Julia Saison Band 13

…“
    „Habt ihr beiden schon …“
    „Ach wo!“
    Lachend schlug sie die Beine übereinander und betrachtete ihre silbernen Stilettos. Als sie Bryce vor ein paar Stunden die Tür geöffnet hatte, hatte er ihr hautenges Kleid und die funkelnden Schuhe mit einem langen Blick bedacht, ihr die Hand gereicht, sie herumgedreht und ihr mit sinnlich-sanfter Stimme zugeflüstert: „Du siehst absolut hinreißend aus.“
    Sie hatte niemals zuvor ein so auffälliges, perfekt auf sie zugeschnittenes Kleid besessen. Aber heute Abend war es so weit, und Bryces verblüffter Gesichtsausdruck und sein begehrlicher Blick wirkten wie eine Droge auf ihr Selbstbewusstsein.
    Das hässliche Entlein von einst hatte sich in den sprichwörtlichen Schwan verwandelt.
    Innerlich fühlte sie sich nicht verändert – sie war immer noch unsicher –, doch es tat ihr unendlich gut, heute die Bestätigung zu bekommen, die sie sich einst so sehr von ihm gewünscht hatte.
    Jetzt ging es um sie, nur um sie.
    Ihre drei besten Freundinnen machten sich deshalb über sie lustig – obwohl Eve die drei auch nur tiptop gestylt kannte.
    Sie verdrehte die Augen, erhob sich von der Chaiselongue und ging zum Spiegel, um ihre Lippen nachzuziehen. „Immer mit der Ruhe. Wir kennen uns noch nicht lange. Wir lernen uns gerade kennen.“
    „Oh.“
    Die Drei seufzten gleichzeitig enttäuscht auf. Eve schüttelte den Kopf und lachte leise über deren verdrießlichen Gesichtsausdruck.
    „Keine Angst. Wenn es ernster wird, werdet ihr es natürlich erfahren.“
    Eben. Aber sie ging ja nicht davon aus, dass etwas Aufsehenerregendes passierte … oder etwa doch?
    Während sie sich Luft zufächelte, ließ sich Mattie auf die Chaiselongue sinken. „Mit einem Kerl wie Bryce wird es schnell gehen. Grundgütiger, ist der scharf!“
    Eve stellte überrascht eine Art Vorfreude fest bei dem Gedanken, was „ernst werden“ mit Bryce alles beinhalten könnte. Schnell spielte sie das Ganze herunter.
    „Ich dachte mir, dass Bryce bei euch Eindruck machen würde.“
    „Eindruck machen?“ Carol strich sich über ihren glatten Bobschnitt. „Süße, dieser Mann ist mit Worten kaum zu beschreiben.“
    „Hört mal zu“, zwitscherte Linda und grinste gewohnt frech. „Vor Kurzem habe ich einen Artikel gelesen, in dem der Sex-Appeal des Mannes mit der Qualität von Schokolade verglichen wurde … Bryce wäre dann wohl erlesenste Schweizer Qualität.“
    Bryce … Schokolade … hmm …
    Drei Augenpaare hefteten sich auf sie. Eve fragte sich, ob sie die letzten Worte versehentlich laut ausgesprochen hatte.
    Als sie sich neben ihre Freundinnen setzte, tätschelte Mattie lachend ihren Arm. „Dein Gesichtsausdruck sagt alles.“
    Wie bitte? Unmöglich, das Date mit Bryce war doch rein platonisch.
    Oh nein, auf keinen Fall durfte sie den Fehler machen und sich mehr dabei denken, nur weil er heute Abend jede Gelegenheit wahrgenommen hatte, sie zu berühren. Sie hatten darüber gesprochen, Eve, erinnere dich … Kleine Zeichen von Intimität würden ihre Freundinnen überzeugen.
    Grinsend gingen Carol und Linda zum Spiegel, um sich zu schminken. „Lasst sie doch in Ruhe. Seht ihr nicht, dass sie vor lauter Sehnsucht nach dem Kerl ganz durcheinander ist und es gar nicht erwarten kann, wieder nach draußen zu kommen?“
    „Ich bin überhaupt nicht verwirrt“, sagte Eve und kämpfte vergeblich gegen das bange Gefühl an, ihre Freundinnen könnten recht haben.
    Bryce war in seinem Element.
    Riesenparty, tolles Essen, interessante Leute, spannende Unterhaltungen – und eine atemberaubende Frau an seiner Seite.
    Sein Blick fiel auf Eve, als sie in den Saal zurückkehrte, und sein Magen zog sich vor Verlangen zusammen.
    Sie war anders.
    Er war mit Frauen ausgegangen, die wie er zu einem flüchtigen Abenteuer bereit waren, aber keine von ihnen konnte diesem bezaubernden Geschöpf das Wasser reichen. Und es war so viel mehr als ihr Aussehen. Ihre ruhige Selbstsicherheit und subtile Klasse, verbunden mit ihrer Intelligenz, erweckten in ihm den Wunsch, sein „falsches“ Date näher kennenzulernen.
    Als sie auf ihn zutrat, umspielte ein verführerisches Lächeln ihre glänzenden Lippen – ein herzzerreißendes Lächeln, das ihn anzuflehen schien, sie in die Arme zu nehmen und ihr mit dem Kuss aller Küsse zu zeigen, wie sehr er sie begehrte.
    Aber dazu war hier weder der passende Ort noch der Zeitpunkt. Oder etwa doch?
    Eve wollte ihre Freunde überzeugen, dass sie beide ein Paar