Julia Saison Band 13
begleiten, und an Mattie, die ein Blind Date mit einem Piloten für sie arrangiert hatte, der den ganzen Abend über gähnte – alle Bekanntschaften waren sehr kurzlebig gewesen.
„Sie scheinen nicht zu begreifen, dass ich in meinem Job glücklich bin und keinen Mann brauche, um mein Leben auszufüllen.“
Lächelnd zwinkerte er ihr zu, und ebendieses betörende Lächeln ließ sie innerlich dahinschmelzen. „Deswegen hast du auch nicht irgendeinen Mann ausgesucht, um sie zu beeindrucken. Sondern mich.“
Sie lachte leise und hob mahnend den Zeigefinger. „Jetzt blas dich bloß nicht so auf. Du bist lediglich im richtigen Moment auf meinem Bildschirm aufgetaucht.“
„Du warst auf der Suche nach einem Internet-Date?“
Sie nickte und versuchte die Hitze auf ihren Wangen zu ignorieren.
„Ich dachte, das würde schnell und unproblematisch sein. Ich benutze das Internet jeden Tag bei der Arbeit.“
„Und was passierte dann?“
Du , wollte sie antworten.
Du mit deinen unverschämt blauen Augen, deinem süßen Grübchen und deinem Lächeln, mit dem du jedes Frauenherz im Sturm eroberst.
Du mit deinen breiten Schultern, dem beeindruckenden Sixpack und deinem umwerfenden Charisma, das man schon durch den Computer-Bildschirm spürt.
Doch sie wählte ihre Antwort mit Sorgfalt.
„Ich hatte ein paar Dates – nada . Die Typen auf diesen Dating-Websites hören sich an, als ob sie ihre Antworten auswendig gelernt hätten, um einen guten Eindruck zu machen.“
Seine Lippen zuckten. „Lass mich raten. Strandspaziergänge. Gemütliche Abendessen bei einem guten Glas Wein. Wochenenden in schnuckeligen Hotels auf dem Land.“
„Woher weißt du …“
„Ich habe eine Werbekampagne für eine der größten Websites in Sydney gemacht und dabei gründlich Forschung betrieben.“
„Das kann ich mir vorstellen.“
Nun lachten sie beide mit einer Lockerheit und einem Einvernehmen, das Eve an die Vergangenheit erinnerte.
Acht Jahre waren eine lange Zeit, und sie hätte nie gedacht, dass Bryce ihr immer noch so gut gefiel. Sie war davon ausgegangen, dass sie ihre Verabredung besprechen würden, ein wenig höflichen Small Talk – fertig. Nie im Leben hätte sie erwartet, von seinem Charme, seiner natürlichen Herzlichkeit und Wärme erneut in den Bann gezogen zu werden.
Bryce war anders. Er würde die Brautmädels umhauen – und das war ja von jeher ihre Absicht gewesen.
Aber was, wenn er auch sie umhauen würde?
Was dann?
6. KAPITEL
Gelassenheit.
Planung.
Genauigkeit.
Die Worte, die sie einmal in einem Selbsthilfe-Ratgeber gelesen hatte, gingen ihr durch den Kopf, als sie vor ihrem Kleiderschrank stand und mit ihrer Hand ziellos durch die nach Jahreszeiten und Farben sortierte Kleidung fuhr.
Um für das Probeessen und ihren großen Auftritt mit Bryce gewappnet zu sein, brauchte sie einen Plan – einen verlässlichen Plan.
Doch im Moment gestaltete sich ihre Absicht, Bryce zu imponieren und ihr Selbstbewusstsein mit einem fantastischen Kleid zu steigern, schwierig – sehr schwierig.
Denn sie besaß kein solches Kleid.
Ein Kleid mit „Wow-Effekt“, bei dem ein Kerl wie Bryce tot umfallen würde.
Sie seufzte enttäuscht und hielt ihr neustes kleines Schwarzes auf Armeslänge von sich weg. Knielang, es passte wie angegossen, hatte einen V-Ausschnitt und einen schmeichelnden Schnitt, der sich genau an die richtigen Stellen anschmiegte.
Aber kein „Wow-Effekt“. Sie hängte das Kleid zurück in den Schrank und warf die Tür zu. Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie bedauernd fest, dass es zu spät war für einen Bummel durch die Boutiquen der Chapel Street.
In solchen Momenten vermisste sie ihre Mutter. Nie hatte ihr jemand dabei geholfen, Kleidung auszusuchen, sich zu frisieren oder zu schminken. Sie hatte die Mädchen in ihrer Klasse immer um deren sexy Mütter beneidet.
Sie hätte alles darum gegeben, eine solche Mutter-Tochter-Beziehung zu haben, doch ihre Mutter war so früh gestorben, dass sie sich an nichts mehr erinnern konnte. Ihr Vater hatte sein Bestes gegeben, aber sie fragte sich oft, ob sie mit mütterlichem Rat heute extrovertierter und selbstbewusster wäre.
Zu Teenagerzeiten, als andere Mädchen ihres Alters modische Jeans trugen und anfingen sich zu schminken, blieb sie zu Hause und probierte Kochrezepte und Gewürze aus. Sie hatte es nie bereut, für ihren Vater und Tony zu kochen und den Haushalt zu führen – aber jedes Mal, wenn sie eine Klassenkameradin geschminkt
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