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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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nervtötendes Kind oder eine unbeholfene
Heranwachsende.
    Doch gleichzeitig empfand sie seine Nähe als ungeheuer wohltuend.
In jüngster Zeit kreuzten sich ihre Wege nicht mehr so oft wie früher – mit
Daniels Weggang hatte sich alles verändert –, aber wenn sie einen Raum betrat,
und er war auch da ...
    Dann wusste sie es sofort, spürte es einfach.
    Merkwürdigerweise gefiel ihr das.
    »Fährst du zur Saison nach London?«, fragte sie jetzt
höflich. »Nicht die ganze Zeit«, erwiderte er mit unergründlicher Miene.
»Ich muss mich hier um einiges kümmern.«
    »Oh, ich verstehe.«
    »Und du?«, fragte er.
    Sie blinzelte.
    »Fährst du zur Saison nach London?«,
präzisierte er.
    Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Das konnte er doch unmöglich
ernst meinen, oder? Wohin sollte sie denn sonst gehen, als unverheiratete Frau?
Es war ja nicht so, als ob ...
    »Machst du dich lustig über mich?«, erkundigte sie sich misstrauisch.
    »Aber nein.« Doch er lächelte.
    »Das ist nicht komisch«, erklärte sie. »Es ist ja nicht so,
als könnte ich es mir aussuchen. Ich muss zur Saison nach London. Ich bin
verzweifelt auf der Suche nach einer angemessenen Partie.«
    »Verzweifelt«, wiederholte er und schaute sie skeptisch an.
Wie so oft.
    »In diesem Jahr muss ich einfach einen Mann finden.«
Sie ertappte sich dabei, wie sie den Kopf schüttelte, aber wogegen verwahrte
sie sich eigentlich? Ihre Lage war schließlich nicht viel anders als die ihrer
Freundinnen. Sie war nicht die einzige junge Dame, die auf Heirat hoffte. Aber
sie suchte nicht etwa deshalb einen Mann, weil sie den Ring an ihrem Finger
bewundern oder sich im Glanz ihres neuen Status als flotte junge Ehefrau
sonnen wollte. Sie wollte endlich einen eigenen Haushalt. Eine eigene Familie –
eine große, laute, die nicht immer nur auf Manieren achtete.
    Sie hatte die Stille so satt, die seit einiger Zeit in ihrem Zuhause
herrschte. Sie konnte es nicht ertragen, dass das Klicken ihrer Absätze auf dem
Fußboden so oft das einzige Geräusch war, das sie den ganzen Nachmittag über zu
hören bekam.
    Sie brauchte einen Ehemann. Es war der
einzige Ausweg.
    »Ach, nun komm schon, Honoria«, sagte Marcus, und sie brauchte
sein Gesicht gar nicht zu sehen, um zu wissen, welche Miene er aufgesetzt hatte
– herablassend, skeptisch, gewürzt mit einer Prise ennui. »So schlimm
kann dein Leben doch gar nicht sein.«
    Sie knirschte unhörbar mit den Zähnen. Diesen Ton konnte sie gar
nicht vertragen. »Vergiss, dass ich überhaupt etwas gesagt habe«, brummte
sie dann, weil es wirklich keinen Sinn hatte, ihm die Situation erklären zu
wollen.
    Er atmete tief aus und brachte es fertig, sogar das noch herablassend
klingen zu lassen. »Hier jedenfalls wirst du kaum einen Mann finden«,
stellte er dann fest.
    Sie presste die Lippen zusammen und bedauerte, überhaupt etwas
gesagt zu haben.
    »Die Studenten sind zu jung«, erklärte
er.
    »Sie sind genauso alt wie ich«, gab sie zurück und ging ihm
damit geradewegs in die Falle.
    Aber Marcus kostete seinen Sieg nicht aus, er war nicht der
hämische Typ. »Deswegen bist du also in Cambridge, nicht wahr? Um die Studenten
zu treffen, die noch nicht nach London abgereist sind?«
    Den Blick streng geradeaus gerichtet,
erwiderte sie: »Ich habe dir doch gesagt, dass wir hier sind, um die
Vorlesungen zu hören.«
    Er nickte. »Auf Griechisch.«
    »Marcus.«
    Jetzt grinste er. Nur, dass es eigentlich kein
Grinsen war. Marcus war immer so ernst, so steif, dass ein Grinsen von ihm bei
anderen höchstens als halbes Lächeln durchgegangen wäre. Honoria fragte sich,
wie oft er wohl lächelte, ohne dass es jemand bemerkte. Er konnte
wirklich froh sein, dass sie ihn so gut kannte. Jeder andere hätte gedacht, er
hätte überhaupt keinen Humor.
    »Was war das jetzt?«
    Sie zuckte zusammen und sah ihn an. »Was war
was?«
    »Du hast mit den Augen gerollt.«
    »Wirklich?« Sie hatte tatsächlich keine
Ahnung, ob sie es getan hatte oder nicht. Viel wichtiger war aber: Warum beobachtete
er sie so intensiv? Du liebe Güte, das war schließlich Marcus! Sie sah
aus dem Fenster. »Glaubst du, der Regen hat nachgelassen?«
    »Nein«, erwiderte er, ohne den Kopf auch nur einen Zoll zu
drehen. Warum auch? Der Regen trommelte immer noch gnadenlos auf das
Kutschendach. Es war eine dumme Frage gewesen, sie hatte damit nur das Thema
wechseln wollen.
    »Soll ich dich zu den Royles fahren?«,
fragte er höflich.
    »Nein, danke.« Honoria reckte den Hals

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