Julia Saison Band 17
ein paar Anrufen beeinflussen.“
Daisy schnaufte verächtlich. „Die Spielregeln haben sich für dich verändert, Schätzchen. Erheblich verändert. Du bist nicht mehr das traurige kleine Flüchtlingsmädchen, das sich als Haushälterin durchschlägt. Du bist eine königliche Hoheit.“
„Meinst du wirklich?“
„Allerdings. Ab dem nächsten Jahr wirst du dem amerikanischen Steuergesetz unterliegen. Natürlich werden deine Vermögensberater so viel wie möglich am Finanzamt vorbeilenken, aber trotzdem wirst du Steuern zahlen müssen, Einkommen- und Vermögensteuern in gigantischer Höhe. Ab jetzt wird unser Staat dich als Einnahmequelle betrachten und nicht mehr als Bittstellerin. Das ändert alles. Mit deinem Vermögen kannst du dir aussuchen, wo du leben möchtest. Jedes Land dieser Erde wird dir den roten Teppich ausrollen.“
„Ich möchte hier leben. In den USA.“
„Prima. Kein Problem. Dann ruf deinen Bankberater an und sag ihm, dass du von der Einwanderungsbehörde eine Bestätigung über die Ausstellung deiner Greencard brauchst.“
„Was hat denn mein Bankberater damit zu tun?“
„Alle Bankberater kennen Anwälte. Die richtigen Anwälte. Diese Angelegenheit wird erledigt sein, bevor du mit dem Kofferpacken fertig bist.“
„Was bedeutet ‚die richtigen Anwälte‘? Ich habe doch einen Anwalt. Gabe wird sich darum …“
„Nein“, unterbrach Daisy sie. „Du brauchst einen Anwalt, der auf Einwanderungsrecht spezialisiert ist, und du brauchst den besten.“
„Gabe ist der beste!“
„Bestimmt ist er ein erstklassiger Jurist. Aber er ist kein Spezialist für Einwanderungsrecht.“
„Trotzdem werde ich nicht nach Argovia mitkommen.“
„Kümmere dich erst einmal um den Anwalt und deine Greencard. Danach können wir uns immer noch darüber unterhalten.“
Am nächsten Tag telefonierte Irina mit ihrem Bankberater, und schon wenige Stunden später hatte sie eine neue Anwältin. Ihr Name war Rita Rodriguez. Irina vereinbarte sofort einen Termin mit ihr.
Rita war eine schwarzhaarige, dunkeläugige Schönheit, die ein elegantes Kostüm und hochhackige Pumps trug und keine Zeit mit Nebensächlichkeiten vergeudete. Als Erstes nahm sie Irinas Kontoauszüge in Augenschein und stellte fest, dass Irina bislang nie das Gesetz gebrochen hatte. Nachdem sie alle Unterlagen der Einwanderungsbehörde begutachtet hatte, nickte sie zufrieden.
„Ich denke, wir können die Angelegenheit deutlich beschleunigen. Ich melde mich, sobald es etwas Neues gibt.“
Schon zwei Tage später rief Ritas Sekretärin bei Irina an und bat sie ins Büro ihrer Chefin.
„Es ist alles geklärt“, verkündete Rita sachlich. „Sie sollten in den nächsten Tagen Post von der Behörde bekommen; einen Brief, der besagt, dass Sie eine uneingeschränkte befristete Aufenthaltsgenehmigung haben. Die Greencard selbst dauert länger, aber das vorläufige Dokument ist genauso gut wie die Karte selbst. Wenn Sie den Brief bekommen haben, gehen Sie damit bitte zum Büro der Einwanderungsbehörde und lassen Ihren Pass entsprechend abstempeln. Dieser Stempel muss alle drei Monate erneuert werden, bis die Greencard da ist.“
„Ist gut.“
„Damit wäre dann alles erledigt“, erklärte die Anwältin. „Vorerst zumindest. Falls Sie diesen Brief nicht innerhalb der nächsten zehn Tage bekommen, melden Sie sich bitte bei mir. Und wenn Sie zwei Jahre lang verheiratet sind und sich um die unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung bewerben möchten, melden Sie sich wieder bei mir. In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass Sie und Ihr Ehemann kein gemeinsames Vermögen haben. Darum müssen Sie sich kümmern. Bei dem Antrag auf unbefristeten Aufenthalt aufgrund einer Ehe mit einem US-Bürger prüft die Behörde das sehr genau.“
„Gemeinsames Vermögen …“, wiederholte Irina besorgt. Sie hatte natürlich gelesen, dass dies eine Bedingung war, doch bisher hatte sie ein Gespräch darüber immer vor sich hergeschoben. Es widerstrebte ihr, Caleb damit zu belästigen, denn schon jetzt hatte er wegen der vermeintlich so einfachen formalen Eheschließung eine Menge Arbeit und Unannehmlichkeiten gehabt.
Mit ihren sorgfältig manikürten Fingern tippte Rita auf die blank polierte Schreibtischplatte. „Sie sollten ein gemeinsames Kreditkartenkonto haben. Und vielleicht zusammen ein Haus kaufen. Ihr Mann könnte Sie auch ins Grundbuch des Hauses eintragen lassen, in dem Sie zurzeit wohnen.“
Zusammen ein Haus kaufen.
Nun, das konnten
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