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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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Honoria sich mächtig anstrengen musste, mit
ihren kleinen Beinchen Schritt zu halten.
    »Eigentlich mag ich Fische gar nicht«, plapperte sie, eifrig
bemüht, ein Gespräch in Gang zu halten. »Sie riechen grässlich. Und sie
schmecken so fischig ...«
    Und auf dem Rückweg:
    »... ich finde ja immer noch, dass der Rosafarbene groß genug zum
Essen gewesen wäre. Wenn man Fisch mag. Ich mag Fisch ja nicht. Aber wenn man
Fisch mag ...
    »Erlaub ihr bloß nie wieder mitzukommen«, sagte Daniel zu
Marcus.
    »... ich ja nicht. Aber Mutter mag Fisch, glaube ich. Und bestimmt
hätte sie den rosa Fisch ganz besonders gemocht ...«
    »Mach ich ganz bestimmt nicht«, versprach Marcus. Es kam ihm
zwar ziemlich unhöflich vor, ein kleines Mädchen so zu kritisieren, aber
Honoria war furchtbar anstrengend.
    »... Charlotte würde ihn aber nicht mögen.
Charlotte hasst Rosa. Sie will nichts Rosanes tragen. Sie sagt, sie sieht dann
ganz ausgemergelt aus. Ich weiß nicht, was ausgemergelt bedeutet, aber es
klingt ziemlich unangenehm. Mir gefällt ja Lavendel gut.«
    Die beiden Knaben stießen unisono einen tiefen Seufzer aus und wären
einfach weitergegangen, wenn ihnen Honoria nicht plötzlich in den Weg
gesprungen wäre und breit grinsend erklärt hätte: »Er passt zu meinen
Augen.«
    »Der Fisch?«, fragte Marcus und schaute auf den Eimer in
seiner Hand. Darin schwammen drei ausgewachsene Forellen. Sie hätten noch mehr
gehabt, wenn Honoria nicht aus Versehen den Eimer umgeworfen und Marcus' erste
beiden Fänge in den See zurückgekippt hätte.
    »Nein. Hast du nicht zugehört?«
    An diesen Augenblick würde er sich immer erinnern. Es war das
erste Mal, dass er mit der wohl ärgerlichsten Eigenheit des weiblichen
Geschlechts konfrontiert wurde: eine Frage zu stellen, auf die es nichts als
falsche Antworten gab.
    »Lavendel passt zu meinen Augen«, wiederholte
Honoria mit Nachdruck. »Das hat Papa mir gesagt.«
    »Dann muss es auch wahr sein«, versicherte Marcus erleichtert.
Sie wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger, doch die Locke löste sich
gleich wieder auf, als sie losließ. »Braun passt zu meinem Haar, aber ich mag
Lavendel lieber.«
    Marcus setzte den Eimer ab. Er wurde allmählich schwer, und der
Henkel schnitt ihm in die Handfläche.
    »Oh nein«, sagte Daniel, packte mit der freien Hand Marcus'
Eimer und gab ihn seinem Freund zurück. »Wir gehen nach Hause.« Erbost
funkelte er Honoria an. »Aus dem Weg.«
    »Warum bist du zu allen nett, bloß zu mir
nicht?«, fragte sie.
    »Weil du eine schreckliche Nervensäge bist!« Jetzt schrie ihr
Bruder beinahe.
    Er hatte recht, aber Marcus tat die Kleine trotzdem leid.
Manchmal. Sie war praktisch ein Einzelkind, und wie sich das anfühlte, wusste
er genau. Sie wollte doch nur dazugehören, bei Spielen und Festen und all den
anderen Aktivitäten mitmachen, für die ihre Familie sie dauernd für zu jung
erklärte.
    Honoria nahm den verbalen Schlag hin, ohne mit der Wimper zu zucken.
Sie stand ganz still und starrte ihren Bruder böse an. Dann zog sie einmal laut
und deutlich die Nase hoch.
    Marcus wünschte, sie hätte ein Taschentuch.
    »Marcus«, sagte sie und drehte sich zu ihm
um, beziehungsweise wandte vor allem ihrem Bruder den Rücken zu. »Möchtest du eine Teegesellschaft mit mir
veranstalten?«
    Daniel kicherte spöttisch.
    »Ich bringe auch meine schönsten Puppen
mit«, erklärte sie tiefernst.
    Lieber Himmel, alles, bloß das nicht.
    »Kuchen gibt es auch«, fügte sie hinzu.
Ihr gezierter, formeller Ton jagte ihm eine Heidenangst ein.
    Marcus warf Daniel einen panischen Blick zu,
doch von seinem Freund kam keine Hilfe.
    »Na, wie ist es?«, hakte Honoria nach.
    »Nein!«, platzte Marcus heraus.
    »Nein?« Schon wieder richtete sie diesen
tränenfeuchten Blick auf ihn.
    »Ich kann nicht. Ich habe zu tun.«
    »Was denn?«
    Marcus räusperte sich. Zweimal. »Dinge.«
    »Was für Dinge?«
    »Dinge eben.«
Gleich darauf fühlte er sich schrecklich: Gar so
unerbittlich hatte er nicht klingen wollen. »Daniel und ich haben schon etwas
vor.«
    Sie wirkte tief verletzt. Ihre Unterlippe fing an zu zittern, und diesmal war es nicht gespielt, davon war Marcus
überzeugt.
    »Tut mir leid«, fügte er hinzu, weil er
ihr wirklich nicht hatte wehtun wollen. Aber zum Kuckuck, eine Teegesellschaft! Es gab auf der ganzen Welt keinen zwölfjährigen
Jungen, der auf eine Teegesellschaft gehen wollte.
    Mit Puppen.
    Marcus schauderte.
    Honoria lief vor Zorn puterrot an

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