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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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Honoria.
    Trotzdem wollte sie auf keinen Fall mit ihm darüber reden. Daher
beschloss sie, als Mrs Wetherby ihr erzählte, dass er noch geschlafen hatte,
als sie vorhin bei ihm hereingeschaut hatte, ihn umgehend aufzusuchen, um ihn
noch zu erwischen, bevor er aufwachte.
    Man hatte seine Tür einen Spaltbreit offen gelassen, und so legte
sie die Hand auf das dunkle Holz und drückte langsam. Es war unwahrscheinlich,
dass es in einem Haus, das so wohlgeordnet war wie Fensmore, quietschende
Türangeln gab, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein. Sobald ihr Kopf
durch den Spalt passte, steckte sie ihn ins Zimmer, drehte den Hals, damit sie
ihn sah, und ...
    Und er wandte den Kopf und sah sie an.
    »Oh, du bist ja wach!« Die Worte entwischten ihr wie das
Zwitschern eines kleinen, benommenen Vogels.
    Verflixt und zugenäht.
    Marcus saß im Bett, die Decken sauber um die Taille festgesteckt.
Honoria stellte erleichtert fest, dass er endlich ein Nachthemd übergezogen
hatte.
    Er hielt ein Buch hoch. »Ich versuche gerade, ein wenig zu
lesen.«
    »Ach, dann will ich dich nicht stören«, sagte sie rasch, obwohl
sein Ton eher besagt hatte, er habe zwar versucht zu lesen, fände aber nicht
recht ins Buch hinein.
    Dann knickste sie.
    Sie knickste!
    Warum um alles in der Welt hatte sie
geknickst? Vor Marcus hatte sie in ihrem ganzen Leben noch keinen Knicks gemacht.
Sie hatte ihm zugenickt, vielleicht auch einmal den Kopf geneigt, aber, lieber
Himmel, er wäre lachend auf dem Boden gelegen, wenn sie vor ihm geknickst
hätte. Vermutlich lachte er sie auch in diesem Moment aus. Aber das würde sie
nie erfahren, denn sie lief davon, ehe er noch einen Laut von sich geben
konnte.
    Als sie ihre Mutter und Mrs Wetherby später am Tag im Salon
antraf, konnte sie absolut ehrlich behaupten, dass sie Marcus besucht habe und
es ihm anscheinend sehr viel besser gehe.
    »Er hat sogar gelesen«, sagte sie in herrlich beiläufigem
Ton. »Das muss doch ein gutes Zeichen sein.«
    »Was hat er denn gelesen?«, erkundigte sich
ihre Mutter höflich und streckte die Hand aus, um ihr eine Tasse Tee einzugießen.
    »Ähm ...« Honoria blinzelte, konnte sich aber nur an den
dunkelroten Ledereinband des Buches erinnern. »Habe ich nicht gesehen.«
    »Wir sollten ihm vielleicht eine Auswahl an Büchern bringen, damit
er sich etwas aussuchen kann«, meinte Lady Winstead und reichte Honoria
ihren Tee. »Vorsicht, heiß«, warnte sie. Dann fuhr sie fort: »Es ist so
schrecklich langweilig, ans Bett gefesselt zu sein. Ich spreche aus Erfahrung.
Ich musste vier Monate liegen, während ich mit dir schwanger war, und bei
Charlotte waren es drei.«
    »Das wusste ich gar nicht.«
    Lady Winstead winkte ab. »Man konnte nichts dagegen tun. Es war
nicht so, als hätte ich es mir aussuchen können. Aber glaub mir, die Bücher
waren meine Rettung, sonst hätte ich den Verstand verloren. Man kann entweder
lesen oder sticken, und Marcus kann ich mir nicht mit Nadel und Faden
vorstellen.«
    »Nein«, stimmte Honoria zu und lächelte über das Bild, das er
abgeben würde.
    Ihre Mutter nahm noch einen Schluck Tee. »Du solltest dich in der
Bibliothek umsehen und schauen, was du für ihn auftreiben kannst. Und er kann
meinen Roman haben, wenn wir abreisen.« Sie stellte ihre Tasse ab. »Ich
habe einen von Sarah Gorely dabei. Ich bin beinahe fertig. Bis jetzt ist er
einfach herrlich.«
    »Miss Butterworth und der verrückte Baron?«, fragte
Honoria zweifelnd. Sie hatte das Buch auch gelesen und sehr amüsant gefunden,
aber die Geschichte war fast absurd melodramatisch, und sie konnte sich nicht
vorstellen, dass sie Marcus gefallen würde. Wenn Honoria sich richtig
erinnerte, hingen die Protagonisten ziemlich oft an Klippen. Oder Bäumen. Oder
Fensterbrettern. »Meinst du nicht, dass ihm etwas Ernstes lieber wäre?«
    »Er ist bestimmt davon überzeugt, dass ihm etwas Ernstes lieber
wäre. Aber dieser Junge ist schon viel zu ernst. Er braucht etwas mehr
Leichtsinn im Leben.«
    »Er ist wohl kaum noch ein Junge.«
    »Für mich wird er immer ein Junge sein.« Lady Winstead wandte
sich an Mrs Wetherby, die das Gespräch schweigend verfolgt hatte. »Geht es
Ihnen da nicht ähnlich?«
    »Ach, natürlich«, stimmte Mrs Wetherby zu. »Aber ich kenne
ihn ja auch, seit er Windeln getragen hat.«
    Honoria war sich sicher, dass Marcus dieses Gespräch nicht
billigen würde.
    »Vielleicht kannst du ihm ein paar Bücher aussuchen, Honoria«,
sagte ihre Mutter. »Du kennst seinen

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