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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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Cecilys Mutter fand,
wir könnten alle ein wenig Schliff vertragen.«
    Sein Mund verzog sich zu einem etwas spöttischen Lächeln.
»Schliff?«
    Honoria fragte sich in der Tat, warum Mädchen
immer »ein wenig Schliff« brauchten, während Knaben einfach auf die Schule
gehen durften. »Sie hat zwei Professoren bestochen, damit sie uns bei ihren
Vorlesungen zuhören lassen.«
    »Wirklich?« Er klang neugierig. Und
skeptisch.
    »Über das Leben und Wirken von Queen
Elizabeth«, erläuterte Honoria pflichtbewusst. »Und danach irgendetwas
Griechisches.«
    »Du verstehst Griechisch?«
    »Keine von uns«, räumte sie ein. »Aber der Professor war der
einzige andere, der sich bereit erklärt hatte, Frauen zu unterrichten.«
Sie verdrehte unmutig die Augen. »Er will seine Vorlesung zweimal hintereinander halten. Wir müssen in einem
Büro warten, bis die Studenten den Vorlesungssaal verlassen haben, damit sie
uns nicht sehen und womöglich den Verstand verlieren.«
    Marcus nickte nachdenklich. »Für einen Herrn ist es unmöglich,
sich im Beisein derart holder Weiblichkeit auf seine Studien zu
konzentrieren.«
    Für einen kurzen Augenblick glaubte Honoria,
es sei sein Ernst. Doch nach einem kurzen Seitenblick prustete sie vor Lachen.
»Nimm mich nicht auf den Arm«, sagte sie und boxte ihn leicht gegen die
Schulter. Derartige Vertraulichkeiten wären in London unerhört gewesen, doch
hier und mit Marcus ...
    Schließlich war er fast ihr Bruder.
    »Wie geht es deiner Mutter?«, erkundigte
er sich.
    »Gut«, erwiderte Honoria, obwohl das
eigentlich nicht stimmte. Lady Winstead hatte sich nie recht von dem Skandal
erholen können, der Daniel damals zwang, das Land zu verlassen. Sie schwankte
in ihrem Verhalten zwischen zwei Extremen: Mal regte sie sich über die
geringste Kränkung auf, dann wieder tat sie so, als hätte ihr Sohn nie
existiert.
    Es war ... schwierig.
    »Sie hofft, sich nach Bath zurückziehen zu
können«, fügte Honoria hinzu. »Dort lebt ihre Schwester, und ich könnte
mir vorstellen, dass die beiden gut miteinander auskommen. London gefällt ihr
eigentlich nicht.«
    »Deiner Mutter?«, fragte Marcus
einigermaßen überrascht. »Nicht so wie früher«, erklärte Honoria. »Nicht
seit Daniel ... Na ja, du weißt schon.«
    Marcus presste die Lippen zusammen. Er wusste
es nur zu gut! »Sie glaubt, dass die Leute immer noch darüber reden«,
sagte Honoria.
    »Und, tun sie das?«
    Hilflos zuckte sie mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ich glaube
nicht. Mir hat bis jetzt noch niemand die kalte Schulter gezeigt. Außerdem
liegt die Sache schon drei Jahre zurück. Sollte man da nicht meinen, dass die
Leute inzwischen etwas anderes gefunden haben, über das sie reden
können?«
    »Ich hätte gedacht, dass die Leute selbst damals, als es passiert
ist, über etwas anderes hätten reden können«, sagte er düster.
    Angesichts seiner finsteren Miene zog Honoria die Brauen hoch.
Kein Wunder, dass er so viele Debütantinnen abschreckte. Ihre Freundinnen
hatten alle panische Angst vor ihm.
    Nun ja, so ganz stimmte das nicht. Sie
fürchteten sich nur dann, wenn sie sich in seiner Nähe aufhielten. Die übrige
Zeit saßen sie an ihren Schreibpulten und malten seinen Namen, verschnörkelt
mit ihrem eigenen, das Ganze verziert mit lächerlichen Herzchen und Engelchen.
    Marcus Holroyd war eben eine schrecklich gute
Partie.
    Nicht etwa, weil er so schön gewesen wäre, denn das war er nicht,
jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn. Zwar hatten seine Haare und Augen einen
ansprechenden dunklen Ton, doch seine Züge verrieten eine gewisse Härte, fand
Honoria. Die Stirn zu schwer, die Brauen zu gerade, und seine Augen lagen ein
wenig zu tief in den Höhlen.
    Trotzdem hatte er etwas an sich, was Aufmerksamkeit erregte. Er
strahlte eine gewisse arrogante Überlegenheit aus, fast schon Missbilligung.
Jedenfalls wirkte er so, als würde er keinerlei Unfug dulden.
    Vielleicht waren die Mädchen, die meist den
lieben langen Tag nichts als Unfug trieben, gerade deshalb so verrückt nach
ihm.
    Sie tuschelten über ihn, als wäre er irgendein düsterer Romanheld
– oder doch zumindest der geheimnisvolle und romantische Schurke, der nur
durch die Liebe einer schönen Maid erlöst werden konnte.
    Für Honoria hingegen war er einfach nur Marcus. Was allerdings in
Wahrheit alles andere als einfach war. Einerseits hasste sie seine
herablassende Art. Unter seinen missbilligenden Blicken fühlte sie sich jedes
Mal wieder wie damals – wie ein

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