Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
Vom Netzwerk:
durchweichte Katze,
dann war das natürlich er.
    »Lieber Himmel, Honoria«, sagte er und
blickte auf seine hochmütige Art auf sie herunter, »dir muss doch eiskalt
sein.« Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Es ist ein bisschen
frisch.«
    »Was machst du hier?«
    »Mir die Schuhe ruinieren.«
    »Was?«
    »Einkaufen«, sagte sie und deutete auf
die andere Straßenseite. »Mit ein paar Freundinnen. Und Cousinen.« Nicht
dass ihre Cousinen nicht auch Freundinnen gewesen wären. Aber sie hatte so
viele Cousinen, dass sie fast wie eine eigene Kategorie wirkten.
    Die Tür wurde noch weiter aufgedrückt. »Steig ein«, sagte er.
Nicht: Würdest du bitte einsteigen? oder: Bitte, du musst jetzt erst
mal ins Trockene. Sondern nur: Steig ein.
    Eine andere junge Frau hätte vielleicht nur das Haar zurückgeworfen
und gesagt: Von dir lasse ich mich nicht herumkommandieren! Eine
dritte, weniger stolze junge Frau hätte es wenigstens gedacht, selbst wenn sie
sich nicht getraut hätte, es zu sagen. Aber Honoria fror, und ihr Wohlergehen
war ihr wichtiger als ihr Stolz, und außerdem war das Marcus Holroyd, den sie
kannte, seit sie ein kleines Mädchen war.
    Seit sie sechs war, um genau zu sein.
    Vermutlich war es ihr damals auch zum letzten Mal gelungen, sich
ihm vorteilhaft zu präsentieren, dachte sie und verzog peinlich berührt das
Gesicht. Mit sieben hatte sie sich bereits zu einer derartigen Plage
entwickelt, dass Marcus und ihr Bruder Daniel sie nur noch Moskito nannten. Als sie sich daraufhin
geschmeichelt gab und betonte, wie sehr ihr der exotische und gefährliche Klang
des Worts gefalle, hatten die beiden Knaben nur gegrinst und sie stattdessen
Mücke gerufen.
    Und dieser Name war an ihr hängen geblieben.
    Er hatte sie zudem auch schon nasser gesehen. Mit acht war sie
einmal ins Geäst der alten Eiche auf Whipple Hill geklettert, im festen
Glauben, man könne sie dort nicht sehen. Marcus und Daniel, die am Fuß des
Baums – unter Ausschluss der Mädchenwelt – ein Fort errichtet hatten, warfen
mit kleinen Steinchen nach ihr, bis sie den Halt verlor und herunterfiel.
    Es wäre, stellte sie im Nachhinein fest, vermutlich wirklich
klüger gewesen, sich nicht ausgerechnet auf dem Ast niederzulassen, der über
dem Teich hing.
    Marcus hatte sie immerhin aus der Brühe gefischt, was mehr war,
als sie von ihrem eigenen Bruder behaupten konnte.
    Marcus Holroyd, dachte sie reuig. Seit sie denken konnte, gehörte
er zu ihrem Leben. Sie kannte ihn, bevor er Lord Chatteris geworden war und
Daniel Lord Winstead. Bevor Charlotte, die Schwester, die ihr im Alter am
nächsten stand, geheiratet und ihr Heim verlassen hatte.
    Und bevor Daniel sie verlassen hatte.
    »Honoria.«
    Sie sah auf. Marcus' Stimme klang ungeduldig, doch in seiner Miene
zeigte sich auch leise Sorge. »Steig ein«, wiederholte er.
    Sie nickte gehorsam, nahm seine große Hand und ließ sich von ihm
in die Kutsche helfen. »Marcus«, sagte sie und versuchte, so elegant und
anmutig in den Sitz zu sinken, wie sie das in einem vornehmen Salon getan
hätte. Die Pfützen, die sich zu ihren Füßen sammelten, strafte sie mit
Nichtachtung. »Was für eine reizende Überraschung, dir hier zu begegnen.«
    Er starrte sie nur an, und seine dunklen Brauen berührten sich
beinahe. Bestimmt suchte er wieder mal nach dem effektivsten Weg, sie
auszuschelten.
    »Ich bin hier in der Stadt untergekommen, bei den Royles«,
sagte sie, obwohl er sie noch gar nicht danach gefragt hatte. »Wir sind für fünf Tage hier – Cecily Royle, meine
Cousinen Sarah und Iris und ich.« Sie wartete einen Augenblick, ob in
seinen Augen ein Zeichen des Erkennens aufblitzte, und fragte dann: »Du weißt
nicht mehr, wer das ist, nicht wahr?«
    »Du hast so viele Cousinen«, erklärte er.
    »Sarah ist diejenige mit den dicken dunklen
Haaren und Augen.«
    »Dicke Augen?«, murmelte er und grinste
ein wenig.
    »Marcus!«
    Er lachte. »Also schön. Dicke Haare. Dunkle
Augen.«
    »Iris hat sehr helle Haut. Und rotblondes Haar«, führte sie
weiter aus. »Du erinnerst dich immer noch nicht.«
    »Sie kommt aus dieser Blumenfamilie.«
    Honoria seufzte leicht gereizt. Es stimmte,
dass ihr Onkel William und ihre Tante Maria beschlossen hatten, ihre Töchter
Rose, Lavender, Iris und Daisy zu nennen, aber trotzdem ...
    »Miss Royle kenne ich«, sagte Marcus.
    »Sie ist ja auch deine Nachbarin. Die musst du
schließlich kennen.«
    Er zuckte nur mit den Schultern.
    »Jedenfalls sind wir hier in Cambridge, weil

Weitere Kostenlose Bücher