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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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wollte er mit abgewandtem Blick am Rand
stehen.
    Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er wusste nicht,
was er sagen sollte.
    Daniel Smythe-Smith hatte in dieser Hinsicht keine Probleme.
    Daniel Smythe-Smith war nicht nur der Erbe des
Earl of Winstead, er hatte auch fünf Geschwister und zweiunddreißig Vettern und
Cousinen und war entsprechend geübt im Umgang mit Gleichaltrigen. Sein
ungezwungenes Lächeln und fröhliches Selbstvertrauen machten ihn binnen Stunden
zum unangefochtenen König unter den jüngsten Schülern in Eton. Und er war
tatsächlich der geborene Anführer – so selbstverständlich, wie er Witze
machte, konnte er auch Entscheidungen fällen.
    Er bekam das Bett direkt neben Marcus
zugewiesen.
    Sie wurden die besten Freunde, und als Daniel
ihn in den ersten Ferien zu sich nach Hause einlud, fuhr Marcus mit ihm mit.
Daniels Familie lebte auf Whipple Hill, nicht weit entfernt von Windsor, es war
ihm also ein Leichtes, öfter nach Hause zu fahren. Marcus hingegen ... Nun, es
war nicht so, als hätte er hoch oben in Schottland gewohnt, aber auch bis in
den Norden von Cambridgeshire war es mehr als eine Tagesreise. Außerdem war
sein Vater für die kleinen Ferien auch nie nach Hause gefahren und sah
nun keinen Grund, warum sein Sohn es tun sollte.
    Als die nächsten Ferien näher rückten, lud Daniel Marcus erneut
ein, und wieder fuhr er mit.
    Und das nächste Mal auch.
    Und das übernächste Mal auch.
    Schließlich verbrachte er mehr Zeit bei den Smythe-Smiths als bei
seiner eigenen Familie. Die bestand zwar, musste er der Gerechtigkeit halber
einräumen, nur noch aus seinem Vater, aber trotzdem: Selbst wenn Marcus das
Ganze auf sämtliche beteiligten Personen umrechnete (was er öfter tat),
verbrachte er immer noch mehr Zeit mit jedem einzelnen Smythe-Smith als mit
seinem eigenen Vater.
    Sogar mit Honoria.
    Honoria war Daniels jüngste Schwester. Im Unterschied zu den
restlichen Smythe-Smiths hatte sie keine Geschwister in ihrem Alter. Sie war
der fünf Jahre jüngere Nachzügler, ein vermutlich freudiger Unfall, mit dem
Lady Winstead ihre erstaunlich fruchtbare Laufbahn krönte.
    Aber fünf Jahre zur Nächstjüngeren waren ein großer Altersunterschied,
vor allem, wenn man selbst erst sechs war, wie Honoria bei Marcus' erstem
Besuch. Ihre drei älteren Schwestern waren damals bereits verlobt oder
verheiratet, und die elfjährige Charlotte wollte nichts von ihr wissen. Daniel
eigentlich auch nicht, doch Honorias Liebe war mit der Entfernung offenbar ins
Unermessliche gewachsen: Sobald ihr Bruder nach Hause kam, wich sie ihm nicht
mehr von der Seite.
    »Schau ihr bloß nicht in die Augen«, sagte Daniel einmal zu
Marcus, als sie versuchten, die anhängliche Kleine auf einem Spaziergang zum
See abzuschütteln. »Sobald wir sie wahrnehmen, ist alles vorbei.«
    Entschlossen und mit gesenktem Kopf strebten sie voran. Sie
wollten zum Angeln, und als Honoria beim letzten Mal mitgekommen war, hatte
sie die Würmer ausgekippt.
    »Daniel!«, schrie sie gellend.
    »Einfach nicht beachten«, murmelte
Daniel. »Daniel!!!« Das Schreien schwoll jetzt
zu einem ohrenbetäubenden Kreischen an.
    Daniel
kniff die Augen zusammen. »Schneller. Wenn wir es in den Wald schaffen, können wir sie abhängen.«
    »Sie weiß
doch, wo der See ist«, gab Marcus zu bedenken.
    »Ja, aber
...«
    »Daniel!!!!!!!«
    »... aber
sie weiß, dass Mutter ihr den Kopf abreißt, wenn sie
allein in den Wald geht. Nicht einmal Honoria ist so dumm, Mutters Zorn derart herauszufordern.«
    »Dan...«
Doch sie unterbrach sich. Und wimmerte dann so elend,
dass man gar nicht anders konnte, als sich zu ihr umzudrehen: »Marcus?«
    Er drehte
sich um.
    »Neiiiiiiiiiiiin!«,
stöhnte Daniel.
    »Marcus!«,
rief Honoria beglückt. Sie hüpfte näher und blieb dann vor ihnen stehen. »Wohin wollt ihr?«
    »Wir gehen
angeln«, knurrte Daniel, »und du kommst nicht mit.«
    »Aber ich
angle gern.«
    »Ich auch.
Ohne dich.«
    Jämmerlich
verzog sie das Gesicht.
    »Wein doch
nicht«, sagte Marcus rasch.
    Daniel ließ
sich nicht beeindrucken. »Die tut doch nur so.«
    »Ich tue
nicht nur so!«
    »Wein doch
bitte nicht«, bat Marcus noch einmal, denn das schien ihm wirklich das Allerwichtigste.
    »Ich weine
nicht, wenn ich mit euch angeln gehen darf«, erklärte sie mit den Wimpern klimpernd.
    Woher
wusste eine Sechsjährige, wie man mit den Wimpern klimperte? Aber vielleicht war es auch nur Zufall, denn im
nächsten Augenblick verzog sie wieder

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