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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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man eventuell heiraten wollte.
    Marcus wollte Honoria heiraten. Sobald Daniel seinen verdammten
Hintern nach England zurückbewegt hatte, würde er ihn um ihre Hand bitten. Aber
bis dahin musste er wohl oder übel selbst um sie werben.
    Er seufzte. Manche Männer wussten instinktiv, wie man mit einer
Frau redete. Es wäre jetzt sehr praktisch gewesen, wenn er zu diesen Männern
gehört hätte.
    Aber das tat er eindeutig nicht. Er wusste nur, wie man mit
Honoria redete. Und selbst das klappte in letzter Zeit nicht mehr besonders
gut.
    Und so fand er sich am darauf folgenden Abend an einem jener Orte
ein, die ihm zutiefst zuwider waren: einem Ballsaal in London.
    Wie immer bezog er etwas abseits Position mit dem Rücken zur Wand.
Hier konnte er die Ereignisse beobachten und gleichzeitig so tun, als ginge
ihn das alles nichts an. Nicht zum ersten Mal schätzte er sich glücklich, nicht
als Frau zur Welt gekommen zu sein. Er durfte nach Herzenslust reserviert und
grüblerisch sein. Die stille junge Dame zu seiner Linken hingegen war schlicht
ein Mauerblümchen.
    Es herrschte ein unglaubliches Gedränge auf dem Ball, man wurde
schier erdrückt – Lady Bridgerton war immens beliebt –, und Marcus konnte nicht
sagen, ob Honoria da war. Er sah sie nicht, aber er hatte auch keinen Überblick
über das Kommen und Gehen. Wie man sich bei dieser Hitze, inmitten der schwitzenden
Menschen wohlfühlen konnte, würde ihm für immer ein Rätsel bleiben.
    Er warf der jungen Dame neben sich noch einen verstohlenen Blick
zu. Sie kam ihm bekannt vor, aber er wusste sie nicht recht einzuordnen. So
ganz jung war sie nicht mehr, aber wohl auch nicht viel älter als er. Sie
seufzte tief und erschöpft auf, und er dachte unwillkürlich, dass er wohl neben
einer verwandten Seele stand. Auch sie sah über die Menge hinweg und tat dabei
so, als suchte sie niemand Bestimmten.
    Er spielte mit dem Gedanken, ihr guten Abend
zu sagen und sie vielleicht zu fragen, ob sie Honoria kannte, und wenn ja, ob
sie sie bereits gesehen habe. Aber bevor er sich dazu durchringen konnte,
drehte sie sich in die andere Richtung, und er war sich ganz sicher, dass er
sie murmeln hörte: »Verflixt, ich hole mir ein Eclair.«
    Sie schlängelte sich durch die Menschenmenge. Marcus sah ihr
interessiert nach; sie schien zu wissen, wohin sie wollte. Und wenn er sie
richtig verstanden hatte, bedeutete dies ...
    Sie wusste, wo man ein Eclair bekommen konnte.
    Sofort machte er sich ebenfalls auf den Weg. Wenn er schon in
diesem Ballsaal festsaß, ohne Honoria überhaupt zu Gesicht zu bekommen, die
doch der einzige Grund war, warum er sich dieses Getümmel überhaupt antat, dann
würde er sich wenigstens etwas Süßes holen.
    Seit Langem hatte er die Kunst perfektioniert, sich auch ohne Ziel
zielbewusst zu bewegen, und es gelang ihm, jeder überflüssigen Konversation
aus dem Weg zu gehen, indem er das Kinn hob und den Blick scharf über die Köpfe
der Menschen hinweggleiten ließ.
    Bis ihn jemand ans Bein stieß.
    Autsch.
    »Was guckst du denn so böse, Chatteris?«, ertönte eine herrische
weibliche Stimme. »Ich habe dich doch kaum berührt.«
    Er erkannte die Stimme und wusste, dass es kein Entrinnen gab. Mit
leisem Lächeln blickte er hinab in das runzlige Gesicht von Lady Danbury, die
die Britischen Inseln bereits seit der Restauration in Angst und Schrecken
versetzte.
    Zumindest erweckte sie diesen Eindruck. Sie war die Großtante
seiner Mutter und bestimmt hundert Jahre alt.
    »Eine Beinverletzung, Mylady«, sagte er und verneigte sich
ehrerbietig vor ihr.
    Sie stieß mit ihrer Waffe (andere Leute mochten Stock dazu sagen,
aber er wusste es besser) auf den Boden. »Vom Pferd gefallen?«
    »Nein, ich ...«
    »Die Treppe runtergeflogen? Eine Flasche auf den Fuß fallen
lassen?« Ihre Miene wurde listig. »Oder hat es gar mit einer Frau zu
tun?«
    Er unterdrückte das Bedürfnis, entrüstet die Arme vor der Brust zu
verschränken. Sie sah ihn mit einem ziemlich süffisanten Grinsen an. Es machte
ihr Freude, sich über ihre Mitmenschen lustig zu machen; einmal hatte sie ihm
gestanden, das Schönste am Altwerden sei der Umstand, dass man ungestraft alles
sagen konnte.
    Er beugte sich zu ihr herab und sagte sehr ernst: »Mein Kammerdiener
hat mich mit dem Messer angegriffen.«
    Es war das erste (und vermutlich einzige) Mal in seinem Leben,
dass er sie sprachlos machte.
    Sie klappte den Mund auf und ihre Augen wurden immer größer. Nachdem
der erste Schreck vorüber war,

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