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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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und versuchte, durch
die Scheibe, den Regen und das Schaufenster in Miss Pilasters Laden zu
blicken. Sie konnte überhaupt nichts erkennen, doch es war ein guter Vorwand,
ihn nicht ansehen zu müssen, und so schaute sie weiter eifrig durch das
Kutschenfenster. »Ich gehe gleich zu meinen Freundinnen hinüber.«
    »Hast du Hunger?«, erkundigte er sich.
»Ich habe vorhin bei Findle's vorbeigeschaut und ein paar Stücke Kuchen gekauft.«
    Ihre Miene hellte sich auf. »Kuchen?«
    Sie seufzte das Wort eher, als dass sie es sagte. Vielleicht
stöhnte sie es auch. Aber es war ihr egal. Er wusste, dass sie eine Schwäche
für Süßes hatte, er war da nicht anders. Daniel hatte für Nachtisch nie viel
übrig gehabt; als sie klein waren, hatten sie und Marcus sich öfters gemeinsam
über einen Teller Kuchen und Plätzchen hergemacht.
    Daniel fand, sie sähen dabei aus wie ein Haufen Wilder, worüber
Marcus laut lachen musste. Honoria hatte nie verstanden, warum.
    Er bückte sich und zog etwas aus einer Schachtel, die auf dem
Boden stand. »Schwärmst du immer noch für Schokolade?«
    »Aber ja.« Sie lächelte verschwörerisch und voller Vorfreude.
Er lachte. »Erinnerst du dich noch an diese Torte, die eure Köchin einmal
gebacken hat ...«
    »Die, die der Hund gefressen hat?«
    »Ich habe damals beinahe geweint.«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich glaube, ich habe
wirklich geweint.«
    »Ich hatte gerade mal einen Bissen
abbekommen.«
    »Ich gar nichts«, sagte sie sehnsüchtig. »Aber sie hat göttlich
geduftet.«
    »Oh ja.« Er sah aus, als würde allein die Erinnerung an jene
Torte ihn in Entzücken versetzen. »Oh ja, das hat sie.«
    »Weißt du, ich hatte ja immer den Verdacht, dass Daniel Buttercup
ins Haus gelassen hat.«
    »Das glaube ich allerdings auch«, stimmte Marcus zu. »Er
hatte diesen sehr schuldigen Blick ...«
    »Hoffentlich hast du ihn ordentlich
verprügelt.«
    »Grün und blau«, versicherte er.
    Sie grinste und fragte dann: »Das stimmt
nicht, oder?«
    Marcus lachte leise in sich hinein. »Nein, es stimmt nicht.«
Er bot ihr einen kleinen Schokoladenkuchen an, der dunkel und verlockend auf
einem Stück sauberen weißen Papiers thronte. Er duftete einfach himmlisch.
Honoria schnupperte beglückt.
    Dann sah sie Marcus an und musste lächeln. Einen Augenblick lang
fühlte sie sich wieder wie das unbeschwerte Mädchen, das sie noch vor wenigen
Jahren gewesen war, damals, als die Welt vor ihr gelegen hatte wie eine helle,
strahlende, verheißungsvoll glitzernde Kugel. Es war ein Gefühl, von dem sie
nicht einmal gewusst hatte, dass sie es vermisste – ein Gefühl der
Zugehörigkeit, des Vertrautseins. Das Gefühl, mit jemandem zusammen zu sein,
der einen durch und durch kannte und trotzdem noch gern mit einem lachte.
    Seltsam, dass ausgerechnet Marcus dieses Gefühl in ihr weckte. Und
dann wiederum auch gar nicht seltsam.
    Sie nahm den Kuchen und betrachtete ihn
unentschlossen. »Ich habe leider keinerlei Besteck«, sagte Marcus entschuldigend.
    »Das könnte ein schreckliches Gematsche geben«, gab sie zu
bedenken und hoffte, dass er verstand, was sie damit eigentlich meinte: Bitte
sag mir, dass es dir nichts ausmacht, wenn ich dir die ganze Kutsche
vollkrümele.
    »Ich nehme auch einen«, entschied er. »Damit du dich nicht so
allein fühlst.«
    Sie unterdrückte ein Lächeln. »Das ist überaus großmütig von
dir.«
    »Ich bin mir ganz sicher, dass es meine Pflicht als Gentleman
ist.«
    »Kuchen zu
essen?«
    »Es ist eine meiner angenehmeren Pflichten als Gentleman«, räumte
er ein.
    Honoria kicherte und biss in ihren Kuchen. »Hmmmmm.«
    »Gut?«
    »Himmlisch.« Sie nahm noch einen Bissen. »Überirdisch himmlisch.«
    Er grinste und biss in seinen Kuchen, verschlang die Hälfte mit
einem Bissen. Unter Honorias überraschtem Blick steckte er sich die zweite
Hälfte in den Mund und aß sie auf.
    Das Stück war nicht sehr groß gewesen, aber trotzdem. Sie
knabberte lieber vorsichtig an ihrem Kuchen, damit er möglichst lange vorhielt.
    »Das hast
du schon immer gemacht«, sagte er.
    Sie
blickte auf. »Was?«
    »Deinen Nachtisch ganz langsam gegessen, nur um uns andere zu
quälen.«
    »Ich will möglichst lange etwas davon haben.« Sie warf ihm
einen spitzbübischen Blick zu. »Wenn du dich davon quälen lässt, bist du selbst
daran schuld.«
    »Wie
herzlos«, murmelte er.
    »Bei dir immer.«
    Er lachte noch einmal, und Honoria war wieder einmal erstaunt,
wie locker er sein konnte, wenn sie mit ihm allein

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