Julia Saison Band 11
eines, das den Verkehr entweder sofort verschwinden ließ oder ihm freie Fahrt gewährte, damit er einigermaßen rechtzeitig in seinem Restaurant in Red Rock ankam.
Na, träum weiter, Kumpel, dachte er selbstironisch.
„Es ist ein Dreißigtageplan“, erklärte Blake am nächsten Morgen stolz, als er Katie in das provisorische Büro führte, das er bei Scott eingerichtet hatte.
Es bereitete ihm immer noch Schwierigkeiten, sich seinen Bruder als Rancher und nicht mehr als dynamischen Geschäftsmann vorzustellen. Dafür hatte er zu viele Jahre mit angesehen, wie sich Scott und ihr ältester Bruder Michael erbitterte Wettkämpfe über alles und jedes lieferten.
Wie sich ein Mensch so verändern konnte wie Scott, war ihm noch immer schleierhaft.
Dennoch hatte Scott dieses neue Leben begonnen und schien es aus vollen Zügen zu genießen – und alles wegen einer Frau. Jener Frau, mit der er unter den Trümmern begraben wurde, die der Tornado auf seiner Spur des Verderbens hinterlassen hatte.
Wenn also Scott in der Lage war, sein Leben vollkommen umzukrempeln, dachte Blake, dann war er doch ganz gewiss in der Lage, einen Dreißigtagefeldzug zu starten, um die Frau seiner Träume zu erobern. Er fühlte in seinem tiefsten Innern, dass das Schicksal diese Frau für ihn auserwählt hatte, für ein Leben an seiner Seite.
„Dann willst du Brittany also ernsthaft mit den gleichen Mitteln wie einen unserer Kunden an Land ziehen?“, fragte Katie und setzte sich an ihren Schreibtisch. Sie hatte wirklich gehofft, er würde einsehen, wie unlogisch sein Vorhaben war, nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte. Schließlich hatte er ja auch noch richtige Arbeit zu erledigen.
Aber anscheinend war er wild entschlossen, und so blieb ihr nichts anderes übrig als mitzuspielen.
Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie sich glühend gewünscht hatte, diesen Mann nicht so bedingungslos zu lieben, wie sie es tat. Aber ebenso gut hätte sie sich wünschen können, die Sonne möge morgens nicht mehr aufgehen. Es war einfach hoffnungslos.
Blake bemerkte den ungläubigen Unterton in Katies Stimme, und obwohl er felsenfest davon überzeugt war, Brittany für sich gewinnen zu können, schätzte er doch Katies Einsatz. Im Lauf der letzten beiden Jahre hatte er entdeckt, dass sein ehemaliges Nachbarsmädchen die frappierende Fähigkeit besaß, Dinge auf den Punkt zu bringen.
Er schaute sie an und versuchte zu erraten, was wirklich in ihr vorging. „Das klingt, als würdest du glauben, ich wäre nicht ganz bei Trost.“
Katie schüttelte den Kopf. Sie würde nie etwas Abwertendes über ihn sagen und schon gar nicht in seiner Anwesenheit. Niemals würde sie etwas tun oder sagen, das Blake veranlassen könnte, nach einem Ersatz für sie zu suchen.
„Überhaupt nicht, es ist nur anders als sonst.“ Ihre Stimme verlor sich, während sie verzweifelt versuchte, all ihren Mut zusammenzuraffen.
Wendy hatte heute Morgen darauf bestanden, dass Katie ihren Plan von gestern durchzog. Katie sollte Blake dazu bringen, jeden Schritt seiner Kampagne erst an ihr auszuprobieren.
Sie zweifelte allerdings stark daran, dass er damit einverstanden sein würde.
„Weißt du“, begann Katie zögerlich und hoffte, die richtigen Worte zu finden. „Da deine Kampagne so ganz anders ist als üblich, solltest du sie vielleicht erst ausprobieren, weißt du, so ähnlich wie einen Probelauf …“
„Ausprobieren?“, wiederholte Blake. „Ich verstehe nicht ganz.“
„Du möchtest doch jeden einzelnen Schritt schriftlich festhalten, oder?“
„Genau, es muss aufgeschrieben und überprüft werden“, bekräftigte er und klopfte mit der Hand auf den Stapel Unterlagen, der mitten auf dem Schreibtisch lag.
„Es schwarz auf weiß vor sich zu haben gibt dir aber noch kein wirkliches Gefühl dafür“, sagte sie und fragte sich, woher sie diese Worte hatte.
War sie telepathisch mit Wendy verbunden? Das schien ihr die einzig mögliche Erklärung zu sein.
Blake lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie aufmerksam. „Und wie könnte ich dieses Gefühl bekommen?“
„Indem du alles erst einmal an jemandem ausprobierst“, sagte Katie etwas zu hastig. „Indem du mit dieser Person – dieser anderen Person – dieses Theaterstück“, sie klopfte auf die Unterlagen, „probst, ehe du es mit Brittany aufführst.“ Sie merkte, dass er ihr nicht folgen konnte. Also versuchte sie es noch direkter. „Dann würdest du sehen, ob
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