimaanlage.“
Jana seufzte. „Warum ist das so wichtig, Mutter?“
„Wenn du unbedingt einen Job bei einem orientalischen Machthaber annehmen willst, sollte er wissen, wer du bist.“
„Er weiß, wer ich bin. Ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht so gründlich überprüft worden. Wahrscheinlich hat er die Ahnenreihe bis Robert Bruce
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